Das Ende von Bergbau und Kohlekraftwerken, auch in Spanien


Das Kraftwerk As Pontes in Á Coruña ist ein Kohle- und Gaskraftwerk. Sein 356 m hoher Schornstein ist der dritthöchste Europas. Der ausgekohlte Tagebau dient heute als Kühlwasserteich. Foto: José Antonio Cartelle

Die letzten 26 Minen werden größtenteils ihre Aktivität einstellen, die 15 Kohlekraftwerke in wenigen Jahren schließen

Madrid – Wie in Deutschland läutete man auch hierzulande im Dezember das Ende der Kohle-Ära ein. Fast alle Minen werden geschlossen, innerhalb von anderthalb Jahren sollen zudem 9 der 15 Wärmekraftwerke dicht gemacht werden.

Im Jahr 2010 akzeptierten die Brüsseler Behörden auf Wunsch und Drängen von Deutschland und Spanien, dass unrentable Minen weiterhin öffentlich unterstützt werden. Doch die EU stellte die Bedingung, dass die Kohle-Bergwerke bis zum 31. Dezember 2018 geschlossen werden müssten. Sollten die Bergbau-Unternehmen nach diesem Stichtag ihre Geschäftstätigkeit aufrechterhalten, würden sie auf öffentliche Unterstützung verzichten und die Subventionen zurückerstatten müssen.

Diese Einigung wurde erzielt, nachdem der spanische Bergbau bereits seit über zwei Jahrzehnten rote Zahlen geschrieben hatte. Das Ende der spanischen Kohle war besiegelt, doch zumindest war ein Zeitrahmen von zehn Jahren erreicht worden.

Ende 2018 existierten noch 26 Kohle-Minen, und zwar in Asturien, Aragonien und Kastilien-León, von denen jedoch nur 12 aktiv waren. Die Zahl der Kumpel war von 51.420 im Jahr 1985 auf knapp über 2.000 gesunken. 90% der in Spanien verbrauchten Kohle wurde mittlerweile aus dem Ausland importiert.

Teresa Rivera, Ministerin für Ökologischen Übergang, besprach mit den Präsidenten der von der Minen- und Kraftwerkschließung betroffenen Regionen Kastilien und León (Juan Vicente Herrera, l.), Asturien (Javier Fernández, 2.v.r.) und Aragonien (Francisco Javier Lambán, r.) die Lage. Foto: EFE

Das Ende der Kohle und der Wärmekraftwerke war längst besiegelt. Emissionszertifikate wurden immer teurer, die Vergabe staatlicher Subventionen zusehends durch Brüssel erschwert. Bergbaubetrieben und Kohlekraftwerken wurde trotz des massiven Abbaus immer noch 15% aller Treibhausgas-Emissionen der spanischen Industrie zugeschrieben.

Die Betreiber der Kohlekraftwerke gingen dazu über, veraltete Anlagen abzustoßen. Von den 15 Kohlekraftwerken, die im letzten Jahr 14% der Elektrizität lieferten, werden in den nächsten anderthalb Jahren neun schließen. Iberdrola und Endesa haben bereits bei der Regierung die Schließung von vier Kraftwerken beantragt, Naturgy (ehemals Gas Natural) will in Kürze ebenfalls für drei Kraftwerke das entsprechende Verfahren einleiten. Ohne Kraftwerke bleibt den restlichen Minen kaum mehr eine Chance zum Überleben.

Mit Stand Ende Dezember haben nur zwei Bergbau-Unternehmen von 15, die die 26 Minen betreiben, ihren Willen bekundet, den Betrieb weiterzuführen: Hijos de Baldomero García aus El Bierzo (León) mit 25 Mitarbeitern, Samca aus Teruel mit 150 Beschäftigten und das öffentliche Unternehmen Hunosa mit circa tausend Kumpeln, das eine kleine Mine betreibt, die zu keinem Zeitpunkt Subventionen erhalten hat.

Die beiden privaten Unternehmen werden mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Nicht nur, dass sie die seit 2011 erhaltenen Subventionen über 8,35 Millionen bzw. 8,5 Millionen Euro zurückzahlen müssen, auch werden sie kaum mehr Abnehmer in Spanien finden.

Die Bevölkerung jedenfalls wird am stärksten durch die Schließung der Kraftwerke betroffen. Während das Ende des Bergbaus mit einem nationalen Plan von 250 Millionen Euro abgedeckt wird, ist die Zukunft der rund 3.000 Menschen, die direkt oder indirekt von den Kohlekraftwerken leben, ungesichert.

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