» Der Höchste und der Größte «


Foto: Michael von Levetzow

Zweimal die Nummer 1: Spaniens höchster Berg, der Pico del Teide, ist Wahrzeichen und Namensgeber von Spaniens meistbesuchtem Nationalpark. Tagtäglich zählt man hier im Schnitt 9.000 Besucher und das seit mehr als zehn Jahren. Die Cañadas del Teide gehören damit zu den begehrtesten Zielen unter Europas Schutzgebieten.

Dreimal die Nummer 3: Der Pico del Teide ist mit 3.718 m über dem Meer der dritthöchste Inselvulkan der Erde und steht auf der drittgrößten Insel rein vulkanischen Ursprungs, wobei genau besehen die Insel nichts anderes ist als der sichtbare Teil eines viel größeren Vulkans, von dem sich mehr als 90% unter dem Meeresspiegel befinden. Er reicht fast 4.000 m hinab bis zum eigentlichen Meeresboden und macht den Teneriffa-/Teide Vulkan zum absolut drittgrößten Vulkan der Erde.

Nummer 1 und 2: Auf Teneriffa finden wir die einzigen Dreitausender der Kanaren – Pico del Teide und neben diesem Pico Viejo mit 3.135 m. Sie sind auf gut gekennzeichneten Wegen besteigbar, wenn auch bei beiden die Höhe eine gute Kondition voraussetzt. Ähnlicher und zugleich unterschiedlicher können zwei benachbarte Berge kaum sein.

Es fängt schon beim Besteigen an: Die meisten erreichen den Teide mit Seilbahnunterstützung. Den steilen Weg hinauf bis zum Gipfel dürfen aus berechtigten Naturschutzgründen nur maximal 200 Personen täglich gehen. Hinzu kommen noch etwa weitere 50 Bergsteiger, die außerhalb der Betriebszeiten der Seilbahn den Gipfel ersteigen und  zuvor in der Schutzhütte Altavis­ta auf 3.250 m übernachtet haben, um oben den Sonnenaufgang zu erleben. Wesentlich mehr Besucher müssen sich mit dem Erreichen der etwa 120 m unter dem Gipfel gelegenen „Rambleta“ begnügen.

Den Pico Viejo hingegen erreicht man entweder im Aufstieg von den Roques de García bzw. dem Mirador de Chío oder im Abstieg vom Teide. Diese 600 m abwärts darf man aber nicht unterschätzen, selbst wenn der Weg heute deutlich verbessert und gut markiert ist.

Von der Ucanca-Ebene aus, an deren Rand zahlreiche Touris­ten den „Zapato de la Reina“, den Schuh der Königin, besichtigen, sieht man beide Berge breit nebeneinander stehen. Ihre Gipfelregionen machen den Unterschied: Breit und flach der Pico Viejo, der kaum erkennen lässt, wo sich eigentlich der höchste Punkt seines Kraterrandes befindet. Dieser erhebt sich nah beim Sattel zwischen beiden Bergen. Vergleichsweise in elegantem Schwung führen die Linien von dort zum Teide-Gipfel, der für einen so großen Vulkan eigentlich viel zu klein ist. Gerade mal 70 m beträgt sein Durchmesser. Da bietet manch ein Kegel auf der Insel mehr, obwohl er nur zwei oder drei Wochen aktiv war, während der Teide doch immerhin auf etwa 175.000 Jahre zurückblicken kann. Sein letzter Ausbruch konnte ziemlich gut datiert werden. Er fand vor etwa 1.200 Jahren statt, vielleicht auch 100 Jahre früher oder später. Bis dahin sah er seinem niedrigeren Nachbarn ähnlicher; denn der heutige, helle Gipfelkegel exis­tierte noch nicht. Stattdessen öffnete sich ein breiter, flacher Krater von etwa 850 m Durchmesser, dessen ehemaliger Rand noch heute gut erkennbar ist. Die Gipfelstation der Seilbahn steht darauf. Man nennt ihn „La Rambleta“. Der Aussichtsweg Nr. 11 umrundet auf ihm den östlichen Gipfelhang bis zum Mirador de la Fortaleza, wo der Weg von Montaña Blanca über Altavista  einmündet. Von der Cañadas-Straße am Fuß des Teide kann man die Rambleta leicht an den schwarzen Lavaströmen erkennen, die damals über den Kraterrand gequollen sind und so zähflüssig waren, dass sie kaum die Teide-Basis erreichten. Erst gegen Ende dieser jüngsten Eruptionsphase entstand im alten Krater ein kleiner Kegel aus noch zäherer Lava, der steil emporwuchs, nach und nach den Kraterrand erreichte und den alten Krater zuschüttete.

Der Krater des Pico Viejo hingegen bietet seit mehr als 17.000 Jahren ein weitgehend ursprüngliches Bild. Mächtig liegt er uns zu Füßen, wenn wir bei der Besteigung des Teide-Gipfels einen Blick auf ihn erhaschen können oder im Anschluss den noch jungen Tag nutzen und diesen zweiten Dreitausender „im Vorbeigehen“ mitnehmen. Zusammen mit dem Teide-Schatten ist sein Farbspiel in der aufgehenden Morgensonne unvergleichlich beeindruckend. Seit der Teide seinen ehemals großen Krater zugeschüttet hat, ist dieser hier mit mehr als 800 m Durchmesser und 100 m Tiefe die Nummer 1 auf den Kanaren. Schaut man vom Teide auf ihn hinunter, erkennt man leicht an seinem westlichen Rand einen zweiten Krater innerhalb dieses großen Kessels. Dort hat vor langer Zeit eine freatomagmatische Eruption ein 300 m breites und weitere 100 m tiefes Loch aufgerissen. Was nichts weiter bedeutet, als dass aufsteigendes heißes Magma hier auf eine größere Wassermenge gestoßen ist, die unter der Hitze schlagartig verdampfte und eine Explosion auslöste. Hier oben, weit weg vom Meer, ist das schon etwas Besonderes. Ungewöhnlich ist auch ein ausgedehntes Plateau innerhalb des äußeren Kraterrandes und fast genau auf dessen Höhe. Geologen sehen darin den Rest eines Sees aus glutflüssiger Lava, der einst den gesamten Krater ausfüllte. An dieser Stelle war die Lava schon abgekühlt und verfestigt, als aus dem Rest des Kraters der größte Teil des Sees durch eine Bresche leer lief und die große Kraterschüssel zurückblieb.

Bleibt noch die Frage, weshalb nicht auch der Pico Viejo so hoch gewachsen ist wie der Teide. Die Antwort ist sehr einfach: Obwohl der Pico Viejo so breit neben dem Teide liegt, dass es erscheint, als sei er neben diesem emporgewachsen, haben die Geologen herausgefunden, dass er nichts weiter als ein besonders ungewöhnlicher Nebenkrater des Pico del Teide ist. Er war immer schon auf dieser Höhe. Im Laufe der Jahrtausende wuchs nur sein Umfang.

Michael von Levetzow
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