Barcelona verbietet neue Hotels im Zentrum


Nach dem neuen Tourismusentwicklungsplan ist Barcelona in vier Zonen eingeteilt: Rot steht für die Reduzierung des Beherbergungsangebots, Hellrot für den Erhalt des vorhandenen Bestandes, Orange und Gelb für kontrolliertes Wachstum. Foto: Ayuntamiento Barcelona

Ada Colaus Stadtplanung setzt auf die Reduzierung der touristischen Unterkünfte in der Innenstadt und die Ansiedelung neuer Hotels in der Peripherie

Barcelona – Der Stadtrat von Barcelona hat einen Plan verabschiedet, der die Anzahl der Hotels im Zentrum einschränkt. Damit löst Bürgermeisterin Ada Colau eines ihrer wichtigsten Wahlversprechen ein. Der sogenannte Städtische Bebauungsplan für touristische Unterkünfte (Plan Especial Urbaní- stico de Alojamientos Turísticos, PEUAT) trat sofort nach der Verabschiedung in Kraft und teilt Barcelona in vier Zonen mit unterschiedlichen Reduktions- bzw. Wachstumsvorgaben ein. In der Stadtmitte, in dem rot gekennzeichneten Gebiet, wird langfristig eine Verminderung des Unterbringungsangebotes angestrebt, sodass auch dann kein neues Hotel genehmigt werden wird, wenn ein anderes schließt. In den hellroten Bezirken soll der Bestand an Unterkünften erhalten bleiben. Im Falle der Schließung eines Hotels kann also ein neues eröffnen. In der orangen Zone ist ein Wachstum des Angebots um bis zu 4.000 Betten erwünscht. In keiner der drei vorgenannten Zonen darf für die touristische Unterbringung Wohnraum geopfert werden. Nur in den gelb gekennzeichneten Bezirken gilt diese Beschränkung nicht. Sie befinden sich in einer Phase der Neuordnung.

Der PEUAT, der unter anderem verhindern soll, dass die Barceloneser Bevölkerung durch Spekulationsprojekte aus ihren angestammten Wohnbezirken vertrieben wird, erntet – kaum dass er verabschiedet ist – Kritik von allen Seiten. Den Anwohner-Vereinigungen und der CUP, einer katalanischen Unabhängigkeitspartei der extremen Linken, geht der PEUAT nicht weit genug, sie wollen ein generelles Verbot der Ausweitung der touristischen Unterbringungskapazitäten. Hoteliers, Tourismus- und Immobilienfachleute sowie die Ortsgruppen der Parteien CiU, Ciudadanos und PP dagegen beschwören ein Untergangs- szenario, in dem die katalanische Hauptstadt Konkurrenzfähigkeit einbüßt und potenzielle Investoren durch mangelnde Rechtssicherheit in die Flucht geschlagen werden.

Irrweg oder Vorreiterrolle?

Auch andere Großstädte wie Berlin, Amsterdam, Venedig und Paris haben Bedingungen an die Genehmigung von Hotels in den Innenstädten gestellt oder sie mit der Wohnraumfrage verknüpft, doch bisher hat noch keine Stadtregierung eine stufenweise Reduzierung der Hotelbetten im Zentrum angeordnet.

Die stellvertretende Bürgermeisterin und Stadträtin für Stadtplanung, Janet Sanz, wirbt seit Monaten für die Notwendigkeit, Ordnung zu schaffen, in einer Stadt, in der „das Chaos und die Nachwirkungen der Immobilienblase regieren“, und für das Recht der Einwohner, in ihren angestammten Stadtvierteln zu bleiben. Nach der Verabschiedung des PEUAT betonte sie, der Plan erhalte den Wohnraum, die kommerzielle Vielfalt und die Qualität des öffentlichen Raumes in der Stadt. Er sei eine erste Maßnahme der ordnungspolitischen Regelung des Tourismus, viele weitere würden noch folgen, es gäbe kein Zurück mehr.

Vor eineinhalb Jahren hatte Bürgermeisterin Ada Colau ein Moratorium über die Vergabe von Genehmigungen für Hotels, Herbergen und Ferienwohnungen verhängt. Dadurch sind zwei große Hotelketten, Hyatt und Four Seasons, abgesprungen. Die Verabschiedung des PEUAT stoppt nun definitiv rund dreißig weitere Projekte, für die schon Gebäude und Grundstücke erworben worden waren. Von dieser Seite droht eine Klagewelle.

Andererseits hat die Zeit des Moratoriums dem Hotelgewerbe kurzfristig einen Aufschwung beschert. Die Rentabilität der Zimmer und deren Belegung sowie der Wert der bestehenden Hotels auf dem Immobilienmarkt sind deutlich gestiegen.

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