Das „heimliche“ Wachsen des Granadilla-Hafens


© Moisés Pérez

Hafengegner könnten Teil der Stiftung zur Überwachung des Hafenbaus werden

Kaum hat die EU-Kommission grünes Licht für das umstrittene Hafenprojekt von Granadilla erteilt, schmieden die Interessenverbände auch schon neue Pläne für dessen Vergrößerung. Tatsächlich wurden die ursprünglichen Baupläne für den Industrie- und Handelshafen 2005 angesichts des immensen Drucks, den Projektgegner und Umweltschützer ausübten, um einiges reduziert.

Erst danach bestand überhaupt eine Chance, dass die Pläne den geübten Augen der EU-Kommissare standhielten, die das Projekt auf seine Auswirkungen auf die Umwelt hin überprüften.

Knapp zwei Wochen nachdem Brüssel nach mehrmaligen Verzögerungen dem Bauvorhaben schließlich seinen Segen erteilte, wird angesichts der jüngsten Pläne der Hafenbefürworter ersichtlich, dass es sich bei der Reduzierung der ursprünglichen Baupläne wohl einzig und allein um „Augenwischerei“ handelte. So hat die Hafenbehörde von Santa Cruz de Tenerife bereits Ende November alle notwendigen Schritte in die Wege geleitet, um das Bauprojekt wieder zu vergrößern.

Um jedoch in Brüssel keinen Ärger zu erregen, wurde penibel darauf geachtet, den einzig möglichen Weg zur Projektvergrößerung zu nehmen, ohne gegen die Normen zu verstoßen. So wurden die 185,7 Hektar, um die das Projekt 2005 reduziert wurde, als so genanntes „Komplementärgelände“ wieder hinzugefügt. Es handelt sich dabei um ein Gelände nördlich des 78,8 Hektar umfassenden Hafengebiets, das vom Meer bis zur Südautobahn reicht und den Eigentümern abgekauft wurde, sobald die ersten Pläne für den Hafenbau geschmiedet waren. Böse Zungen behaupten in diesem Zusammenhang, dass sich hierbei der eine oder andere politische Entscheidungsträger bereichert haben könnte.

Die Hafenbehörde rechtfertigt die Einbeziehung dieses „Komplementärgeländes“ mit der „Notwendigkeit über genügend Gelände für die Einrichtung von Unternehmen von Teneriffas Freihandelszone, die kürzlich verabschiedet wurde, zu verfügen“.

Kleiner Lichtblick für die Hafengegner

Die Umweltschutzorganisationen und Bürgerverbände, die sich seit Jahren gegen das umstrittene Bauvorhaben stark machen, könnten Teil der unabhängigen Stiftung werden, die darüber wachen soll, dass beim Hafenbau die Ausgleichsmaßnahmen, die Brüssel zur Bedingung gemacht hat, auch tatsächlich eingehalten werden.

Die Gründung der Stiftung ist eine der Forderungen, die die EU-Kommission gestellt hat, um zu gewährleisten, dass die Ausgleichsmaßnahmen zur Eindämmung der Umweltschäden durchgeführt werden. Martin Libicky, Präsident des Petitionsausschusses des EU-Parlaments will der EU-Kommission nun vorschlagen, dass sich diese entsprechend bei der spanischen Regierung einsetzt. In deren Händen liegt es nämlich, die Statuten der Stiftung dahingehend zu ändern, dass auch die Bürgerverbände und Umweltschutzorganisationen Teil davon werden können. Damit würden die Hafengegner in etwa dasselbe Stimmgewicht erhalten wie die Hafenbehörde. Libicky will außerdem vorschlagen, dass sämtliche Berichte, die die Stiftung vor, während und nach dem Hafenbau erstellt, auch dem EU-Parlament zur Überprüfung vorgelegt werden.

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.