Die Reichen und Mächtigen trafen sich in Spanien


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Das diesjährige Treffen des Bilderberg-Clubs erregte starkes Medieninteresse

Im Mai 1954 fand im Hotel „Bilderberg“ in Holland zum ersten Mal ein Treffen wichtiger Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Medien statt. Seitdem werden solche Treffen jedes Jahr im Frühjahr veranstaltet, die mangels eines offiziellen Namens nach dem ersten Treffen „Bilderberger“ genannt werden.

Barcelona – Der jährlich wechselnde Tagungsort ist immer ein Luxushotel irgendwo in der Welt, das für die Tage der Konferenz komplett gesperrt und streng überwacht wird, damit die prominenten Gäste aus Europa und Nordamerika ungestört tagen können. Selbst die internationale Presse hat bis zu diesem Jahr nie über diese Treffen berichtet, obwohl wichtige Zeitungs­chefs regelmäßig unter den Teilnehmern des sogenannten Bilderberg-Clubs sind.

In diesem Jahr hat sich das jedoch geändert: Nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Berichterstattung im Internet durch Blogger, sahen sich auch die großen spanischen Medien wie  El País, TVE, Antena 3, CNN+ oder die Agentur EFE genötigt, über das Treffen zu berichten, das vom 3. bis 6. Juni im Urlaubsort Sitges bei Barcelona stattfand. Neu war bei dem diesjährigen Treffen auch, dass zum ersten Mal eine Teilnehmerliste auf einer offiziellen Webseite (www.bilder bergmeetings.org) veröffentlicht wurde. Bisher waren die Berichterstatter und Kritiker auf Insiderinformationen oder auf die Beobachtungen der anreisenden Gäste angewiesen.

Laut der offiziellen Liste nahmen im Juni 2010 in Sitges 137 Gäste teil, darunter Königin Sofía von Spanien, Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero, Königin Beatrix der Niederlande, Microsoft-Gründer Bill Gates, der US-amerikanische Politiker und Politikwissenschaftler Henry Kissinger, Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann, Daimler-Chef Dieter Zetsche und der US-Afghanistanbeauftragte Richard Holbrooke. Diesmal nicht dabei war überraschenderweise David Rockefeller.

Kritik an Geheimhaltung

Wie schon bei der Zusammenkunft im letzten Jahr bei Athen, kam es trotz hoher Polizeipräsenz zu friedlichen Protesten vor dem weiträumig abgesperrten Hotel „Dolce Sitges“. Die Proteste richteten sich gegen nicht demokratisch legitimierte Absprachen, die nach Ansicht der Kritiker dort unter Ausschluss der Öffentlichkeit getroffen werden, um die „politische Agenda“ für das nächste Jahr jeweils festzulegen. Die offizielle Version, es handele sich bei den Bilderberg-Treffen um „rein private, informelle Zusammenkünfte“ sei wenig glaubwürdig, wenn so hochrangige Führungspersönlichkeiten jedes Jahr drei oder vier Tage ihrer wertvollen Zeit opfern, um sich mit ihresgleichen hinter verschlossenen Türen zu treffen. Ähnliche Treffen von Staats- und Konzernchefs werden sonst immer von großem Medienrummel begleitet, während über die regelmäßigen Treffen der Bilderberg-Gruppe seit 56 Jahren nichts in der Presse und den Nachrichten zu hören war. Dass es 2010 erstmals auch offizielle Statements gibt, ist unabhängigen Journalisten zu verdanken, die nicht zuletzt durch ihre Berichterstattung im Internet schon im Vorfeld des Treffens Druck ausübten. Auch die hohen Kosten für den Einsatz der Sicherheitsorgane wurden von den Demonstranten kritisiert. Schätzungsweise 10 Millionen Euro muss der spanische Steuerzahler für die Sicherheit dieses angeblich „privaten“ Treffens aufwenden.

Beobachter weisen außerdem darauf hin, dass auf diesen Treffen auch Politiker ausgewählt werden, die künftig eine wichtige Rolle übernehmen sollen, wie etwa Angela Merkel, die in dem Jahr bevor sie Kanzlerin wurde, erstmals bei den Bilderbergern eingeladen war. Sollte das zutreffen, könnte Neu-Teilnehmer Olaf Scholz (SPD) verstärkt in die Öffentlichkeit treten wie auch, auf spanischer Seite, die PP-Spitzenpolitikerin Esperanza Aguirre, derzeit Präsidentin der Regionalregierung von Madrid, die im Februar durch indiskrete Äußerungen vor einem offenen Mikrofon für einen Skandal sorgte (das Wochenblatt berichtete). 

Was genau in Sitges besprochen wurde, ist nicht bekannt. Pressekonferenzen gibt es prinzipiell keine, doch die offizielle Webseite nennt als Themen u.a. Finanzreform, Computertechnik, Energie, Pakistan, Afghanistan, Welternährungsproblem, EU-Beziehungen zur USA sowie Globale Abkühlung. Letzterer Punkt ist interessant, da von offizieller Seite bisher immer von „Globaler Erwärmung“ die Rede war. Manche Beobachter deuten die Tatsache, dass diesmal Spanien als Gastgeberland gewählt wurde, als schlechtes Omen. Das Bilderberger-Treffen 2009 hatte in Griechenland stattgefunden.

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