Familiendrama erschüttert Spanien


Rund 5.000 Menschen begleiteten die Familie vor der Kathedrale von Almería. Foto: EFE

12 Tage lang wurde der achtjährige Gabriel gesucht, dann fand die Polizei seine Leiche im Kofferraum des Wagens der Lebensgefährtin seines Vaters

Almería – Der achtjährige Gabriel verschwand am 27. Fe­bruar. Er verbrachte ein langes Wochenende bei seiner Großmutter in Las Hortichuelas (Almería), wo er zuletzt um 15.30 Uhr gesehen wurde, als er das Haus verließ, um einen Cousin zu besuchen, der nur knapp 100 Meter entfernt wohnt. Den Weg kannte er gut.

Das Verschwinden des Kindes löste eine Welle der Solidarität in Andalusien und ganz Spanien aus. Der kleine Junge liebte das Meer und wollte einmal Meeresbiologe werden. Seine Eltern nannten ihn liebevoll „Pescaíto“ – Fischlein, und so wurde er in den vergangenen Wochen in ganz Spanien bekannt. Nach seinem Verschwinden wurde eine groß angelegte Suchaktion eingeleitet, an der sich Hunderte Freiwillige beteiligten. Menschen gingen auch andernorts in Spanien auf die Straße, um ihre Verbundenheit mit den leidenden Eltern zum Ausdruck zu bringen und sie zu ermutigen, die Hoffnung nicht aufzugeben, ihr Kind lebend wiederzufinden.

Während der Suche nach dem Kind tauchte als einziger Hinweis ein weißes Unterhemd auf, das die Lebensgefährtin des Vaters vier Tage nach dem Verschwinden von Gabriel in der Nähe einer Kläranlage gefunden haben wollte. Die Ermittler waren über diesen Fund überrascht, da dieses Gebiet zuvor minutiös durchkämmt worden war und das Hemd außerdem trotz des Regens der vergangenen Tage trocken und in einem guten Zustand war. Damit wurde die 43-jährige Dominikanerin zur Hauptverdächtigen. Wie später bekannt wurde, war sie tagelang von der Polizei überwacht worden, bis sie am 11. März von Beamten angehalten wurde, als sie mit dem Auto unterwegs war. Im Kofferraum fanden die Polizisten die Leiche des Kindes. Die Autopsie ergab, dass Gabriel bereits am Tag seines Verschwindes durch Strangulation getötet worden war.  Ana Julia Quezada stritt die Tat zunächst ab. Später gestand die Frau im Polizeiverhör, das Kind getötet zu haben. Die Kriminalbeamten, die das Verhör führten, beschrieben die Frau als „extrem gefühlskalte, besitzergreifende und egozentrische Person“.

Zur Trauerfeier für Gabriel, die am 13. März vom Bischof in der Kathedrale von Almería gehalten wurde, kamen Innenminister Juan Ignacio Zoido und die Vizepräsidentin der spanischen Regierung, Soraya Sáenz de Santamaría. Vor der Kathedrale versammelten sich mehrere Tausend Menschen, die immer wieder mit dem Ruf „Todos somos Gabriel“ (Wir alle sind Gabriel) ihre Solidarität mit den Eltern ausdrückten.

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