Die Kanaren in gutem Kontakt mit Deutschland


© León W. Schönau

Deutsch-kanarische Korrespondenz aus Berlin

Zur diesjährige Feier des „Tages der Kanaren“ in Berlin am 31. Mai 2013 wählte die Deutsch-Kanarische Gesellschaft e.V. „Canarias en Berlín“ neben klassischen Kulturakzenten der kanarischen Lebensart auch politische Statements.

Berlin – Eine gute Mischung, wie sich erwies. Die „Humboldtbox“ in Berlin-Mitte (Informationspavillon zum Neubau des Berliner Stadtschlosses /Humboldtforums) erwies sich als gut gewählter Ort dazu. Schließlich war es Alexander von Humboldt, der als erster weltweit orientierter deutscher Gelehrter und Forscher auf seiner ersten Südamerika-Expedition auch auf La Graciosa und Teneriffa Station machte.  

Herzlich begrüßt wurden die besonderen politischen Gäste des Abends, der Botschafter Spaniens in Deutschland, S.E. Pablo García-Berdoy und, direkt von den Kanaren, die bekannte kanarische Kongress-Abgeordnete für Santa Cruz de Tenerife, Ana María Oramas, sowie der Abgeordnete im Kanarischen Parlament für Lanzarote, David Felipe de la Hoz. Der Präsident der Deutsch-Kanarischen Gesellschaft, Damián Peña Martín, brachte u.a. bei seiner Begrüßung zum Ausdruck, dass inzwischen unter den vielen Spaniern, die in Berlin und Deutschland neue berufliche Perpektiven suchen, auch viele Canarios seien, denen die Deutsch-Kanarische Gesellschaft mit Rat und Tat zur Verfügung stehen wird.

Dem Abend des konzentrierten politischen Gedankenaustausches und der Diskussion mit Mitgliedern und Gästen schloss sich dann am 1. Juni im neuen Sitz des Vereins in Berlin-Kreuzberg ein Vortrag unter dem Titel „Canarias, situación actual y perspectivas de futuro. El reto europeo“ („Kanarische Inseln, aktuelle Situation und Zukunftsperspektiven. Eine europäische Herausforderung“) an.

Ana Oramas betonte in ihrem Statement vor allem die wichtige Rolle Deutschlands in Europa und insgesamt das europäische Verständnis als Schlüsselfrage für eine neue kanarische Ausrichtung von Politik und Ökonomie. Dazu gehöre nicht nur, dass sich Europa mehr für die ultraperiphären Positionen der Kanaren interessiere und ihnen zustimme, sondern auch, dass vor allem Unterstützung in Strukturveränderungen auf den Kanaren derzeit mehr von dort als von Spanien zu erwarten sei. Sie unterstrich auch das große Potenzial der Kanaren, aus eigener Kraft heraus eine neue kommerzielle Plattform für die wirtschaftlich erstarkten Nationen Südamerikas in Beziehung zu Europa herzustellen. Dazu zählen ihrer Meinung nach auch neu zu schaffende See- und Luftverkehrsknotenpunkte, Forschungslabore und Logistikzentren in Beziehung zu Afrika (Beispiel: Rotes Kreuz, Las Palmas). Als größtes derzeitiges kanarisches Manko bezeichnete Oramas die gravierende Jugendarbeitslosigkeit. Sie setzte sich für eine intensive Ankurbelung des am Boden liegenden Bildungssystems ein, und kritisierte in diesem Zusammenhang die Kurzsichtigkeit sowie die ökonomische und finanzielle Enthaltsamkeit der spanischen Zentralregierung auf diesem Gebiet.

David de la Hoz setzte mit seinen Ausführungen zur wirtschaftlichen Erneuerung der Autonomen Region der Kanaren die konstruktiv-konkreten Zukunftsperspektiven fort. So sprach er u.a. davon, die naturgegebenen Vorteile der Kanaren wirtschaftlich und zugleich umweltbewusst zu nutzen und zu entwickeln. Als Beispiele nannte er: Beobachtung des Weltalls, Biodiversität, Meereskunde, Labors für erneuerbare Energien, Aufbau und Weiterentwicklung logistischer Zentren in Beziehung zu Südamerika und Afrika. In der sich anschließenden lebhaften Diskussion mit den Mitgliedern wurde trotz aller angeschnittenen und manchmal aussichtslos klingenden Problemlagen eines klar: Es ist gut, solche Ideen und Lösungsvorschläge weiterhin zu fördern, die die Vorteile der kanarischen Gemeinschaft noch besser in ein wirtschaftlich und finanziell koordiniert handelndes Europa einbringen, um die Brückenfunktion der Kanaren zu Südamerika und Afrika für ein solches Europa zu stärken.

Text und Fotos

von León W. Schönau

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