Die Justiz schützt Beelzebub

Nach der Legende hat der Teufel das Aquädukt von Segovia erbaut, um die Seele einer jungen Frau zu erbeuten. Foto: EFE

Nach der Legende hat der Teufel das Aquädukt von Segovia erbaut, um die Seele einer jungen Frau zu erbeuten. Foto: EFE

Ein Gericht lehnte die Entfernung der Teufelsskulptur auf dem Aquädukt von Segovia ab

Segovia – Nordwestlich von Madrid, in der zentralspanischen Region Kastilien und León, liegt die historische Stadt Segovia. Das vielfältige geschichtliche Erbe aus vergangenen Jahrhunderten macht die Stadt zu einem Freilichtmuseum: Mittelalterliche Stadtmauern, die gotische Kathedrale oder die romanische Kirche sind Anziehungspunkte für Besucher und Einheimische.
Das von den Römern erbaute und im Jahre 1985 von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannte Aquädukt mit seinen 160 Bögen liegt im Herzen der Stadt.
Die Legende erzählt vom Wunsch einer jungen Wasserträgerin, müde ihrer schweren Arbeit, dass das Wasser aus dem weit vor den Toren gelegenen Brunnen direkt in die Stadt fließe. Ihr erschien ein schmucker Teufel mit einem verlockenden Angebot: Ihre Seele gegen das Wasser vor den Toren der Stadt. Mephisto und seine höllischen Helfer begannen mit der Arbeit. Die junge Wasserträgerin, ihres Fehltritts gewahr geworden, betete die ganze Nacht, um ihren „Fehler“ rückgängig zu machen. Ihre Gebete wurden erhört. Gerade als Beelzebub den letzten Stein legen wollte, kündigte der Hahn den neuen Tag an, und der Teufel blieb versteinert mit dem letzten Stein in der Hand auf dem Aquädukt sitzen.
José Antonio Abello ist pensionierter Arzt und „Segoviano“ mit Herz und Seele. Er erkannte in der Fabel eine Gelegenheit, die Geschichte des Aquädukts in anderer Form an die Besucher heranzutragen, und schenkte der Stadt eine von ihm geschaffene Statue des Teufels. Die Figur wurde ganz in der Nähe des Aquädukts im Januar 2019 auf einer Mauer angebracht und war schnell ein neuer Anzugspunkt für die Touristen.
Nie hätte Abello sich träumen lassen, dass seine Teufels­skulptur mit dem freundlichen Gesicht die „religiösen Gefühle“ des Bürgervereins „San Miguel y San Frutos“ verletzen könnte, und dass 10.000 Einwohner der 56.100 Seelen umfassenden Stadt die Einreichung einer Klage zur Beseitigung der Statue unterstützten würden.
In diesen Tagen wurde nun das Urteil veröffentlicht. Die Figur drückt keinerlei Art religiöser Überzeugungen aus und ist somit auch nicht als Beleidigung für die katholische Religion zu verstehen, so die Richter. Der kleine „speckige“ Teufel darf nun, bis auf Weiteres, auf seinem Platz auf der Mauer sitzen bleiben.

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