Bewahre uns vor der Gefahr, zu sesshaft zu werden …


Der neue 10-Monats-Pastor der Evangelischen Gemeinde Teneriffa Nord stellt sich vor

… – so lautete eine Fürbitte aus einem Gebet zu unserer Morgenandacht, die meine Frau und ich am Anfang dieses Jahres in Bogotá in Kolumbien hielten. Wir hatten ein wenig Mühe, die Fassung zu bewahren. Genau das ist es wohl, was unser gemeinsames Leben auszeichnet.

Wir gehören nicht zu den sehr Sesshaften, sondern waren – und sind es immer noch – für neue Erfahrungen und Herausforderungen offen. Das hat unser Leben bisher spannend und abwechslungsreich werden lassen.

Damit Sie uns ein wenig kennenlernen, hier einige Kostproben:

Pastor ist nach den Berufen eines Import-Exportkaufmanns und der Ausbildung und Tätigkeit als Religions- und Freizeitpädagoge der dritte Beruf, der dann doch etwas ganz anderes ist als nur Beruf.

In drei verschiedenen Landeskirchen der EKD haben wir Dienst getan: Westfalen, Kurhessen – Waldeck und Nordelbien (seit 2012 Nordkirche).

Auf verschiedenen kirchlichen Ebenen sind wir unterwegs gewesen: Als Gemeinde- Pädagoge in Herford/Westf. als Referent für Urlauber- und Kurseelsorge sowie missionarischen Gemeindeaufbau in Kassel /Kurhessische Kirche. Zwischenzeitlich Aufbaustudium in Sachen Theologie mit Examen und Ordination.

Danach waren wir in einer Dorfkirchengemeinde im hessischen Spessart als Gemeindepfarrerehepaar. Es folgte der Gemeindepastorendienst in dem großen Nordseeheilbad St. Peter-Ording. Für vier Jahre wagten wir auf Anfrage der Kirchenleitung noch einmal den Sprung auf die Landesebene in das Nordelbische Jugendpfarramt für Hamburg und Schleswig-Holstein. Dann aber sollte es ruhiger werden, wirklich?

Die letzten 13 Jahre im Pfarrdienst verbrachten wir in einer großen Innenstadtgemeinde mit anfänglich über 10.000 Gemeindemitgliedern in Neumünster in Mittelholstein. Es hat Freude gemacht (gelegentlich auch nicht nur) in einem Team von drei Kollegen, drei Diakonen und einem hauptamtlichen Kirchenmusiker sowie einer Mitarbeiterin für Seniorenarbeit zusammenzuarbeiten. Es sind 13 Jahre bis zur Pensionierung geworden, in denen ich nebenamtlich für acht Jahre noch einen Kirchengemeindeverband aus 13 Gemeinden mit 14 Kindertagesstätten, einer Sozialstation und einer Familienbildungsstätte geleitet habe.

Und dann kam der Ruhestand nach 39 Jahren hauptamtlichen kirchlichen Dienstes. Als Ehepaar und Familie mit zwei Kindern sind wir insgesamt zehnmal umgezogen. Da lernt man ganz praktisch das Loslassen und Neubeginnen. Und irgendwie haben wir uns das alles nicht selber ausgesucht. Wir wurden gefragt und haben uns orientiert in einem guten Gemenge von beidem. Der bekannte Theologe, Journalist und Schriftsteller Heinz Zahrnt, der uns in der Zeit in St. Peter-Ording zum väterlichen Freund geworden war, sagte uns einmal: Wisst Ihr, der liebe Gott ist immer am Fügen.

Und diese Bewegung in der Gestaltung des Lebens sollte nun im Ruhestand mit einemmal beendet sein? Von 1996 bis Anfang 1999 haben wir unser kleines seniorengerechtes Haus in Husum an der Nordsee genossen. Dann fiel uns eine Anzeige der EKD in die Augen, in der ein rüstiger Pensionär dringend für pfarramtlichen Dienst in der Türkei gesucht wurde. Wir wollten uns nur einmal unverbindlich informieren, wurden aber gleich zu einem Gespräch nach Hannover eingeladen, das sich zu einem Vorstellungs- und Bewerbungsgespräch wandelte und mit einer vertraglichen Vereinbarung endete. Auf diese Weise sind wir von 2009 bis 2012 für insgesamt 22 Monate in der Türkei und Ungarn tätig gewesen. Anfang dieses Jahres wurde in Bogotá / Kolumbien bei der deutschen Gemeinde dringend Vertretung für einen schwer verunglückten Kollegen gesucht. Die EKD fragte bei uns an, und wir sind für ein Vierteljahr nach Südamerika gereist.

Und nun kommt Teneriffa Nord auf uns zu, wieder im Auftrag der EKD und des Herrn der Kirche, der ja die Sendung seiner Diener immer auch weltweit verstanden hat: Gehet hin in alle Welt.

Es ist so: Die Fürbitte „Bewahre uns vor der Gefahr, zu sesshaft zu werden“ haben wir vorher noch nie richtig ausgesprochen. Sie ist auch so erhört worden. Und wir sind dankbar für dieses Leben im Dienst der Kirche und des Herrn Jesus Christus. Es war und ist ein farbenfrohes Leben mit vielen bereichernden Erfahrungen. Da sind viele Mosaiksteine zu betrachten, und einer davon soll nun Teneriffa Nord werden.

So grüßen wir Sie alle ganz herzlich,

Marlies und Johann

Weingärtner

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