Die Lava bahnt sich keine neuen Wege

Nachdem ein weiterer Lavastrom das Meer erreichte, wurde der Strand Los Guirres schließlich komplett verschüttet. Foto: Gobierno de Canarias

Nachdem ein weiterer Lavastrom das Meer erreichte, wurde der Strand Los Guirres schließlich komplett verschüttet. Foto: Gobierno de Canarias

Laut dem jüngsten Bericht des Sonderausschusses fließt die Lava auf den bereits gebildeten Strömen etwas langsamer als bisher

La Palma – Fast neun Wochen nach dem Beginn der Eruption zeigt der Vulkan noch keine Zeichen der Erschöpfung. Auch wenn die Wissenschaftler in den vergangenen Tagen einen Rückgang der Erdbeben in mittleren Erdschichten festgestellt haben und auch der Tremor des Vulkans, der den Erdboden erzitterten lässt, abgenommen hat, können sie nicht sagen, ob dies auf eine Beruhigung hindeutet oder Vorbote einer Reaktivierung ist. Fest steht, dass der Vulkanausbruch 2021 bereits die Dauer und Zerstörung der letzten beiden Eruptionen auf La Palma, die des Teneguía (1971, 24 Tage) und des San Juan (1949, 47 Tage) übertroffen hat und damit zu einer der längsten der Geschichte gezählt werden kann. Man muss bis in das Jahr 1667 zurückgehen, als der Vulkan San Antonio ausbrach, dessen Eruption 66 Tage dauerte.

Das von dem Vulkanausbruch bzw. der ausströmenden Lava betroffene Gebiet im Westen der Insel umfasst mittlerweile 1.019,79 Hektar. Über 65 Kilometer Straßen wurden zerstört und 1.460 Gebäude, davon 1.181 Wohnhäuser, unter der Lava begraben. Mehr als 6.000 Menschen in diesem Inselteil mussten in den vergangenen acht Wochen ihr Zuhause verlassen. 479 dieser Evakuierten sind weiterhin in Hotels untergebracht; 412 Personen in einem Hotel in Fuencaliente und 67 Personen in Los Llanos de Aridane.

In dem von der kanarischen Regierung geschaffenen Register, in das sich die Geschädigten eintragen können, um Hilfen zu beantragen, haben bereits mehr als 920 Personen das entsprechende Formular ausgefüllt.

Unterdessen kämpfen Einsatzkräfte der Feuerwehr, des Militärs und viele freiwillige Helfer gegen die Ascheberge, die an manchen Orten drohen, Hausdächer zum Einsturz zu bringen.

Faszination und Schrecken: Der Vulkanausbruch dauert nun schon zwei Monate und hat damit die letzten beiden Eruptionen, die auf La Palma 1949 und 1971 stattfanden, bei weitem übertroffen. Foto: EFe
Faszination und Schrecken: Der Vulkanausbruch dauert nun schon zwei Monate und hat damit die letzten beiden Eruptionen, die auf La Palma 1949 und 1971 stattfanden, bei weitem übertroffen. Foto: EFe

Die Landzunge, die durch die ins Meer fließende Lava beim Strand Los Guirres (Tazacorte) entsteht, ist in den vergangenen Wochen durch den Lavanachschub weiter gewachsen und hat schließlich den Strand komplett begraben. Die Lavadeltas sind miteinander verschmolzen und haben dem Meer eine Fläche von 40,9 Hektar abgewonnen.

Laut dem jüngsten Bericht des Sonderausschusses für Katastrophenschutz und Notfallhilfe in der Vulkankrise (PEVOLCA) fließt die Lava entlang und auf den verschiedenen Strömen, wobei sie Lücken füllt. Sie hat keine neuen Ströme mehr gebildet.

Soldaten der Katastrophenschutz-Spezialeinheit UME und Mitarbeiter der Gemeinde El Paso bemühen sich nach Kräften, die Dächer von der Last der Asche zu befreien. Foto: EFE
Soldaten der Katastrophenschutz-Spezialeinheit UME und Mitarbeiter der Gemeinde El Paso bemühen sich nach Kräften, die Dächer von der Last der Asche zu befreien. Foto: EFE

Die Wissenschaftler haben in den vergangenen Wochen einen Rückgang der Seismizität in mittleren Erdschichten festgestellt. Wie die Sprecherin des wissenschaftlichen Ausschusses und Direktorin des nationalen geographischen Instituts (IGN), María José Blanco, am 14. November mitteilte, hält die Seismizität in Tiefen von mehr als 20 Kilometern jedoch weiter an. In den letzten Wochen ereigneten sich erneut mehrere starke Beben, die von der Bevölkerung gespürt und sogar auf Nachbarinseln wie La Gomera und Teneriffa wahrgenommen wurden.

Was den Ausstoß von Schwefeldioxid angeht, werden zwar weiterhin hohe Werte von zwischen 2.000 und 4.000 Tonnen pro Tag gemessen, generell stellen die Wissenschaftler aber eine abnehmende Tendenz fest.

Die Aschewolke erreicht weiterhin eine Höhe von 3.100 Metern, was immer wieder zu Behinderungen des Flugverkehrs führt. Der Flughafen von La Palma befindet sich in Betrieb, am Vormittag des 16. November mussten jedoch mehrere regionale Flüge aufgrund der Aschewolke des Vulkans gestrichen werden.

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