Der Moncloa-Effekt


Pedro Sánchez. Foto: EFE

Die Regierungsübernahme katapultierte die PSOE auf den ersten Platz in der Wählergunst

Madrid – Noch vor knapp drei Monaten herrschte bei den Sozialisten Panikstimmung, weil sie zum dritten Mal in Folge bei der Umfrage über die Wahlbereitschaft der Bürger auf den dritten Platz abgerutscht waren. Der Aufstieg von Pedro Sánchez zum Regierungschef, dank eines Misstrauensantrags gegen die Regierung Rajoy am 1. Juli, hat die politische Szene in Spanien komplett verändert. Der sogenannte Moncloa-Effekt, die Neubesetzung der Regierung durch die Sozialisten, hat der PSOE einen enormen Schub beschert, die jetzt das Wahlbarometer mit 29,9% anführt. Das bedeutet eine enorme Distanz zu den übrigen Parteien.

Damit ist die sozialistische Partei die erste politische Kraft im Lande. Sie konnte sich, nachdem sie bei der letzten Umfrage im April, wie bereits eingangs erwähnt, mit 22,7% auf dem dritten Platz landete, nun mit fast 30% weit vor den übrigen Parteien an der Spitze platzieren. Ein Aufstieg auf Kosten der anderen politischen Formationen: Die Partido Popular verlor vier Punkte und fiel von 24 auf 20,4% – Ciudadanos verloren zwei Punkte und landeten ebenfalls bei 20,4%. Auch der mögliche Lieblingssozius der PSOE für eine Regierungsbildung, die linkspopulistische Unidos Podemos, musste Federn lassen. Sie verlor ebenfalls vier Punkte gegenüber der letzten Umfrage und liegt nun bei 15,6%. Erstmalig hat die Umfrage jedoch wieder dem Zweiparteiensystem eine Chance gegeben. PSOE und PP würden zusammen mehr als 50% erreichen. Noch im April lag dieser Wert bei nur 46%, der geringste, der jemals bei einer Umfrage verzeichnet wurde.

Diese Umfrage, es ist die erste nach Sánchez’ Misstrauensantrag, wurde zwischen dem 1. und 10. Juli durchgeführt. In den Umfragewerten konnte sich der Führungswechsel an der Spitze der PP, die Übernahme der Präsidentschaft durch Pablo Casado, jedoch noch nicht niederschlagen. Die linken Parteien haben gemäß dieser Umfrage an Raum gewonnen. PSOE und Unidos Podemos würden gemeinsam 45,5% erreichen. 3,9 Punkte mehr als beim letzten Wahlbarometer. PP und Ciudadanos würden abgeschlagen bei 40,8% landen, rund 6% weniger als bei der April-Umfrage.

Sowohl PP als auch Ciudadanos haben das Umfrageergebnis als abgelaufen und durch die Ereignisse überholt bezeichnet.

Was die Beliebtheit betrifft, so führt Pedro Sánchez auch dort mit weitem Vorsprung. Von den Mitgliedern seines Kabinetts wird der Wissenschaftsminister und ehemalige Astronaut Pedro Duque mit Note 5,4 am höchsten bewertet. Schlusslicht ist die Ministerin für Industrie und Energie, Reyes Maroto, die nur die Note 4,3 erhielt.

Die Arbeitslosigkeit und Korruption im Lande machen den spanischen Bürgern die größten Sorgen. Dagegen erscheint die Welle der Immigranten, die zurzeit auf die Küste Spaniens einströmt, erst an fünfter Stelle auf der Sorgenliste der Spanier.

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