Barcelona protestierte gegen den Terror


Der Protestmarsch am 26. August in Barcelona ging um die Welt. Foto: EFE

500.000 Personen fanden sich zu einer Demonstration zusammen

Barcelona – Die Katalanen gingen zu Hunderttausenden auf die Straße, um zu zeigen, dass sie sich vor dem islamistischen Terror nicht fürchten. Nach Schätzungen der Stadtpolizei von Barcelona waren es bis zu 500.000 Menschen, die sich auf dem Paseo de Gracia eingefunden hatten, um ihren Abscheu vor den Anschlägen auf den Ramblas von Barcelona und in Cambrils zu demonstrieren.

Diese beeindruckende und ergreifende Veranstaltung wurde immer wieder durch Pfiffe und Sprechchöre gestört, die König Felipe und dem Präsidenten Rajoy galten, die sich in  Begleitung zahlreicher Minister und Regionalpräsidenten der Demonstration angeschlossen hatten. Auch viele nationalistische Flaggen und Plakate wurden getragen, auf denen der Präsident und die Krone mit der Gewalt im Nahen Osten in Verbindung gebracht wurden. Trotzdem unterstrichen Carles Puigdemont, der Chef der katalanischen Regierung, und Barcelonas Bürgermeisterin Ada Colau den Zusammenhalt, den die Bürger gegen den Terrorismus bewiesen haben.

70.000 rote, gelbe und weiße Rosen, in den katalanischen Nationalfarben, wurden an die Teilnehmer verteilt. Die Schauspielerin Rosa Maria Sardá und Miriam Hatibi, Sprecherin der Stiftung Ibn Batutta, verlasen am Ende des Protestmarsches ein Manifest. „Auch wenn die Terroristen zuschlagen, können sie uns nicht auseinanderbringen, sondern wir rücken enger zusammen. Wir fühlen uns stärker vereint als je zuvor in Freiheit und Demokratie trotz des Unterschieds der Kultur und des Glaubens“ erklärte Hatibi. Sardá fügte hinzu: „Sie werden nicht erreichen, uns zu trennen, denn wir sind nicht alleine. Wir sind viele Millionen Personen, welche den Terror ablehnen und das Zusammenleben verteidigen – in Manchester und Nairobi, in Paris und Bagdad, in Brüssel und New York, in Berlin und in Kabul“.

Regionalpräsident Puigdemont hatte nach der Veranstaltung erklärt, den Pfiffen und Protestrufen gegen den König und den Präsidenten dürfe man keine größere Bedeutung beimessen.

Hafida Oukabir ist die Schwester von zwei der Terroristen. Einer ihrer Brüder wurde bei dem Attentat in Cabrils von der Polizei erschossen. Der zweite befindet sich in Untersuchungshaft. Von ihrer Heimatstadt Ripoll aus wandte sie sich an die Öffentlichkeit und forderte die jungen Menschen ihrer Generation auf, sich nicht „perversen Ideen“ hinzugeben. „Wenn ein Jugendlicher, der in Katalonien geboren wurde oder als kleines Kind hierhergekommen ist, und sich gegen das Land oder gegen das Wertvollste auflehnt, das er besitzt, nämlich seine Heimat, dann haben wir ein ernstes Problem, das wir nicht verstecken dürfen“, erklärte sie bei einem Trauerakt in Ripoll.

Die Untersuchungen der Sicherheitskräfte haben nach und nach immer weiter Details ans Licht gebracht. Es war zunächst behauptet worden, bei den jungen Männern, die niemals auffällig waren, sei eine Art von „Express-Konvertierung“ zum Islam in wenigen Monaten erfolgt. Jetzt hat sich jedoch gezeigt, dass sie schon seit langer Zeit unter dem Einfluss des marokkanischen Imams Abdelbaki es Satty standen, der bei der Explosion in Alcanar ums Leben kam. Er instruierte sie jedoch nicht in der Moschee, sondern in seinem privaten Kleinbus und in seiner Wohnung. Satty reiste wiederholt nach Belgien und nach Marokko. Von Brüssel seien auch entsprechende Informationen über ihn an die spanischen Behörden ergangen, wurde jetzt bekannt. Nur zwei Tage vor dem Anschlag in Barcelona waren Mitglieder der Bande zu einem Kurzbesuch in Paris, und bislang konnte noch nicht festgestellt werden, was sie dort taten und wen sie trafen.

US-Geheimdienst hatte gewarnt

Ein Bericht der Zeitung „El Periódico de Cataluña“, der inzwischen auch von anderen Blättern bestätigt wurde, löste erheblichen Wirbel aus. Der amerikanische Geheimdienst hatte bereits am 25. Mai gewarnt, dass ISIS einen Anschlag auf die Rambla von Barcelona plant. Die Warnung ging bei den Sicherheitskräften, wie die Guardia Civil und die Nationalpolizei, ein. Von dort wurde sie an die dafür zuständige katalanische Polizei Mossos d’Escuadra weitergegeben. Zunächst heftig vom katalanischen Präsi­-

denten bestritten, räumten der Innenminister und der Polizeipräsident inzwischen ein, die Warnung erhalten zu haben. Sie sei jedoch nicht für glaubwürdig gehalten worden, da sie keine konkreten Fakten enthielt, sondern eine Information gewesen sei, wie sie häufig eingehen.

Sowohl Präsident Puigdemont als auch Polizeichef Trapero gehen inzwischen zum Gegenangriff über und beschuldigen die Medien, die Mossos d’Escudra zu deskreditieren. „Die Verbreitung dieser Nachrichten ist Teil einer Kampagne, um das gute Image der Mossos zu unterminieren, nach ihrem hervorragenden Krisenmanagement bei den Attentaten von Barcelona und Cambrils“. Trapero stritt entschieden ab, dass er oder Mitglieder seiner Einheit die Unwahrheit gesagt haben, als sie von den Medien über den Erhalt der Warnung befragt wurden. „Wir haben ausschließlich Informationen weitergegeben, die überprüft waren und den Tatsachen entsprachen“, erklärte er mit Nachdruck.

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