Dr. Vela unter Anklage


Der ehemalige Leiter der Klinik San Ramón de Madrid soll wegen der Fälle der geraubten Babys vor Gericht gestellt werden

Madrid – Doktor Eduardo Vela, der ehemalige Direktor der Klinik San Ramón de Madrid, wird die erste Person sein, die sich in Spanien wegen der Fälle der geraubten Babys (das Wochenblatt berichtete) vor Gericht verantworten muss. Die vorsitzende Richterin des Amtsgerichts Nr. 46 von Madrid, welche das mutmaßliche Komplott im Umfeld dieser Klinik untersucht, hat einen Beschluss unterzeichnet, in welchem sie beantragt, den Frauenarzt anzuklagen, weil er die Geburtsurkunde eines Mädchens unterschrieben hat, dessen vermeintlich leibliche Mutter steril war.

Richterin Elena Gutiérrez sieht ausreichende Verdachtsmomente gegeben, um eine Verhandlung im Fall Inés Madrigal zu eröffnen. Madrigal ist Präsidentin der Selbsthilfeorganisation SOS Bebés Robados in Murcia und hatte im Jahr 2010 Anzeige erstattet, nachdem sie herausgefunden hatte, dass die Frau, die laut Geburtsurkunde ihre biologische Mutter sein soll, in Wirklichkeit nicht mit ihr verwandt ist.

Ihre Ziehmutter war bereit, ihr bei ihrer Klage zu helfen, und musste dazu selbst zunächst als Beschuldigte zusammen mit Vela beim Untersuchungsgericht aussagen. Sie erklärte gegenüber der Richterin, sie sei am 6. Juni 1969 von Eduardo Vela angerufen worden, „weil er ein Geschenk für sie habe“. Der Gynäkologe habe ihr im Beisein eines Priesters, der mittlerweile verstorben ist, ein neugeborenes Mädchen übergeben, ohne zu erklären, woher dieses stammte. Man habe ihr aufgegeben, sich fortan so zu verhalten, als sei sie die biologische Mutter des Kindes.

Die Richterin wirft Eduardo Vela Kindesentzug, Vortäuschung einer Geburt und Urkundenfälschung vor. Er soll ein falsches medizinisches Geburts­attest ausgestellt haben, in dem Inés Pérez und Pablo Madrigal als leibliche Eltern von Inés Madrigal ausgewiesen werden. Die Wahrhaftigkeit dieser ärztlichen Bescheinigung wurde durch einen DNA-Test widerlegt, dem sich die Klägerin unterzogen hatte.

Vela sagte als Beschuldigter im Dezember 2013 aus und bestritt seine Mitwirkung an dem Vorgang. Der Frauenarzt bestätigte die Authentizität seiner Unterschrift auf dem Attest, versicherte jedoch, dass er in seinem Beruf oft Dokumente unterzeichne ohne sie anzusehen. Er versicherte, Inés Pérez, die 40 Jahre lang fälschlich als Mutter von Inés Madrigal dokumentiert war, nicht zu kennen.

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