Bestechung gehörte zur Tagesordnung


Das Bauunternehmen Isolux-Corsán steht im Verdacht, in diversen Fällen Beamte bestochen zu haben

Madrid – Acht Gerichte beschäftigen sich derzeit mit dem Bestechungsskandal des Baukonzerns Isolux-Corsán, der sich durch Geschenke und Zuwendungen an Beamte diverse Aufträge gesichert haben soll. Eine Richterin aus Barcelona hat angeordnet, dass die auf dem zentralen Server des Unternehmens gesicherten Beweise an die anderen Gerichte weitergeleitet werden. Dabei geht es um Dateien, welche die Aushändigung von Geldbeträgen oder Sachgeschenken (Reisen, Geschenke, Eintrittskarten) an Funktionäre verschiedener öffentlicher Institutionen nachweisen.

Die acht Gerichte liegen in sieben verschiedenen Regionen. Beamte könnten von Isolux-Corsán Geld oder Sachgeschenke angenommen haben, die ihnen das Unternehmen angeboten habe, um sich Vorteile in deren Ressorts zu sichern, heißt es in dem Beschluss der Richterin aus Barcelona, in den die Zeitung El País Einsicht nehmen konnte.

Ausschlaggebend für die Ermittlungen war der Fall Adif, bei dem 2014 Mehrkosten in Millionenhöhe beim Bau eines zwei Kilometer langen Abschnittes einer Schnellzugtrasse in Barcelona aufgedeckt wurden. Beamte von Adif, dem Betreiber des spanischen Schienennetzes, bescheinigten Corsán Arbeiten, welche das Unternehmen gar nicht vorgenommen, oder wofür das Unternehmen minderwertigeres Material als bescheinigt verwendet hatte. Im Gegenzug hatte Corsán den Beamten Ski­reisen spendiert.

Die Ermittlungen nahmen an Fahrt auf, als die Guardia Civil die Unternehmenszentrale von Corsán in Madrid durchsuchte und den Zentralserver beschlagnahmte. Bei dessen Untersuchung stießen die Polizeibeamten auf Hunderte Dateien und Mails zwischen Führungskräften und Beamten, die belegen, dass es für Corsán üblich war, Personen in Schlüsselpositionen zu

bestechen, um bei öffentlichen Vergabeverfahren und bei der Ausführung der Bauarbeiten bevorzugt behandelt zu werden.

Bestechungen gab es bei den Bauarbeiten an Schnellzugtrassen in mehreren spanischen Regionen. Doch im Visier der Ermittler sind auch Bauprojekte außerhalb der Schiene, wie Straßen, Häfen oder sogar Flughäfen.

Die leitende Richterin in Barcelona hat bislang acht konkrete Verfahren weitergeleitet:

Das Gericht von Ourense untersucht den Fall „Super Cup in Nizza“ (August 2010). Corsán soll dem Bauleiter des Projektes der Zugstrecke Ourense–Amoeiro die Reise, die Unterkunft und die Eintrittskarten für ein Fußballspiel finanziert haben.

In León beschäftigt sich das Gericht damit, ob Corsán bis zu drei Führungskräfte von Adif bei dem Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Palencia und León bestochen hat. Das Unternehmen übernahm die Kosten für die Renovierung der Wohnung der Tochter des Geschäftsführers für Infrastruktur. Zwei andere Kollegen sollen Güter oder Dienstleistungen erhalten haben.

An das Gericht in Madrid weitergeleitet wurde die Bestechung des technischen Leiters der für den Tajo-Fluss zuständigen Behörde, dem von Corsán eine Dauerkarte im Zarzuela-Theater und eine Kurzreise zur Romería von El Rocío finanziert worden sein soll.

Eine ähnliche Einladung untersucht das Gericht von Oviedo. Auch der technische Direktor der für die Flüsse Nordspaniens zuständigen Behörde soll gemeinsam mit seiner Ehefrau zu El Rocío, einem Essen, einem Stierkampf und einer Reise nach Indien eingeladen worden sein.

Der Bau der Schnellstraße zwischen Coria und Moraleja (Cáceres) wurde bei Corsán für 38 Millionen Euro in Auftrag gegeben, doch während der Ausführung führte das Unternehmen „geotechnische“ Probleme an, die Mehrarbeiten und eine Kostenerhöhung erforderten. Der Stadtratsvorsitzende von Trujillo forderte ein zehnprozentiges Honorar, um die Entscheidungsträger zu überzeugen.

In Valladolid geht es um die Bestechung des Vizepräsidenten der Provinzverwaltung, dem eine Japan-Reise zugutegekommen sein soll, während es für Corsán um Sonnenenergieparks und eine Trockenski-Anlage ging.

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