Besserverdienende Rentner sollen stärker beim Arzneimittelkauf zur Kasse gebeten werden


Gesundheitsministerin Dolors Montserrat. Foto: EFE

Betroffen sind Rentner mit einem Jahreseinkommen zwischen 18.001 und 100.000 Euro

Madrid – Dieser Tage sorgte Gesundheitsministerin Dolors Montserrat mit der Nachricht für Aufregung, das Gesundheitsministerium werde die Medikamentenzuzahlungen für Rentner erhöhen.

Zuzahlungspflicht

Im Jahr 2012 wurde die Zuzahlungspflicht für im öffentlichen Gesundheitswesen verschriebene Medikamente eingeführt, die bis dahin vollkommen kostenlos für die Patienten waren. Bei den Rentnern wurden vier Einkommensstufen festgelegt, nach denen der zu leistende Anteil an den Medikamentenkosten und der monatliche Höchstbetrag individuell festgelegt wurden: Bei Bezug der Minimalrente gibt es keine Zuzahlung, bei einem Jahreseinkommen bis zu 100.000 Euro beträgt der Anteil 10% und der monatliche Höchstbetrag 8 bzw. 18 Euro (ab 18.000 Euro), bei einem höheren Jahreseinkommen 60% und maximal 60 Euro.

Weitere Stufen

Mitte Januar kündigte Gesundheitsministerin Dolors Montserrat nun an, in der Gruppe der Rentner mit einem Jahreseinkommen von bis zu 100.000 Euro weitere Abstufungen vorzunehmen. Zum einen könne es nicht angehen, dass ein Rentner mit einem Einkommen von 18.001 Euro denselben Betrag zuzahle wie ein Rentner mit einem Jahreseinkommen von 100.000 Euro.

Zum anderen müssten die Bessergestellten einfach mehr beitragen, so die Ministerin in einem Radio-Interview. Der Plan des Gesundheitsministeriums sieht vor, genau diese Einkommensstufe zwischen 18.001 und 100.000 Euro nochmals zu unterteilen.

Umstritten

Nach der Ankündigung der Ministerin meldeten sich umgehend die Oppositionsparteien PSOE und Podemos mit der Forderung zu Wort, die 2012 eingeführte Zuzahlungspflicht komplett abzuschaffen. Marciano Sánchez Baile, Präsident des Dachverbandes zur Verteidigung des öffentlichen Gesundheitswesens, erklärte: „Mit der Zuzahlungspflicht bezahlt nicht derjenige mehr, der mehr hat, sondern derjenige, der kränker ist.“

Tatsächlich gelten die Medikamentenzuzahlungen als umstritten. Sinn und Zweck von deren Einführung war, die horrenden Arzneimittelkosten des öffentlichen Gesundheitssystems zu senken, die 2009 eine Rekordhöhe von 12,5 Milliarden Euro erreicht hatten. Doch die Festsetzung von Höchstpreisen für Medikamente seitens der Regierung und gegenüber den Pharmakonzernen senkte die Kosten viel stärker als die Einführung der Zuzahlungspflicht. So sind die Kosten seit 2013 wieder im Steigen begriffen. Darüber hinaus kam es von Anfang an zu diversen technischen Problemen im Computersystem und beim Kauf eines Medikaments außerhalb der heimischen Region.

Auch haben Studien belegt, dass bis zu 20% der Rentner mindestens ein ihnen verschriebenes Medikament aus Spargründen nicht erworben haben.

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