Das spanische Königspaar brach seinen Staatsbesuch in Frankreich ab


© EFE

Auch 51 Spanier sind unter den Opfern des Flugzeugabsturzes

Die Flugzeugkatastrophe mit 150 Todesopfern, die sich am 24. März in den Französischen Alpen ereignete und die unglaublichen Begleitumstände, die zu dem schrecklichen Unglück geführt haben und die nun erst nach und nach bekannt geworden sind, haben auch hier in Spanien Entsetzen ausgelöst.

Spanien und Deutschland, aber auch Frankreich, in dessen Hoheitsgebiet sich das Unglück ereignete, sind die drei Länder, die vom ersten Moment an in Sachen Krisenbewältigung gefordert waren. Allgemein wurde inzwischen anerkannt, dass ihre Regierungen in jedem Moment auf der Höhe der geforderten Aufgaben waren.

Was Spanien betrifft, so wird die schnelle Reaktion der Ministerin für Verkehr und Inlandsentwicklung, Ana Pastor, unterstrichen, die sofort nach Marseille geflogen ist, um persönlich die Bergungsarbeiten zu beobachten. Sie war stets in direktem Kontakt mit dem Regierungspräsidenten Rajoy, der seinerseits sämtliche Details an den Oppositionsführer Pedro Sánchez und den katalanischen Präsidenten Artur Mas telefonisch weitergab. Ein ungewohntes Beispiel von institutionellem Informationsfluss, der eigentlich nicht nur in dramatischen Momenten wie denen in den vergangenen Tagen existieren sollte.

Präsident Rajoy war von der schrecklichen Nachricht in Vitoria überrascht worden, wo er gemeinsam mit Vizepräsidentin Soraya Sáenz de Santamaría ein Gedenkzentrum für die Opfer des Terrorismus eröffnen wollte. Umgehend kehrten sie nach Madrid zurück, um im Moncloa-Palast einen Krisenstab zu bilden. Noch von Vitoria aus hatte er mit Bundeskanzlerin Angela Merkel über dieses schreckliche und dramatische Unglück gesprochen, das viele Menschenleben gekostet habe.  

Die Regierung Kataloniens, wo die Unglücksmaschine gestartet war, ebenso wie die öffentliche Verwaltung hatten umgehend Informationstelefone eingerichtet, um die Angehörigen der Opfer so schnell wie möglich mit Informationen zu versorgen. Ebenfalls wurde ein Krisenstab aus Vertretern der diplomatischen Vertretungen Deutschlands, Spaniens und Frankreichs gebildet. Allgemein gibt es lobende Worte für die schnelle und effiziente Reaktion der drei Länder.

Der König hofft, den Staatsbesuch zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen zu können

Die Nachricht von der Flugkatastrophe erreichte das spanische Königspaar, als es gerade seinen ersten Staatsbesuch in Frankreich begonnen hatte. König Felipe und Königin Letizia befanden sich auf der Fahrt vom Flughafen Orly zum Nationalpalast, wo sie von Premierminister Valls zum offiziellen Empfang erwartet wurden. Der übermittelte ihnen die ersten Nachrichten des Krisenkabinetts. Dann trafen sie sich mit Präsident Hollande im Elyseé-Palast, der ihnen die schreckliche Nachricht überbrachte, dass sich eine große Zahl von Spaniern, Deutschen und auch Türken unter den Opfern befand. Zunächst wurde die Zahl der spanischen Passagiere mit 42 angegeben, die sich später noch auf 51 erhöhte. 

Ein Sprecher der spanischen Delegation gab nach Gesprächen mit französischen Regierungsvertretern bekannt, das Besuchsprogramm werde bedeutende Änderungen erfahren. Danach schritt König Felipe gemeinsam mit dem Staatspräsidenten mit versteinertem Gesicht die Ehrenformation ab, lauschte den Nationalhymnen und, nachdem er weitere Informationen über das Unglück erfahren hatte, gab er den Abbruch des Besuchs bekannt. 

„Diese Entscheidung haben wir spontan getroffen“, sagte der König, nachdem er den Familien und Angehörigen von ganzem Herzen seine Anteilnahme ausgesprochen hatte. „Wir hoffen, dass wir in der Zukunft eine Gelegenheit finden werden, diesen Besuch fortzusetzen.“ 

Es sei eine harte Prüfung für die betroffenen Länder, und er spreche dem spanischen Volk sein tiefes Mitgefühl aus, erklärte Präsident Hollande bei der Verabschiedung des spanischen Königspaares, nachdem er noch die aktuellsten Informationen über den Beginn der Bergungsaktionen übermittelt hatte.

Der Staatsbesuch des spanischen Königspaares in Frankreich war über mehrere Monate von der französischen Regierung sorgfältig vorbereitet worden, und man hatte dafür ein weit höheres Niveau angesetzt, als es allgemein für andere Staatschefs üblich ist. Am Abend sollte ein Staatsbankett im Elysée-Palast stattfinden. Gemeinsam mit dem Präsidenten sollte das Königspaar eine Velázquez-Ausstellung im Grand Palais eröffnen und König Felipe vor dem Parlament sprechen. Bereits seit Tagen waren die Champs-Élysées  mit spanischen und französischen Flaggen geschmückt. Dreißig Motoristen und 126 Mitglieder der Nationalgarde auf ihren Pferden sollten die spanischen Ehrengäste auf ihrer Fahrt über die Prachtstraße begleiten. 

Die unglaubliche Tat eines offenbar kranken Menschen, der 149 Menschen mit sich in den Tod riss, zwang die Staatsführer dazu, allen Prunk zu vergessen, und sich der Bergung der Opfer und der Hilfe und dem Trost der Angehörigen zu widmen.

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.