Der Schatz der San José


Ein Gemälde des britischen Malers Samuel Scott (1702-1772) zeigt die Seeschlacht vor Cartagena de Indias, in der die San José nach der Explosion ihrer Munitionskammer unterging. Foto: Wikipedia

Ein Bericht der Bergungsgesellschaft gibt Aufschluss über die Fracht der in kolumbianischen Gewässern gesunkenen spanischen Galeone

Madrid/Bogotá – Vor der Küste von Cartagena de Indias liegt in sechshundert Metern Tiefe das Wrack der spanischen Galeone San José. Sie birgt einen der größten versunkenen Schätze der Welt. Der Dreimaster von 1.066 Tonnen und 41 Metern Länge war mit 66 Kanonen bestückt und Teil der spanischen Silberflotte. Am 8. Juni 1708 wurde sie in der Seeschlacht von Barú durch einen britischen Flottenverband unter dem Kommando von Charles Wagner, mitsamt ihrer Ladung von Gold, Silber und Smaragden aus Peru, versenkt. Die San José lieferte sich ein langes hartes Gefecht mit dem britischen Flaggschiff Expedition, bis es auf der San José zu einer gewaltigen Explosion kam und die Galeone binnen weniger Minuten sank.

Bis heute gibt es keine exakten Informationen über die Ladung der San José. Der spanischen Krone gegenüber wurde eine halbe Million Gold-Pesos angegeben, doch die Besatzung transportierte heimlich, versteckt in verschiedenen Teilen des Schiffes und sogar in den Kanonenrohren, eine weit größere Menge, um der königlichen Besteuerung zu entgehen. Deshalb gehen einige Experten davon aus, dass die legendäre Galeone bis zu 200 Tonnen Gold, Silber und Edelsteine an Bord gehabt haben könnte.

Die kolumbianische Regierung unterzeichnete im Jahr 2015 eine Übereinkunft mit der Schweizer Bergungsfirma Maritime Archaeology Consultans (MAC), um den Schatz zu heben. Dem Unternehmen stehen demnach 50% von allem Bergungsgut zu. Die dafür notwendigen Investitionen belaufen sich auf 60 Millionen Dollar.

Die bisherigen Untersuchungsergebnisse, welche die Bergungsgesellschaft der kolumbianischen Regierung vorgelegt hat, zeigen, dass sich noch immer 90%, rund 600 Kubikmeter Fracht, innerhalb des Wracks befinden.

Im vergangenen März hat die spanische Regierung Kolumbien Hilfe bei der Bergung der Galeone angeboten. Nach Angaben des Außenministeriums geht es Spanien dabei nicht um einen Anteil am Schatz, sondern darum, „die letzte Ruhestätte der spanischen Marinesoldaten zu ehren“. Nach Angaben der Bergungsgesellschaft MAC befanden sich 400 Soldaten und bis zu 160 Zivilisten an Bord, als das Schiff sank. Nur elf Menschen sollen überlebt haben.

Um diese Informationen zusammenzutragen, wurden zahlreiche alte Archive in Spanien, Großbritannien und den USA durchforstet und zwei Tauchroboter (Remotely Operated Vehicules, ROV) mit Kameras zum Wrack hinuntergeschickt, um Bilder und Materialproben an die Oberfläche zu holen. Ein Teil der Überreste der Galeone und ihrer Ladung sind am Meeresboden über ein Areal von über Tausend Quadratmetern verstreut. Die Experten von MAC haben festgestellt, dass durch die Explosion Bug, Fockmast und Mitteldeck abbrachen und danach der Kiel gebrochen ist. Durch die erhebliche Sinkgeschwindigkeit und das hohe Gewicht sei der Schiffsrumpf tief in den Meeresboden eingesunken. Von den 600 Kubikmetern an Schätzen befinden sich 400 oberhalb des Meeresbodens und der Rest ist bis zu sechs Meter tief im Schlamm eingebettet.

Die 7.800 Bilder, welche die Tauchroboter aufgenommen haben, zeigen Barren, Münzen und Goldstaub sowie unzählige Gold- und Silbermünzen innerhalb des Wracks. Außerdem 22 Bronzekanonen aus der Königlichen Fabrik in Sevilla, Hunderte Stücke spanischer Keramik, Flaschen mit holländischem Gin, chinesisches Porzellan der K´han Hsi-Periode (1654-1722) und einer der sieben Anker der Galeone.

Die kolumbianische Regierung erwägt den Vertrag, welchen die Vorgängerregierung mit MAC geschlossen hat, zu brechen, und den Schatz selbst zu heben. In diesem Fall müsste sie dem Unternehmen sieben Millionen Dollar Entschädigung zahlen.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]

Über Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.