„Der Senat sollte sich was schämen…!“


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PSOE und PP schmettern Antrag gegen Volksfeste mit Tierquälerei ab

Sollen traditionelle spanische Fiestas, bei denen – so will es der Brauch – Tiere gequält werden, tatsächlich staatlicherseits beworben werden?

Madrid – Diese Frage führte jetzt im spanischen Senat zu heftigen Debatten. Senator Josep Maria Esquerda hatte eine Petition der katalanischen Republikaner ERC vertreten, in der darauf hingewiesen wurde, dass ein Gesetz aus dem Jahr 2006 lediglich Tierquälerei bei öffentlichen Festen verbietet, die auf keinerlei Volkstradition zurückgeht. Unter der Prämisse „Ich will nichts verbieten lassen“ zog der Senator jedoch dagegen ins Feld, dass traditionelle tierquälerische Bräuche als „Fiesta de Interés Turís­­­tico Nacional“ oder „Internacional“, also unter dem staatlichen touristischen Gütesiegel vermarktet werden.

Nicht nur die berühmten spanischen Stierkämpfe standen somit zur Debatte. Im spanischen Dorf Manganeses (Zamora) beispielsweise wird zur Volksbelustigung eine Ziege mit einem Strick um den Hals vom Kirchturm geworfen. Was früher für die Ziege tödlich endete, ist heute offensichtlich zu einer Light-Version geworden: die Ziege landet unverletzt in einem Sprungtuch. Dennoch fallen derartige Traditionen zweifellos in den Bereich der Tierquälerei, und es gibt eine ganze Reihe davon in Spanien.

So plädierte Josep Maria Esquerda zwar nicht dafür, dass diese alten Traditionen verboten werden, doch forderte er: „Festlichkeiten, in deren Rahmen Tiere gequält werden, sollten nicht auch noch unter dem touristischen Gütesiegel vom Staat beworben werden.“

Dem Antrag schlossen sich die Vertreter der Kanaren, der baskischen Nationalisten und der katalanischen CiU an. Josep Maldonado (CiU) krönte seine Ausführungen mit dem Appell: „Der Senat sollte sich was schämen, wenn dieser Antrag abgelehnt würde.“

Doch weit davon entfernt, sich zu schämen, prallten alle Argumente von den Sozialis­ten ab, obwohl selbst die katalanischen Sozialisten, die im Senat eine eigene Gruppe bilden, den Antrag unterstützten und obwohl von mehreren Seiten das Argument laut wurde, dass der Senat im vergangenen Jahr bereits einem Antrag stattgegeben hat, keine Fernsehübertragungen von Stierkämpfen etc. mehr zu Uhrzeiten zu gestatten, zu denen auch Kinder zum Publikum gezählt werden müssen.

Der Sozialist Javier Sanz musste dann peinlicherweise eingestehen, dass er keine Ahnung hätte, welche Haltung seine Partei zu diesem Thema vertritt und flüchtete später zur Verblüffung des Senats in die Ironie, als er spöttelte, dann müsse man auch die typischen katalanischen „Castells“ (Menschenpyramiden) als Humanquälerei bezeichnen, denn „die, die unten stehen, müssen die ganze Last tragen, und die armen Kinder müssen bis nach ganz oben klettern“.

Schlussendlich haben die Sozialisten gemeinsam mit der konservativen PP den Antrag abgeschmettert. Das spanische touristische Gütesiegel „Fiesta de interés nacional“ bedeutet übrigens keine direkten Zuwendungen für ein traditionelles Fest, allerdings besteht sehr wohl ein gewisser Vorrang hinsichtlich staatlicher Subventionen und internationaler Werbekampagnen.

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