Die Konkurrenz am anderen Ufer


© Moisés Pérez

Spanische Unternehmer investieren 450 Mio. Euro in touristische Erschließung Marokkos

Spanische Investoren wollen Marokkos Tourismuspotential ausschöpfen. Die Immobiliengesellschaft Martinsa-Fadesa wird an der marokkanischen Küste – genau gegenüber den Kanarischen Inseln – einen kompletten Urlaubsort in die Wüste bauen. Acht Hotels, alle mit einer Mindestkategorie von vier Sternen, plus zwei Golfplätze, Wellness-Bereiche, Einkaufszentren und Freizeiteinrichtungen sollen in eine bislang unberührte Küstenlandschaft gebaut werden, die bei Guelmin-Es Semara liegt und als „Playa Blanca“ bezeichnet wird.

Casablanca – Im Beisein von König Mohammed VI. unterzeichneten Carlos Vela, Vorstandsmitglied von Martinsa-Fadesa, und der marokkanische Premierminister Driss Jettou am 12. September im königlichen Palast in Casablanca ein entsprechendes Abkommen. Die Bedeutung dieses Vertrages wurde durch die Anwesenheit der marokkanischen Minister für Umwelt, Tourismus, Wirtschaft und Finanzen sowie des spanischen Botschafters in Marokko, Luis Planas Puchades, unterstrichen.

„Playa Blanca“ wird auf einem 695 Hektar großen Küstenstreifen entstehen. Satte 450 Millionen Euro will die Immobiliengesellschaft investieren, und die ersten Luxushotels sollen bereits 2011 bezugsfertig sein. Außerdem sollen über 4.000 Wohnungen, Villen und Appartements gebaut werden.

Das marokkanische Tourismusministerium hatte für die touristische Erschließung dieses Küstenabschnitts einen öffentlichen Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem sich Martinsa-Fadesa gegen andere Mitbewerber durchsetzte. Das Ganze erfolgt im Rahmen der Pläne der marokkanischen Regierung zur Wirtschaftsförderung und wurde „Plan Azur Vision 2010“ getauft. Durch verschiedene Maßnahmen zur Tourismusentwicklung will Marokko bis in drei Jahren jährlich zehn Millionen Touristen anlocken und 600.000 neue Arbeitsplätze schaffen.

Carlos Vela zeigte sich nach der Vertragsunterzeichnung sehr zufrieden und erklärte, dass dieses neue Projekt eine Fortsetzung der in Casablanca, SaÏdia, Marrakesch, Smir, Tanger, Agadir und Rabat begonnenen Erschließung ist. Außerdem festige es die Position von Martinsa-Fadesa als einen der größten ausländischen Investoren in Marokko.

Die Meldung schlägt auf den Kanaren wie eine Bombe ein, denn die zunehmende Konkurrenz des afrikanischen Landes auf dem Tourismusmarkt bereitet der Branche ohnehin schon Kopfzerbrechen.

Doch nicht nur die touristische Erschließung an der afrikanischen Küste droht den Kanaren Urlauber zu rauben. Hinzu kommt die Meldung des Tourismusrats von Gran Canaria über die rückläufige Zahl britischer Touristen – der größte Urlauberquellmarkt der Inseln. Im letzten Winter wurden auf den Kanaren 2,4 % weniger britische Urlauber gezählt. Und auch die Zahl deutscher Gäste war rückläufig (-3,4%). Unterdessen kommen andere Urlaubsziele wie Marokko, Australien, Sardinien und die Kapverdischen Inseln zunehmend in Mode, meldet das Patronat. Der Tourismusrat stellt besorgt fest, dass die Kapverden mittlerweile schon als „die neuen Kanaren“ gelten.

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