„Daran werde ich mich mein Leben lang erinnern“


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Kanzlerin Angela Merkel in Santiago de Compostela:

Nachdem die deutsche Kanzlerin Angela Merkel 24 Stunden gemeinsam mit dem spanischen Präsidenten Mariano Rajoy in dessen Geburtsstadt Santiago de Compostela verbracht hatte, legten beide einen beachtlichen Grad der Übereinstimmung an den Tag und das nicht nur auf politischer sondern auch persönlicher Ebene. Gemeinsam hatten sie eine Strecke von fünf Kilometern des Jakobswegs zurückgelegt und aßen danach in einer bekannten Marisquería, einem Restaurant für Meeresfrüchte, zu Abend.

A Coruña – Dort unterhielten sie sich mehr als vier Stunden angeregt, begleitet von ihren Dolmetschern, denn sie beherrschen keine gemeinsame Sprache. Doch ihre Gesten brachten deutlich ihre persönliche Nähe zum Ausdruck.

Nach einem gemeinsamen Besuch der Kathedrale von Santiago erklärte die Kanzlerin, sie sei von diesem speziellen Besuch tief beeindruckt, einem sehr untypischen Treffen mit Rajoy.

„Dies war eine freundschaftliche Einladung, bei der wir nicht nur die üblichen politischen Gespräche geführt haben. Ich hatte Gelegenheit, einen Teil der spanischen Geschichte kennenzulernen, und es hat mich ganz besonders beeindruckt, zusammen mit Mariano auf dem Jakobsweg zu wandern. Ich habe ein ganz spezielles Ambiente gespürt und nehme eine Erinnerung fürs ganze Leben mit. Ich lernte die Geschichte der Geburtsstadt Rajoys kennen, diesen herrlichen Parador „Reyes Católicos“, wo wir Gespräche führten und die Kathedrale“, schwärmte Angela Merkel bei der abschließenden Pressekonferenz.

Sie nannte Mariano Rajoy nicht nur einen politischen Verbündeten, vielmehr sei er fast so etwas wie ein Freund. „Die Umgebung bot ein ganz spezielles Ambiente für unsere Gespräche, ganz anders als die Treffen in Brüssel, wo es nie genug Zeit gibt, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Unsere Relationen sind sehr gut, und es herrscht unter uns ein hoher Grad der Übereinstimmung“, freute sie sich.

Die Begeisterung der Kanzlerin war so groß, dass sie Rajoy spontan in ihre Geburtsstadt Templin einlud. „Meine Heimat ist ebenso wie Santiago de Compostela Kulturerbe der Menschheit.  Wenn wir beide zusammentreffen wollten, müssten wir fast ganz Europa durchqueren.“

Auch der spanische Präsident strengte sich an, die große Übereinstimmung in Worte zu kleiden. „Ich bedanke mich für den Besuch unserer guten Freundin Angela Merkel. Unsere  gemeinsamen Gespräche sind immer fruchtbar, aber das Vergnügen war dieses Mal doppelt, denn ich hatte Gelegenheit, ihr die historischen Stätten des Ortes zu zeigen, in dem ich geboren wurde. Gemeinsam sind wir auf dem Jakobsweg gegangen, den Jahr für Jahr Tausende Deutsche aus religiösen Motiven oder zur Inspiration erwandern. Es war ein sehr nützliches Treffen, und unsere Beziehungen sind großartig“, unterstrich er wiederholt.

Nach der Pressekonferenz aß die Kanzlerin mit dem spanischen Präsidenten, der sich in seiner Heimatstadt im Urlaub befand, noch zu Mittag, bevor sie ihren Rückflug antrat.

Offenbar sollte das Treffen in Galicien zeigen, dass sich die beiden politischen Führer als bevorzugte Partner betrachten, die den rechten Flügel der Europäischen Union darstellen, während sich die anderen beiden großen Nationen Frankreich und Italien in den Händen der Linken befinden und Großbritannien sich immer weiter vom Herzen der EU entfernt.

Bürgerproteste

Bei ihrem Besuch musste die deutsche Kanzlerin auch feststellen, dass sie nicht bei jedermann willkommen war. Vor dem Parador „Hostal de los Reyes Católicos“ in dem sie während ihres Besuchs wohnte, hatten einige Hundert Personen Aufstellung genommen, die sie mit Pfiffen und Protestrufen empfingen. „Weniger Einsparungen, Troika raus, den harten Weg der Spanier bist Du nicht gegangen“ sind nur einige Zitate. Einer der Protestler versuchte, der Kanzlerin ein Schreiben auszuhändigen, in dem er verlangte, dass sie sich für die Unterstützung entschuldigt, die Deutschland dem Franco-Regime zukommen ließ.

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