Bis zu 25 unterschiedliche Schulbücher für das gleiche Fach


Die Schüler einer Region lernen nicht das Gleiche wie ihre Altersgenossen aus einer anderen Region. Foto: Cabildo La Gomera

Die Schulbuchverlage protestieren und fordern mehr Vereinheitlichung und staatliche Kontrolle

Madrid – Die letzte Bildungsreform und die Entscheidungsfreiheit der Regionen haben dazu geführt, dass die Schulbuchverlage für das neue Schuljahr bis zu 25 Versionen für dasselbe Fach in derselben Jahr­-

gangsstufe herausgegeben haben. Die nationale Vereinigung der Schulbuchherausgeber (Anele) sah sich veranlasst, vom Bildungsministerium eine größere Vereinheitlichung der Inhalte von Schulbüchern zu fordern.

„Sie gehen so weit, dass sie uns bitten, für eine Insel mit nur zwei Schulen unterschiedliche Bücher herauszugeben,“ so Anele-Präsident José Mo­yano.

Das Bildungsministerium legt nur die Grundlagen des zu erlernenden Stoffes fest, die bei den Grundfächern 50% ausmachen. Der Rest wird von der jeweiligen Region entschieden. Die fehlende Kontrolle seitens des Bildungsministeriums und die unterschiedlichen Anforderungen der Regionen haben dazu geführt, dass durchschnittlich jeder Herausgeber für das vergangene Schuljahr 25 voneinander abweichende Bücher für das Fach Sozialwissenschaften im vierten Grundschuljahr, 19 verschiedene für Mathematik und 18 unterschiedliche für Spanisch erstellen musste.

Seit Inkrafttreten der letzten Bildungsreform LOMCE hat sich die Zahl der Schulbuchversionen für das gleiche Fach einer Stufe vervielfacht, was beweist, dass die LOMCE nicht ihr Ziel erreicht hat, den in den 17 Regionen gelehrten Stoff zu vereinheitlichen.

Noch nie habe es eine derartige Vielfalt bei Fächern gegeben, die grundsätzlich neutral seien, wie Mathematik, beteuerte Moyano. „In diesem Land gilt ein Mathematik-Buch nicht für alle, und das ist ein Unding,“ kritisierte der Vertreter der Schulbuchherausgeber weiter.

José Moyano wies jedoch auch darauf hin, dass die Zunahme der Versionen damit zusammenhänge, dass vermehrt Schulbücher in den regionalen Amtssprachen und in Englisch verfasst werden.

Trotzdem führen die Herausgeber die enorm große Bandbreite an unterschiedlichen Schulbüchern für das gleiche Fach der gleichen Klassenstufe auf die Entscheidungs­-

freiheit und die Sonderwünsche der einzelnen Regionen zurück. Antonio María Ávila, geschäftsführender Direktor von Anele, erklärte, die autonomen Regionen würden nicht aus pädagogischen, sondern vielmehr aus politischen Gründen unterschiedliche Ausführungen verlangen.

Auch die teilweise erheblichen Unterschiede bei der Anzahl der Unterrichtsstunden je nach Region würden eine Rolle spielen. Bei Abschluss der Primarstufe haben die Grundschüler in Madrid 400 Unterrichtsstunden mehr absolviert als die Grundschüler des Baskenlandes. Die Grundschüler in Aragonien haben weniger als die Hälfte der Unterrichtsstunden in Spanisch und Literatur als die des Baskenlandes.

Zwar liegen dem Dachverband der Herausgeber keine Daten über die Auswirkungen der Schulbücher­vielfalt auf die den Familien entstehenden Kosten vor, jedoch sind diese laut der Statistik seit Inkrafttreten der LOMCE um drei Prozent angestiegen. Die Schulbuchverlage verzeichneten im vergangenen Jahr einen Umsatz von 856,04 Millionen Euro, was einem Anstieg von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

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