Immer wieder werden verunglückte Helikopter gefunden, die von niemandem vermisst werden – sie werden für den Rauschgifthandel eingesetzt
Kommandant Sokol Feka war 15 Jahre lang Helikopter-Pilot bei der Luftwaffe von Albanien. Als das Unglück passierte, war er 40 Jahre alt und als Ausbilder auf der Luftwaffenbasis von Farka in Albanien tätig. Er war also ein ausgesprochener Experte für derartige Flüge. Doch seine Erfahrung hat ihm wohl nichts genützt, um dem Hochspannungsmast in der Sierra von Málaga auszuweichen, mit dem er und sein 32-jähriger andalusischer Kopilot während der Nacht kollidierten. Beide befanden sich an Bord eines Hubschraubers Modell BO-105. Ihre Körper und die 900 Kilogramm Haschisch, die sie für eine spanische Drogenhandelsorganisation transportierten, wurden verstreut in den Bergen gefunden.
Sokol Feka wollte sich während seines Urlaubs in Spanien ein zusätzliches Gehalt verdienen, doch dieser letzte Flug kostete ihn das Leben. Dieses Unglück ereignete sich Anfang dieses Jahres und führte dazu, dass die Guardia Civil 19 Personen verhaften konnte. Sie gehörten einer Organisation von Drogenhändlern an, die dabei war, zwei weitere Helikopter zu erwerben, um den lukrativen Handel mit Haschisch über eine „Luftbrücke“ zwischen Marokko und Spanien auszubauen.
Der Himmel ist bei den Rauschgifthändlern in Mode gekommen, denn die Flüge sind schnell und effektiv, aber Unfälle sind sozusagen an der Tagesordnung. Von Zeit zu Zeit – etwa alle vier Monate – tauchen an irgendeinem Platz in Andalusien geheimnisvolle verlassene Hubschrauber auf. Meist liegen sie auf der Seite mit zerbrochenem Rotor oder fehlendem Fahrwerk. Natürlich fehlen stets der Flugplan und die geringste Spur von der Besatzung. Und was wirklich erstaunlich ist – wie in Níjar beim Cabo de Gata (Almería) geschehen: Niemand scheint die Helikopter zu vermissen. Der in Níjar gefundene Hubschrauber war laut Experten mindestens 500.000 Euro wert. Dieser Fall hatte ein enormes Interesse bei den Medien geweckt, doch er untersteht weiterhin der Geheimhaltung. Wie jedoch aus Kreisen der Guardia Civil zu erfahren war, sind die Untersuchungen so gut wie abgeschlossen, und es gibt kaum einen Zweifel, dass es sich wieder um einen missglückten „Drogen-Flug“ gehandelt haben muss.
Flugtransport ist wesentlich kostspieliger als der Transport von Drogen im Schnellboot, denn er erfordert erfahrene Piloten. Er findet während der Nacht statt, die Maschinen können niedrig fliegen, sie werden nicht vom Radar erfasst, und sie können praktisch an jedem Punkt Andalusiens landen. „Die Boote dagegen müssen an der Küste anlanden, während die Hubschrauber einen wesentlich größeren Aktionsradius haben. Sicher sind sie teurer, aber sie sind auch wesentlich schwieriger zu lokalisieren“, erklärte ein Beamter der Guardia Civil. Kleinflugzeuge für Schädlingsbekämpfung, Ultraleichtflieger, ja sogar ferngesteuerte Modellflugzeuge, jegliches Flugobjekt ist den Schmugglern recht, um die Drogen zu transportieren.
Was die Helikopter betrifft, so verwenden die Drogenhändler in der Regel drei verschiedene Modelle, die auf dem Markt für gebrauchte Apparate zwischen 140.000 und 650.000 Euro zu kaufen sind. Meist sind es alte Geräte, welche aus Versteigerungen der Luftwaffe nordafrikanischer Staaten oder osteuropäischer Länder stammen, die meist niemals gewartet wurden und sehr anfällig für Unfälle sind. In der Regel haben sie eine Kapazität bis zu 700 Kilogramm Last. Geflogen werden sie von einem Piloten und einem Kopiloten, die häufig Militärangehörige der ehemaligen Sowjetrepubliken sind und über große Erfahrung verfügen. Immerhin finden die Flüge nachts statt und erfordern, dass sich die Piloten in der Dunkelheit orientieren und Hindernissen ausweichen können.
Die Rentabilität der Flüge ist nicht so groß wie der Transport mit Schnellbooten, die fast doppelt so viel wie ein Hubschrauber – etwa 1.400 Kilogramm – transportieren können. Aber das Risiko, erwischt zu werden, ist wesentlich geringer, denn ein Flug dieser Art dauert für Hin- und Rückflug lediglich eine Stunde. Eine sehr kurze Zeit für die Sicherheitsorgane, um zu reagieren, wenn sie tatsächlich von den SIVE Radaranlagen, dem marokkanischen Militär oder der spanischen Luftwaffe ausgemacht wurden.
Die Routen werden ständig verändert. Doch immer muss die Meerenge von Gibraltar Richtung Marokko überflogen werden und meist auf der Höhe von Algeciras-Tarifa. Sie halten kurz an, um die Fracht aufzunehmen, und kehren meist auf derselben Route zurück, um die „Ware“ irgendwo in den Provinzen Cádiz oder Málaga abzuladen. Dort wird das Fluggerät in einem Hangar, einer Industriehalle oder auf einer privaten Finca versteckt. Jetzt sollte es gewartet und für den nächsten Einsatz in perfekten Zustand versetzt werden. Doch das passiert in den wenigsten Fällen. So kommt es früher oder später zu einem Unfall, und der Hubschrauber wird dann einfach liegen gelassen.
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