Die unerledigten Hausaufgaben Madrids


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Das Internationale Olympische Komitee verpasst der spanischen Hauptstadt einen Dämpfer

Die Bewertungskommission des Internationalen Olympischen Komitees hat den Erwartungen Madrids für die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele von 2016 einen gehörigen Dämpfer verpasst und die Konkurrenten Rio de Janeiro und Tokio zunächst einmal besser eingestuft.

Madrid – Besonders kritisch äußerte sich die Kommission über die Verteilung der Vollmachten und über das Antidoping-Gesetz, das erst im vergangenen April verabschiedet wurde. Diese Kriterien wiegen offenbar schwerer als komplett fertiggestellte Infrastruktur, ausreichende Hotelkapazität, große Unterstützung durch die Bevölkerung oder perfekte Verkehrsanbindungen. Hier zählen die Formen offenbar mehr als der Inhalt.

Nur einen Monat vor der endgültigen Entscheidung, die in Kopenhagen fallen wird, muss die spanische Hauptstadt klar die Verantwortlichkeit und die Rolle des Spanischen Olympischen Komitees definieren und die Irrtümer in ihrer Präsentation bereinigen. Vor allem aber sollte sie die Gesetzgebung in Sachen Doping mit den Vorschriften der Welt­agentur für Antidoping in Einklang bringen. Die Informationen der Bewertungskommission sind zwar nicht bindend, haben jedoch bei den Delegierten, die am 2. Oktober die Entscheidung fällen, erhebliches Gewicht.

Obwohl er selbst etwas irritiert schien, als er den Bericht in Händen hielt, versuchte Ma­drids Bürgermeister Alberto Ruiz Gallardón den Pessimismus zu dämpfen, der sich allgemein breitmachte. „Unsere Kandidatur ist gestärkt aus der Prüfung hervorgegangen – wir haben die geringste Kritik und die höchsten Belobigungen erhalten“, ermunterte er seine Zuhörer.

Während Chicago als weiterer Mitbewerber bereits abgehängt scheint, da die Finanzierung in Frage gestellt und in der Bevölkerung kaum Interesse vorhanden ist, herrscht in Rio Euphorie. Allerdings sind dort die Sicherheit und das beschränkte Hotelangebot das Problem. Tokio hat seine Olym­­pischen Anlagen auf einer künstlich angelegten Insel konzipiert, die nach der Ansicht der COI zu klein ausgefallen ist. Auch fehlt es an Interesse in der japanischen Bevölkerung.

Die Kommunikation verbessern

„Wenn man die Informationen gründlich liest, können wir uns wirklich nicht beklagen, sondern daraus den Schluss ziehen, dass unsere Stadt wirklich vorbereitet ist. Die Verpackung hat nicht richtig gestimmt und die Präsentation war vielleicht nicht gut genug. Aber wir haben noch einen ganzen Monat, um nachzubessern“, erklärte Mercedes Coghen, Sprecherin der Kommission „Madrid 2016“. „Wir müssen die Kommunikation verbessern.“

Einer der Knackpunkte wird die Annäherung der Standpunkte in der Dopingbekämpfung sein. „Spanien arbeitet klar und nachdrücklich gegen das Doping“, sagte der Staatssekretär für Sport, Jaime Lissavetzky. Er ist seit Dezember letzten Jahres der einzige Vertreter der europäischen Regierungen in der Welt-Antidoping-Agentur AMA.

Das COI hat mit großem Misstrauen das Dekret zur Kenntnis genommen, das im April in Spanien verabschiedet wurde. Es untersagt, zwischen 23.00 Uhr und 08.00 morgens Dopingproben durchzuführen. Die Normative der AMA dagegen verpflichtet die Sportler, jederzeit ihren Aufenthaltsort mitzuteilen, um für eine hypothetische Dopingkontrolle erreichbar zu sein. Speziell der Generalsekretär der AMA, David Howman, hatte sich negativ zu diesem Thema geäußert und festgestellt, dass besagtes Gesetz der Kandidatur von Madrid nicht gerade förderlich sei. Im Gespräch mit Lissavetzky hatte er unter anderem gesagt, es sei nicht intelligent, ein solches Gesetz zu beschlie­ßen, wenn sich die Haupt­stadt um die Ausrichtung der Olympischen Spiele bewirbt. Es könne nicht angehen, dass es keine Möglichkeit gebe, täglich rund um die Uhr Kontrollen durchzuführen. Lissavetzky hatte ihm versichert, es könne in diesem Punkt mit Sicherheit nachgebessert werden. Auf jeden Fall stünden in Konfliktfällen die Bestimmungen der AMA über der spanischen Gesetzgebung.

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