Cirque du Soleil ist pleite

Mit der Show LUZIA plante der Cirque du Soleil diesen Sommer auf Gran Canaria zu gastieren. Doch die Vorstellungen wurden, ebenso wie alle anderen weltweit, abgesagt. Foto: Cirque du Soleil

Mit der Show LUZIA plante der Cirque du Soleil diesen Sommer auf Gran Canaria zu gastieren. Doch die Vorstellungen wurden, ebenso wie alle anderen weltweit, abgesagt. Foto: Cirque du Soleil

Die Vorreiter eines Zirkus ohne Tiere stehen vor dem Aus

Kanada – Noch im letzten Jahr erfreuten sich die Bewohner der Kanarischen Inseln und die Besucher an der grandiosen Show, welche die Artisten des Cirque du Soleil, oder Circo del Sol, wie er in Spanien genannt wird, auf Gran Canaria boten. Wochenend-Pauschalreisen wurden für die Bewohner anderer Inseln angeboten und zahlreich gebucht. Die Resonanz auf die Vorstellungen war so groß, dass die Zirkusleitung angekündigt hatte, auch in diesem Jahr ihr Zelt im Süden Gran Canarias aufzuschlagen. Vom 7. Juli bis 23. August sollte der Cirque du Soleil mit seiner Show LUZIA im Süden von Gran Canaria ein Gastspiel geben. Dieses wurde aber bereits zu Beginn der Pandemie Anfang März abgesagt.
Und jetzt das: Am 29. Juni meldete der „Cirque“, wie er in seiner Heimat Quebec liebevoll genannt wird, Konkurs an. Rund 900 Millionen US-Dollar Schulden und die Entlassung von 95% des Zirkusensembles sind die traurige Bilanz. Schuld ist nicht nur die Pandemie, die das Zirkusleben komplett lahmgelegt hat, sondern ein Schuldenberg, den das Unternehmen schon seit fünf Jahren vor sich herschiebt.
Der Ausfall aller Einnahmen durch die Corona-Krise hat dem Traditionsunternehmen schließlich den Todesstoß versetzt. Insgesamt 3.840 Menschen verloren ihre Jobs. Zwei Fonds mit fast 18 Millionen Euro sollen das Personal und die Vertragspartner entschädigen. „36 Jahre lang war der Cirque du Soleil ein erfolgreiches und rentables Unternehmen. Aber angesichts der erzwungenen Absage aller Vorstellungen wegen Covid-19 hat die Leitung diesen Schritt gehen müssen, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern“, erklärte der Präsident und geschäftsführende Direktor Daniel Lamarre.
Das Unternehmen mit Sitz in Montreal wurde 1984 in der Provinz Quebec in Kanada gegründet und schrieb durch die besondere Mischung von Fantasie, Farbenpracht und körperbetonten Showeinlagen Erfolgsgeschichte. Ein neues Konzept von einem Zirkus ohne Tiershows war geboren. Corona brachte dann den Absturz. Aber der große Stern am Himmel der Zirkuswelt ist noch nicht ganz erloschen. Geschäftsführer Lamarre verkündete, dass dieser bittere Schritt notwendig war, um die Zukunft zu garantieren.

Foto: Cirque du Soleil
Foto: Cirque du Soleil

Hoffnung für die Zirkuswelt
Mit den derzeitigen Eigentümern wurde eine Grundsatzvereinbarung getroffen, um „die Wiederaufnahme der Aktivitäten zu gewährleisten und den Hauptsitz in Montreal zu erhalten“, bestätigte Lamarre. Die Vereinbarung sei nicht endgültig, da andere Konzerne das Angebot noch überbieten könnten, aber zumindest garantiere sie dem Unternehmen nach einigen äußerst schwierigen Monaten Stabilität. Im Rahmen der Vereinbarung würden TPG Capital, Fosun und die Caisse d’Épargne et d’investissement du Québec – die derzeitigen Eigentümer – 100 Millionen US-Dollar einbringen und das von der Regierung von Québec angebotene Darlehen von 200 Millionen US-Dollar annehmen. Sie würden auch das 18-Millionen-Dollar-Paket zur Unterstützung der entlassenen Mitarbeiter übernehmen.
Den Gläubigern wurde zur Tilgung ihrer Forderungen, eine 45%ige Beteiligung am Unternehmen angeboten und weitere 45 Millionen Dollar würden als nicht abgesicherter Kredit stehen bleiben.
Es bleibt abzuwarten, ob sie diesem Vorschlag zustimmen oder ob der Umstrukturierungsprozess eine langwierige Zitterpartie wird. Oder ob vielleicht noch ganz andere Protagonisten in der Manege auftauchen und das Programm mitgestalten. Vor allem zwei Namen sind im Gespräch: QuEbecor – das größte Medien- und Telekommunikationsunternehmen der Provinz Québec – und der Milliardär Guy Laliberté, der 1984 einer der drei Mitbegründer des „Cirque“ war. Vor fünf Jahren, 2015, verkaufte er 90% seiner Anteile für rund 1,4 Milliarden Euro an das amerikanische Unternehmen TPG Capital (55%), den chinesischen Fonds Fosun (25%) und die Caisse d’Épargne et d’investissement du Québec (10%). „Nach einer eingehenden Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich meinem Herzen folgen muss“, erklärte der 60-jährige Künstler und Weltraumtourist und bestätigte damit sein Interesse für einen Wiedereinstieg.

Mindestens zwei Jahre Übergangszeit
Noch vor dem Ende des Sommers soll feststehen, unter welchen Eigentumsverhältnissen es weitergehen wird. Geschäftsführer Daniel Lamarre rechnet mit einer mindestens zweijährigen Übergangszeit, um Stabilität in die Zirkuswelt des „Cirque“ zu bringen.
Den Startschuss soll die Wiederaufnahme der festen Vorstellungen in Las Vegas geben. Das Zirkuszelt im alten Hafen von Montreal ist noch geschlossen,und auch im Trainingszentrum der Artisten sind noch keine Anzeichen einer Wiederbelebung festzustellen. Und trotzdem bleibt, bei so viel Rettungsbemühungen, die Hoffnung, dass es bald wieder heißen wird „Manege frei – für den Cirque du Soleil“.

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