Die vergessene Stierkampfarena


Die „Plaza de Toros“ liegt mitten in der Stadt. Foto: moisés Pérez

Vor 125 Jahren wurde sie eröffnet – heute ist die Zukunft des geschichtsträchtigen Bauwerks in Santa Cruz ungewiss

Teneriffa – Wie die Zukunft auch aussehen mag, die Geschichte der Stadt Santa Cruz wird wohl für immer mit einem besonderen Bau verbunden sein, der die Entwicklung der Stadt miterlebt hat und heute bedauerlicherweise dem Verfall preisgegeben ist. Die alte Stierkampfarena an der Rambla von Santa Cruz, die „Plaza de Toros“, wurde im April 1893 eingeweiht. In den vergangenen 125 Jahren haben Zuschauer von den Rängen aus nicht nur Stierkämpfe erlebt; auch Konzerte nationaler und internationaler Musiker und zahlreiche Karnevalsveranstaltungen wurden hier veranstaltet.

Wie die Zeitung „El Día“ anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des Gebäudes berichtete, hatte die Leidenschaft für den Stierkampf auf Teneriffa ihren Ursprung in La Laguna. Die Zahl der Stierkampfanhänger wuchs Ende des 19. Jahrhunderts, sodass der damalige Stadtarchitekt von Santa Cruz de Tenerife, Antonio Pintor, den Auftrag für die Planung einer Arena erhielt. Diese wurde 1893 fertiggestellt und eingeweiht. Der Rundbau wurde mit hufeisenförmigen Bögen verziert und bot auf den Zuschauerrängen fast 7.000 Plätze.  Bekannte Stierkämpfer wie „Joselito“, Fernando Gómez „El Gallo“ oder „El Cordobés“ traten in der Arena von Santa Cruz auf und bescherten ihr jahrzehntelang Erfolg. 1924 wurde die Arena teilweise durch einen Brand zerstört

Das Ende des Stierkampfes in Santa Cruz trat 1984 ein; am 7. Januar dieses Jahres fand der letzte Stierkampf statt. Danach wurde unter dem damaligen Bürgermeister Adán Martín, der später Cabildo-Präsident und danach Präsident der Regionalregierung werden sollte, ein neues Kapitel in der Geschichte der „Plaza de Toros“ aufgeschlagen: Sie wurde zum Austragungsort der Karnevalswettbewerbe und 1985 erstmals der Wahl der Karnevalskönigin. Damals wurden bis zu 5.400 Zuschauerkarten verkauft. In den folgenden Jahren fanden auch immer wieder Konzerte spanischer und internationaler Künstler in der Arena statt. Als Open-Air-Bühne gaben sich unter vielen anderen Celia Cruz, Rubén Blades, Mecano, Radio Futura, José Feliciano, Joaquín Sabina, Miles Davis, Jerry Lee Lewis und Joe Cocker die Ehre. In den 1990ern fanden Boxkämpfe, Ringkämpfe des kanarischen Sports „lucha canaria“ und sogar das eine oder andere politische Meeting statt.

Der Verfall begann mit der Jahrtausendwende. Im Jahr 2006, als die Plaza schon lange nicht mehr genutzt wurde, erwarb das Immobilien- und Bauunternehmen Alicur 80% der Anteile an der Plaza. Doch, obwohl zunächst spekuliert wurde, dass nun ein neues Zeitalter für die verlassene Stierkampfarena beginnen würde, hielt auch der Besitzerwechsel den Verfall nicht auf.

Ein Projekt, das nie umgesetzt wurde

Im Jahr 2008 wurde unter Bürgermeister Miguel Zerolo ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben, um die Neuordnung des Gebiets um die Plaza zu bestimmen, in das auch die Stierkampfarena miteinbezogen wurde. Als Siegerprojekt unter 35 eingereichten Entwürfen wurde „La Plaza de todos“ des  Architektenteams Antonio del Pozo Mozo, César del Pozo Ortega und Carlos Bernal Limiñana ausgewählt, das die Verwandlung in einen offenen Platz vorsah. Das Amphitheater sollte laut diesen Plänen erhalten bleiben, die zugemauerten Türen und Bogenfenster wieder geöffnet, die stufenweise ansteigenden Sitzreihen im Inneren überdacht werden, und unter der Plaza war ein Parkhaus in zwei Ebenen vorgesehen. Doch die Pläne wurden nie umgesetzt.

Die Arena verfiel zusehends. 2013 und später erneut 2016 wurden die Eigentümer von der Stadtverwaltung aufgefordert, Sicherungsarbeiten durchzuführen.

Bis heute ist das Schicksal des historischen Gebäudes ungewiss, und der Zahn der Zeit nagt weiter an dem symbolträchtigen Gebäude.

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