Die Umweltkatastrophe am Mar Menor wird vor Gericht untersucht


Hochrangige Beamte und 38 landwirtschaftliche Betriebe auf der Anklagebank

Madrid – Das Mar Menor, das „Kleine Meer“, befindet sich im Südosten Spaniens und ist die größte Salzwasserlagune Europas. Dieses Gewässer an der Küste von Murcia ist eines der wertvollsten Wasser-Ökosysteme Spaniens, das seit Jahrzehnten von illegalen landwirtschaftlichen Vorgehensweisen verschmutzt wird.


Aktuell werden drei ehemalige hochrangige Beamte der Regierung der Region Murcia und des Wasserverbands „Confederación Hidrográfica del Segura“ (CHS) angeklagt, jahrelang den Einsatz von illegalen Entsalzungsanlagen in mindestens 38 landwirtschaftlichen Betrieben im Gebiet vom Mar Menor erlaubt zu haben. Der Richter Antonio Garrote ist der Ansicht, dass der ehemalige Landwirtschaftsminister Antonio Cerdá (konservative Partei PP), die ehemalige Präsidentin des CHS Rosario Quesada und der ehemalige Wasserkommissar des CHS Manuel Aldeguer (beide sozialistische Partei PSOE) ihre Pflicht, die Betriebe zu kontrollieren, vernachlässigt und weggesehen haben.


Richter Garrote macht Cerdá für die mangelnde Wachsamkeit verantwortlich, da seine Behörde für die Einrichtung eines wirksamen Kontrollsystems zuständig war. Die Verantwortlichen des Wasserverbands waren ihrerseits für die Kontrolle der ordnungsgemäßen Nutzung des öffentlichen Wasservorkommens und die Verfolgung der missbräuchlichen Nutzung von Entsalzungsanlagen zuständig, wofür Geldstrafen von bis zu einer Million Euro vorgesehen waren. Die Untersuchung zeigt, die Angeklagten wussten mindestens seit 2007, dass in zahlreichen landwirtschaftlichen Betrieben beim Mar Menor Entsalzungsinstallationen ohne Genehmigung eingesetzt wurden und dass die dabei entstandenen umweltschädlichen Abwässer in das Grundwasser gelangten.


Die Betriebe sind ebenfalls angeklagt, weil sie die entstandenen umweltschädlichen Abwässer in die Salzwasserlagune eingeleitet haben. Der Richter kommt zu dem Schluss, dass diese Unternehmen Umweltverbrechen begangen haben. Dem Urteil zufolge stellen diese Handlungen „eine ernste Gefahr für das Gleichgewicht der verschiedenen natürlichen Systeme und Lebensräume dar, die im Mar Menor vorhanden sind und eine der Hauptursachen für die irreversible und katastrophale Verschlechterung des Ökosystems der Lagune sein könnten“. Der Richter beziffert in seinem Beschluss den von diesen Unternehmen verursachten wirtschaftlichen Schaden auf fast 19,5 Millionen Euro.

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