Bürgermeister Álvaro Dávila pilgert nach Candelaria, Kanarenpräsident Paulino Rivero nimmt Petition entgegen
Am Tag der Prozession der schwarzen Madonna von Candelaria, dem höchsten religiösen Feiertag der Kanaren, ist eine Delegation von mehreren Dutzend Bürgern aus Tacoronte nach Candelaria gepilgert, um ein Zeichen zu setzen: Ihre Nachbarn Berta und Antonio, beide weit über 70, sollen ihr Haus und ihre Existenz nicht wegen eines Justizirrtums verlieren.
Álvaro Dávila, der Bürgermeister von Tacoronte, wanderte ebenfalls mit, und begleitete die Pilger, bergauf und bergab, über einen Großteil der schweißtreibenden 25-Kilometer-Strecke. Danach nahm er noch in untadeliger Form und schwarzem Anzug an der Prozession vor der Kathedrale teil. Nach der Zeremonie löste sich der Kanarenpräsident Paulino Rivero aus der Gruppe von Politikern, die an der Prozession teilgenommen hatten, und ging, zusammen mit Dávila, auf die rund sechzig demonstrierenden Pilger zu. Er interessierte sich für ihr Anliegen, umarmte Berta und Antonio und nahm ihre Petition entgegen. Anlass für diese schöne und gelungene Solidaritätsbezeugung ist die Festsetzung eines neuen Termins für die Zwangsräumung des Hauses der beiden Senioren, zwanzig Monate, nachdem der letzte Vollzugstermin durch die Bürger von Tacoronte verhindert wurde.
Aufgrund einer Klage, die auf einem Irrtum oder einer Lüge beruhte, von Gutachtern, die im besten Falle ihr Geschäft nicht verstehen, fehlender Papiere im Katasteramt, und Anwälten, die wichtige Fristen verstreichen ließen, sind Berta Ferreiro, 75, und Antonio Méndez, 78, um ihr bis dahin schuldenfreies Haus und ihre Ersparnisse gebracht worden. Ihr Nachbar Urbano Hernández hatte sie verklagt mit der Behauptung, ihr Haus stütze sich auf die Fundamente seines Hauses. Auf der Basis zweifelhafter Gutachten wurden sie zu unnötigen Baumaßnahmen verurteilt, die den Wert des Hauses und ihre Mittel überstiegen. Bei der Zwangsversteigerung, von der sie durch ihren damaligen Anwalt nicht einmal informiert worden waren, schlug man das Haus perfiderweise ausgerechnet dem Kläger und Nachbarn zu, der die ganze Situation erst verursacht hatte.
Erst nachdem alle diese juristischen Schritte abgeschlossen und rechtsgültig waren, tauchte eine alte Luftaufnahme auf die zeigt, dass das Haus von Berta und Antonio vor dem des Nachbarn gebaut wurde und sich demzufolge ausschließlich auf seine eigenen Fundamente stützt. Obwohl damit erwiesen scheint, dass der ursprüngliche Klagegrund nichtig ist, bietet das spanische Zivilrecht keine Möglichkeit, den Irrtum zu korregieren.
Dass es soweit kommen konnte ist Folge einer Justiz, die es – nicht nur in Spanien – gewohnt ist, blind nach Aktenlage zu entscheiden. Die Gutachter sind zu den eigentlichen Richtern geworden.
Die Bürgerinitiative „Yo también vivo en el 102“ (Auch ich lebe im Haus 102) trifft sich nun wöchentlich, um Aktionen zu planen, welche die Zwangsräumung verhindern sollen. Anträge an die Beamten der Stadtverwaltung und die Lokalpolizei, von ihrem Recht, die Mitwirkung bei der Räumung aus Gewissensgründen zu verweigern, Gebrauch zu machen, sind schon eingereicht. Geplant sind außerdem eine Kundgebung vor dem zuständigen Gericht in La Laguna, und ein Antrag im Stadtrat, den böswilligen Nachbarn, der auch mit vielen anderen Tacorontern im Clinch liegt, zur „Persona non grata“ zu erklären. Und natürlich werden am Vormittag des 19. September wieder alle vor dem Haus von Antonio und Berta stehen und der Gerichtsdelegation entgegentreten.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]