Berta und Antonio haben ihr Haus verloren


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Ehepaar (78, 79) trotz nachweisbaren Justizversagens mit großem Polizeiaufgebot zwangsgeräumt

Am 19. September wurde ein Albtraum Wirklichkeit für die vielen Hundert Einwohner von Tacoronte, die bis zuletzt versucht haben, die Zwangsräumung ihrer beiden fast achtzigjährigen Nachbarn Berta und Antonio zu verhindern.

Dieser zweite Räumungsversuch nach fast zwei Jahren Galgenfrist wurde von derselben Richterin María Mercedes Santana aus La Laguna angeordnet, die den Fall schon die ganzen Jahre über verhandelt und entschieden hat.

Im Verlauf des Kampfes gegen diesen neuen Räumungsbefehl merkten die Mitstreiter der Bürgerbewegung und die Helfer von der PAH (Plattform gegen Zwangsräumungen) bald, dass es der Richterin dieses Mal ernst war damit, die Sache zu den Akten zu legen und damit auch die Proteste zum Schweigen zu bringen.

Kurz vor dem Termin wurde ein 100 Meter langer Straßenabschnitt vor dem Haus 102 für Bürger und Presse gesperrt und die Uhrzeit von 10.00 auf 8.00 Uhr vorverlegt. Schon ab fünf Uhr früh riegelte die Guardia Civil den Bereich ab. Dies und die Tatsache, dass gegen 23.00 Uhr letzte verzweifelte Verhandlungsversuche mit dem Anwalt von Urbano Hernández erneut scheiterten, ließ die Organisatoren der Proteste erkennen, dass sie verloren hatten.

Ab ein Uhr nachts räumten 30 Helfer – PAH, Nachbarn und ein Kamerateam von „El Día“ – das Haus der beiden Senioren aus (sogar die Fenster und Türen) und brachten deren Habseligkeiten in Sicherheit. Den Rest der Nacht harrten sie mit Antonio und Berta im Haus aus, einige sprühten noch Willkommensgrüße für den Nachbarn Urbano auf die Wände. Das Kamerateam dokumentierte von innen und vom Dach herunter die gesamte Räumung, einschließlich des Aufbrechens der Tür unter dem Schutz durchsichtiger Schilde – eine Polizeiaktion mit Spezialeinheiten, die der Aushebung einer Terrorzelle durchaus Ehre gemacht hätte.

Das „entwurzelte“ Ehepaar fand zunächst bei Nachbarn gegenüber Unterschlupf. Tapfer und die meiste Zeit gefasst sprach Antonio mit den anwesenden Reportern der TV-Sender  El Día, Mirame, Canarias, La Sexta und aller Tageszeitungen. „Für arme Leute gibt es keine Gerechtigkeit, die Jungen müssen das bedenken!“, war eine seiner Botschaften.

Auf www.youtube.com unter dem Stichwort „Antonio Berta 102“ kann man sich selbst ein Bild von der Aktion machen.

Berta und Antonio hatten ein schuldenfreies Haus (102) und einen ruhigen, bescheidenen Lebensabend vor sich. Doch dem bösen Nachbarn (104) gefiel es, vor Gericht zu ziehen, mit der unwahren Behauptung, das Haus der Senioren stütze sich auf seine Fundamente. Papiere und Luftaufnahmen, die zum rechten Zeitpunkt bei den zuständigen Stellen nicht gefunden werden konnten, weisen aus, dass der fragliche Gebäudeteil der 104 erst nach der 102 gebaut wurde, diese sich also nicht auf etwas stützen kann, was zum Zeitpunkt ihrer Errichtung noch nicht da war.

Im besten Fall unfähige Anwälte und Gutachter sowie eine gleichgültige Richterin sorgten dafür, dass die beiden verurteilt wurden, den nicht vorhandenen Schaden mit baulichen Maßnahmen für über 100.000 Euro zu richten, es kam zur Zwangsversteigerung. Dem Nachbarn Urbano Hernández wurde das Haus ohne weitere Kosten zugeschlagen, und er veranlasste die Zwangsräumung. Vor zwei Jahren konnte der Bürgerprotest diese noch abwenden.

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