Dem Meer ein Stück näher


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Tunnel von Santa Cruz’ Uferstraße verlegt Hauptstadtverkehr unter die Erde

Viele Jahre bedauerten die Anwohner und die Besucher von Santa Cruz, dass die Innenstadt wegen der vielbefahrenen Uferstraße vom Meer abgetrennt war. Am 5. Mai war es nun endlich so weit, und der neue Tunnel, der den Verkehr unter die Oberfläche leitet, wurde in Betrieb genommen. Zwar stehen noch einige Phasen von Santa Cruz’ Großprojekt aus, doch die Innenstadt ist jetzt wieder zum Meer hin geöffnet.

Aufgrund einer wenig umsichtigen Stadtplanung hatte sich die Hafenstadt vor einigen Jahrzehnten praktisch vom Meer abgetrennt. Doch mit den Jahren wurden die Rufe nach einer erneuten Öffnung zum Wasser hin immer lauter. Die nach den Plänen der Stararchitekten Herzog & de Meuron neugestaltete Plaza de España galt als erster Schritt, doch weiterhin behinderten rund 40.000 Kraftfahrzeuge täglich den direkten Zugang zum Meer. Infolgedessen wurde das Großprojekt „Vía Litoral“ entwickelt – die unterirdische Umleitung des Verkehrs und die Schaffung einer neuen, modernen Uferstraße.

Vor vier Jahren gab die Stadtverwaltung den Bau eines Tunnels in Auftrag, der den Verkehr unter die Oberfläche verlegen und den Bereich vor der Plaza de España von Pkws, Lkws und Bussen befreien sollte.

Bereits vor einigen Wochen wurde der Tunnel fertiggestellt, doch dann kam es zum Streit zwischen dem Rathaus, dem Cabildo und der Regionalregierung, denn keiner wollte die jährlichen Wartungskosten übernehmen. Schließlich gab die kanarische Exekutive nach und wird erst einmal die nötigen 400.000 Euro beibringen.

Nachdem das letzte Hindernis aus dem Weg geräumt worden war, konnte der 40 Millionen Euro teure Tunnel am 5. Mai in Betrieb genommen werden. Die moderne Unterführung ist 506 m lang und mit zwei Fahrspuren pro Fahrtrichtung, schmalen Passierwegen und Notausgängen ausgestattet und erfüllt alle Sicherheitsvorgaben.

Der Tunnel hatte bei den Architekten und Planern für viel Kopfschmerzen gesorgt, galt es doch, den Hauptstadtverkehr so wenig wie möglich zu behindern und bestmögliche Umleitungen zu schaffen sowie unterhalb des Meeresbodens den Tunnel „wasserfest“ zu bauen. Doch die Hindernisse wurden erfolgreich bewältigt, und am ersten Maisonntag um 6 Uhr wurde der Verkehr auf der Höhe des Finanzamtes bzw. des Beginns der Avenida Francisco La Roche unter die Oberfläche geleitet.

Doch um von Santa Cruz’ Innenstadt ungehindert zum Hafen bzw. zum Meer schlendern zu können, ist noch die Untertunnelung der Hafenstraße nötig. Die Stadtplaner wünschen sich einen 460 m langen Tunnel, doch aufgrund leerer Kassen ist bisher noch nicht einmal ein konkretes Projekt ausgearbeitet worden.

Auch die zweite und die dritte Phase des Großprojektes „Vía Litoral“ werden wegen der fehlenden Mittel wohl noch ein paar Jahre auf sich warten lassen. Vorgesehen sind nämlich noch die weitere Untertunnelung bis zum Palmetum bzw. bis zum Club Náutico.

Fraglich ist auch die Zukunft der neu geschaffenen, 40.000 qm großen Fläche vor der Plaza de España. Ein Entwurf von Herzog & de Meuron liegt zwar vor, kann aber derzeit ebenfalls wegen des Fehlens der nötigen Finanzen nicht umgesetzt werden.

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