In neun kanarischen Gemeindegebieten ist die Arbeitslosenquote so hoch wie nie zuvor
Kanarische Inseln – In einigen kanarischen Gemeindegebieten ist die Zahl der Arbeitssuchenden schon jetzt auf nie dagewesene Höhen geklettert.
In fünf Einzugsgebieten auf Teneriffa – Adeje, Arona, Granadilla, Guía de Isora und Santiago del Teide –, dreien auf Fuerteventura – La Oliva, Pájara und Tuineje – und einem auf Lanzarote – Yaiza – sind zurzeit mehr Arbeitslose auf der Suche nach einer Anstellung als je zuvor. In nur eineinhalb Monaten, seit der Alarmzustand erklärt wurde bis Ende April, kletterte die Zahl der Arbeitslosen auf historische Höchststände. Dies geht aus den Daten der Staatlichen Arbeitsbehörde SEPE hervor, die durch das kanarische Statistische Institut Istac ausgewertet wurden.
Die neun Gemeindegebiete, die es besonders hart getroffen hat, haben eines gemeinsam: Ihre lokale Wirtschaft hängt hochgradig vom Tourismus ab. Auf den Kanarischen Inseln ebenso wie in ganz Spanien, treffen die Folgen der Coronavirus-Krise die Fremdenverkehrsbranche extrem hart. Sie ist dienstleistungszentriert und stark von der Nachfrage aus dem Ausland abhängig, also insbesondere die Balearen, die spanische Ostküste und die Kanaren.
Dies ist dennoch nur die Spitze des Eisbergs, denn die Epidemiemaßnahmen haben schwerwiegende Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft des Archipels.
CEOE sagt Arbeitslosenquote von 40% voraus
Der Unternehmerverband CEOE auf Teneriffa erwartet, dass die Lähmung der wirtschaftlichen Aktivitäten mindestens sechs Monate andauern und zu einer Arbeitslo- senquote von 40% sowie einem Verlust des regionalen Wohlstandes um 25% führen wird. Dies geht aus dem „Bericht zur wirtschaftlichen Konjunktur“ des ersten Quartals 2020 hervor, der im Auftrag der CEOE und gesponsert durch Cajamar von der Wirtschaftsberatung „Corporación 5“ ausgearbeitet wurde.
Der Bericht spricht von einer Krise ohne Beispiel und entwirft mehrere mögliche Szenarien, von denen das optimistischste aber wenig wahrschein- liche eine Reduzierung des BIP von 6,7 bis 10% und Arbeitslosenquoten von 24 bis 27% voraussagt. Das pessimistischste Szenario geht von einem Einbruch des BIP von 33,7 bis 50% und einer Arbeitslosigkeit von zwischen 46 und 60% aus.
Der Bericht liefert außerdem eine Schätzung der Verminderung der Steuereinnahmen der autonomen Region Kanarische Inseln. Diese wird im als am wahrscheinlichsten eingestuften Fall zwischen 350 und 526 Millionen Euro betragen. Allein um diesen Ausfall zu kompensieren, müssten, laut dem Präsidenten der CEOE José Carlos Francisco, rund eine halbe Milliarde Euro an zusätzlichen Schulden aufgenommen werden.
Alle Familienmitglieder ohne Arbeit
Auf den Kanarischen Inseln sind in 8,3% aller Privathaushalte sämtliche Haushaltsmitglieder arbeitslos, in der Provinz Santa Cruz de Tenerife liegt die Zahl etwas niedriger, bei 7,29% und in der Provinz Las Palmas de Gran Canaria um einen Prozentpunkt höher bei 9,33%. Dieser Anteil wird als Folge der Coronavirus-Krise voraussichtlich in der näheren Zukunft noch weiter ansteigen.
Laut einem Bericht der AIS Group hat Andalusien mit 11% den höchsten Anteil zu verzeichnen, gefolgt von Extremadura mit 9,9% sowie den Kanaren, Castilla-La Mancha und der Region Murcia, die alle über acht Prozent liegen. In ganz Spanien gibt es dem Bericht zufolge über eine Million Haushalte, in denen arbeitsfähige Personen leben und deren Mitglieder allesamt arbeitslos sind.
Nach Provinzen geordnet liegen Granada mit 13%, Córdoba und Cádiz mit 12,6%, Jaén mit 11,7%, Badajoz mit 11,35%, Sevilla mit 10,7%, Albacete mit 9,8%, Huelva, 9,7%, Las Palmas mit 9,7% und Ciudad Real mit 9,2% an der Spitze der Liste. Die günstigsten Zahlen weisen Soria (2,26%), Segovia (2,8%), Lleida und Barcelona (3,6%) sowie Teruel und Tarragona (3,7%) auf.
AIS Group weist außerdem darauf hin, dass in dieser Analyse die drei Millionen Arbeitnehmer, die sich zurzeit in Kurzarbeit befinden, noch nicht berücksichtigt sind. Es sei wahrscheinlich, dass ein erheblicher Teil dieser Kurzarbeit früher oder später ebenfalls in Arbeitslosigkeit münden werde.