Deutschland – ein Wiedersehen


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Während zahlreiche junge Menschen Deutschland den Rücken kehren, kommen immer mehr Deutsche nach Jahrzehnten im Ausland wieder in die Heimat zuru&#776

Ist Deutschland ein Auswanderungsland? Die Berichterstattung in den Medien lässt darauf schließen. „Auf und Davon“ oder „Goodbye Deutschland!“ sind nur zwei der zahlreichen mehr oder weniger lebensnahen „Reality-Shows“, die täglich im Fernsehen laufen. Die Zahlen bestätigen den Eindruck: Im Jahr 2007 haben 156.000 Staatsbürger Deutschland verlassen, das sind sogar 6.000 mehr als im Auswanderer-Rekordjahr 2004 und entspricht in etwa der Bevölkerung einer mittelgroßen Stadt wie Heidelberg.

Als Gründe nennen Auswanderer mangelnde Zukunftsperspektiven, Angst vor dem sozialen Abstieg oder auch reine Abenteuerlust. Der Anfang im fremden Land ist oft spannend und aufregend. An das eigene Alter in der Ferne denken dabei die wenigs­ten.

Alt werden im Ausland: Das Heimweh kommt zurück

Ist der Lebensabend im Ausland wirklich so unbeschwert wie es sich viele erträumen? Gesundheitliche Probleme oder der Verlust eines Partners können das Glück in der Fremde schnell beenden. Auch die Sehnsucht nach der Heimat wird im Alter oft wieder stärker.

Gabriele Mertens, Generalsekretärin des Raphaelswerk e.V., einem deutschlandweit tätigen Verein für Auswanderungs- und Rückkehrberatung, bestätigt, dass sich ältere Auswanderer in der Wahlheimat plötzlich wieder fremd fühlen, egal wie gut sie integriert sind. „Diesen Menschen fehlt ihre Muttersprache, die deutschen Jahreszeiten oder ihre Familie“, so Mertens. „Senioren im Ausland leiden unter Heimweh, besonders nachdem sie ihren Partner verloren haben.“

Hamburg-Kapstadt und zurück

Dass sich momentan so viele junge Menschen ins Abenteuer Ausland stürzen, sieht Anke Mareen Götz (78 Jahre) skeptisch. „Man muss sich immer der kulturellen Unterschiede bewusst sein,“ warnt Götz. Sie selbst ist nach 55 Jahren aus ihrer Wahlheimat Kapstadt, Südafrika, nach Deutschland zurückgekehrt. Nach dem Tod ihres Mannes sah sie für sich alleine keine Zukunft mehr in Südafrika. Sie hatte immer Sehnsucht nach der Heimat, seit sie 1952 mit ihrem Mann nach Südafrika ausgewandert war. Umso mehr genießt sie es, wieder in Hamburg zu sein. Das deutsche Klima bekommt ihr besser, und sie wohnt näher bei ihren Töchtern, die in Holland und England leben. Nicht mangelnde ärztliche Betreuung in Südafrika, aber die eingeschränkten Möglichkeiten, seniorengerecht zu leben, machten ihr den Entschluss leicht, Afrika zu verlassen. „Dort hat mich alles immer an meinen verstorbenen Mann erinnert. Aber vor allem die hohe Kriminalitätsrate hat mir ständig Angst gemacht“, erzählt Anke Mareen Götz. Seit ihrer Rückkehr im Sommer 2007 lebt sie in der Seniorenresidenz Augustinum. „Ich freue mich jeden Tag wieder, an der Elbe spazieren zu gehen. Auch die netten Menschen und die Freundlichkeit, die mir entgegen gebracht wird, bedeutet mir viel. Wenn mal was ist oder ich falle, ist immer jemand da, 24 Stunden.“ Südafrika vermisst die Hamburgerin nicht. Nur ihr Sohn, der noch in Südafrika lebt, fehlt ihr.

Kulturschock Heimat

Auch Eva-Maria Lettenmeier, Direktorin im Augustinum München-Neufriedenheim, bekommt zunehmend Anfragen von Interessenten aus dem Ausland, oft von Menschen, die dort ihr Berufsleben verbracht haben. „Senioren sind aber auch generell mobiler geworden: Doch gerade wer sich mit Mitte 60 den Traum von der eigenen Finca erfüllt hat, weiß um die Grenzen des Lebens in einer fremden Kultur genau“, erklärt Lettenmeier. Wichtig für Rückkehrer sei ein stabiles soziales Netzwerk, das bei der Eingewöhnung in die neue „alte“ Heimat helfe. „Im Augustinum wohnen viele Menschen, die ein bewegtes Leben hinter sich haben. So kann man sich gut austauschen.“

Sehnsucht Familie

Einen Kulturschock hatten Horst und Heidemarie Baumann (68 und 64 Jahre alt) nicht zu verkraften. Das Ehepaar, das jetzt im Augustinum Detmold lebt, ist erst im Renten­alter nach Mallorca gezogen. Damit hatten sie sich einen lang gehegten Traum verwirklicht. Doch nach einigen Jahren nahmen die Probleme zu. Nach dem letzten Sommerurlaub fiel die endgültige Entscheidung, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Die Tatsache, dass viele junge Familien ins Ausland gehen, sieht Heidemarie Baumann ähnlich kritisch wie Anke Mareen Götz: „Diese jungen Leute sind oft sehr blauäugig. Sie beherrschen die Sprache nicht richtig und haben noch keinen Job, wenn sie ins Ausland gehen. Oft machen sie sich keine Gedanken, wie und wo ihre Kinder in die Schule gehen können.

Im Ausland merkt man erst, wie sehr man mit der Heimat verwurzelt ist. Man vermisst so einfache Dinge wie deutsches Essen,“ erklärt Heidemarie Baumann. „Auch das kulturelle Angebot, das wir aus Deutschland kannten, hat uns sehr gefehlt.“ In Detmold beginnt für Horst und Heidemarie Baumann ein neuer Lebensabschnitt. „Wir können jetzt viel mehr unternehmen und haben auch endlich Zeit, uns um unsere Gesundheit zu kümmern.“

Welcome Home

Sich zuhause auch wieder daheim zu fühlen ist nicht einfach. Oft ist der Neubeginn in Deutschland ähnlich schwer wie der Start in der Fremde. Viele der jungen Familien, die in den letzten Jahren Deutschland den Rücken gekehrt haben, kommen schon nach wenigen Jahren zurück. In der Fremde lernen viele erst die deutsche Heimat zu schätzen und merken, wie sehr sie mit Deutschland verbunden sind.

Die Augustinum Wohnstifte

Das Augustinum betreibt als führender Anbieter in Deutschland bundesweit 21 Wohnstifte, in denen rund 7.000 ältere Menschen selbstständig in ihren eigenen Appartements leben. Unabhängigkeit, soziale Kontakte und Sicherheit sind die Säulen, die das Augustinum seit über 40 Jahren zur ers­ten Adresse unter den betreuten Alterswohnsitzen machen.

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