Der Traum von Olympia platzte zum dritten Mal


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Madrid schied schon bei der ersten Abstimmung aus

Es war wenige Minuten vor neun spanischer Zeit. Die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees hatten sich zur ersten Abstimmung des Tages getroffen, und das Ergebnis war ein Unentschieden.

Buenos Aires/Madrid  – Die Kandidaturen von Madrid und Istanbul hatten die gleiche Stimmenzahl erreicht, und eine von ihnen musste ausscheiden. Es wurde erneut  abgestimmt, und das Resultat ist inzwischen hinlänglich bekannt: Madrid 2020 = 45 Stimmen, Istanbul 2020 = 49 Stimmen. Jacques Rogge, der Präsident des IOC, gab bekannt, dass die spanische Hauptstadt ausgeschieden war – zum dritten Mal in Folge.

Soviel auch unterstrichen wird, dass es sich bei der Olympiade um das größte Sportevent des Planeten handelt, bei den Entscheidungen des IOC spielt das Purpur der Sportler keine große Rolle. „Das Ergebnis hängt nicht von den Leistungen eines Tennisspielers oder den Erfolgen einer Baseballmannschaft ab. Das IOC ist ein Schmelztiegel der unterschiedlichsten Meinungen und Ziele, bei denen die Politik und die Finanzen das größte Gewicht haben. Und es sind die Politiker, die besonders unter die Lupe genommen werden“, lautete ein Kommentar aus der spanischen Delegation.

Das erneute Ausscheiden ist ein harter Schlag, nicht nur für Madrid und seine Kandidatur, sondern auch für die spanische Politik, für die Regierung und auch für Prinz Felipe. Der hatte sich zum ersten Mal an eine politische Operation dieser Größenordnung gewagt, die Schlacht um die Olympischen Spiele. Der Kronprinz übernahm dann auch die schwierige Aufgabe, nach der herben Enttäuschung vor die Öffentlichkeit zu treten. Er räumte ein, dass das Resultat eine Frustration sei, habe man doch die große Illusion gehabt, dass es dieses Mal gelingen werde. Er versuchte jedoch, auch die positive Seite aufzuzeigen. „Ein Projekt von dieser Größenordnung hat unsere Menschen zusammengebracht, gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten. Das ist eine Lektion, die wir lebendig halten sollen“, sagte er wörtlich.

Im Umfeld des Präsidenten Rajoy hatte sich bereits in den Wochen vor der Abstimmung Pessimismus breitgemacht. Er musste zur Kenntnis nehmen, dass Madrid nicht mit der Unterstützung der europäischen Nachbarn rechnen konnte. Einige von ihnen beabsichtigen, für Olympia 2024 zu kandidieren, wie beispielsweise Paris. Mit Madrid als Austragungsort 2020 wären die Chancen gleich null. Doch niemand hatte damit gerechnet, dass Madrid gleich in der ersten Abstimmungsrunde ausscheiden würde.

Auf die Frage, ob es auch noch einen vierten Versuch geben werde, Olympia nach Madrid zu holen, erklärte Präsident Rajoy: „Das ist noch nicht entschieden, und mir steht auch eine Entscheidung nicht zu.“ Gleichzeitig versicherte er, dass diese Niederlage keinerlei politische Konsequenzen nach sich ziehen werde, beispielsweise für Ana Botella, die Bürgermeisterin von Madrid. Das sei auch 2005 nicht der Fall gewesen und auch nicht im Jahr 2009, als Alberto Ruíz Gallardón, derzeitiger Justizminister, Bürgermeister von Madrid war.

Dreimal ist genug

Jaime Lissavetzky, der in seiner Eigenschaft als Staatssekretär für Sport unter der Regierung Zapatero die Kandidaturen 2012 und 2016, und als Oppositionsführer in der Stadtverwaltung von Madrid die für 2020 unterstützt hat, ist der Meinung, dass es nun reicht. „Drei sind genug“, sagte er jetzt vor den Medien. „Madrid muss sein Modell für ein wirtschaftliches Wachstum ändern, das bislang auf einem spekulativen, wenig intelligenten Urbanismus  basiert. Die Ausrichtung der Olympischen Spiele, die man in drei Versuchen nicht erreicht hat, muss jetzt auf eine fernere Zukunft verschoben werden.“

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