Corona-Maßnahmen treffen kanarische Wirtschaft besonders hart

Die Kanaren leiden durch die große Abhängigkeit vom Tourismus besonders unter den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie. Die menschenleere Shopping-Meile von Playa de las Américas ist nur ein Beispiel. Foto: WB

Die Kanaren leiden durch die große Abhängigkeit vom Tourismus besonders unter den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie. Die menschenleere Shopping-Meile von Playa de las Américas ist nur ein Beispiel. Foto: WB

Auf den Inseln gingen viermal mehr Arbeitsplätze verloren als auf dem spanischen Festland

Kanarische Inseln – Die Wirtschaft in ganz Europa leidet unter den Folgen der Pandemie-Maßnahmen. Es trifft jedoch nicht alle Regionen gleichermaßen hart. Länder und Gebiete, die über eine starke Industrie und hohe Exportraten verfügen, leiden weniger heftig unter der Abschwächung der Weltwirtschaft als solche, die stärker vom Dienstleistungssektor abhängen.
Auf europäischer Ebene sind es Frankreich, Italien und Spanien, welche die Krise am härtesten trifft. Innerhalb Spaniens sind die Kanarischen Inseln und die Balearen die größten Verlierer der Ausbremsung der Wirtschaft. Die Kanaren hat die Pandemie doppelt so hart getroffen wie das restliche Spanien. Allein die Zerstörung von Arbeitsplätzen fällt viermal so hoch aus wie im spanischen Durchschnitt.
Auf dem Archipel machen sich die Krisenfolgen bei allen wichtigen wirtschaftlichen Parametern stärker bemerkbar, als in der Gesamtheit des Landes: beim Bruttoinlandsprodukt (BIP), bei der Entwicklung des Arbeitsmarktes, bezüglich der Kurzarbeit und bei den Arbeitslosenzahlen.
Das BIP ist die wichtigste makroökonomische Größe. Es fasst alle produzierten Güter und erbrachten Dienstleistungen des Landes zusammen, auch die Löhne und das Steueraufkommen fließen mit ein. Zum Ende des dritten Quartals 2020 lag das spanische BIP um 8,7% niedriger als 2019, ein Abfall von historischen Dimensionen. Das BIP der Kanaren verlor mit 19,8% mehr als doppelt so viel.
Der Arbeitsmarkt leidet, wenn die Unternehmen leiden. Seit Februar, dem letzten Monat wirtschaftlicher Normalität, bis November gingen in ganz Spanien über 228.000 Arbeitsplätze verloren, das sind 1,2% aller Beschäftigungsverhältnisse. Allein auf den Kanaren ist die Zahl der versicherungspflichtigen Arbeitsplätze um 37.374 zurückgegangen. Das bedeutet, dass 4,6% der Jobs, die es vor der Pandemie auf den Inseln gab, zerstört wurden, fast viermal mehr als im spanischen Mittel.
Die Kurzarbeit (ERTE) hängt wie ein Damoklesschwert über dem Arbeitsmarkt. Wenn die Regierung beschließt, die ERTE-Sonderregelungen nicht mehr zu verlängern, werden sich viele der Arbeitnehmer, die davon betroffen sind, in Arbeitslose verwandeln. In ganz Spanien befinden sich 746.900 Personen in Kurzarbeit, 10,7% davon, rund 80.000 Arbeitnehmer, leben auf den Kanaren.
Was die Arbeitslosenzahlen angeht, so ist auch diesbezüglich die Lage auf den Inseln besonders dramatisch. Zum Ende des dritten Quartals lag die Arbeitslosenquote in der Region bei 25%. Jeder vierte arbeitsfähige und -willige Einwohner der Kanaren ist ohne Beschäftigung. Für ganz Spanien liegt dieser Wert fast neun Punkte darunter bei knapp 17%.

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.