Drohende diplomatische Krise mit Algerien

Außenminister José Manuel Albares bemühte sich im Senat, die Wogen zu glätten, und betonte die zuverlässige Partnerschaft mit Algerien. Foto: EFE

Außenminister José Manuel Albares bemühte sich im Senat, die Wogen zu glätten, und betonte die zuverlässige Partnerschaft mit Algerien. Foto: EFE

Frage der Unabhängigkeit der Westsahara führt zu Spannungen

Madrid – Der Ukraine-Krieg hat die Abhängigkeit Europas vom russischen Erdgas deutlich gemacht. Die Europäische Union sucht nun nach Alternativen, um diese Abhängigkeit von Russland zu überwinden. Was Spanien betrifft bezieht das Land knapp die Hälfte des Erdgasbedarfs aus Algerien. Daher scheint Spaniens Entscheidung, sich auf die Seite von Marokko zu schlagen, und die von dem Land besetzte Westsahara zu seinem Staatsgebiet machen zu wollen, ganz unverständlich. Denn Algerien unterstützt die Westsahara und die Befreiungsbewegung „Frente Polisario“. Andererseits sind die diplomatischen Beziehungen zu Marokko seit April 2021, als der Generalsekretär der „Frente Polisario“, Brahim Ghali, in einem spanischen Krankenhaus wegen Corona behandelt wurde, gestört. Die Behandlung Ghalis hatte eine direkte Folge: Mitte Mai stürmten rund 10.000 Marokkaner die Exklave Ceuta. Bis heute gilt die belastete Beziehung zwischen Spanien und Marokko als ein Grund für die Zunahme der Flüchtlingswellen.

Hohe Kosten für beide Länder

Nach Angaben der Regierung hat Algerien im vergangenen Jahr fossile Brennstoffe (Erdgas, Erdöl und andere Nebenprodukte) im Wert von 4,3 Mio. Euro an Spanien verkauft. Allein das Erdgas brachte 2,6 Mio. Euro. Damit ist Spanien nach Italien der zweitgrößte Abnehmer für Algerien. Daher würden beide Länder verlieren, wenn Algerien die diplomatische Westsahara-Krise auf die wirtschaftliche Ebene verlagern würde. Spanien hätte ein großes Problem: Das Gas, das über die Medgaz-Pipeline aus Algerien kommt, ist günstiger als das Gas, das auf dem Seeweg aus anderen Ländern angeliefert wird. Für Algerien wäre die Beendigung des Gashandels mit Spanien ebenfalls sehr kostspielig. Die Verkäufe nach Spanien machen etwa 12% der Ausfuhren aus und sind eine wichtige Devisenquelle.

Mögliche Folgen für Spanien

Francis Perrin, Forschungsdirektor am französischen Institut de Rélations Internationales et Stratégiques (IRIS), erläuterte, dass beide Länder an Verträge gebunden sind. Diese Verträge könnten nicht einseitig geändert werden, da dies einen erheblichen finanziellen Ausgleich zur Folge hätte. Perrin betonte, dass die Einstellung der Gaslieferungen an Spanien auch einen sehr negativen Einfluss auf den Ruf Algeriens als Gaslieferant der EU haben würde. Mögliche Konsequenzen werden also eher nicht mit der Kürzung der Gaslieferung zu tun haben. Es wird eher für möglich gehalten, dass Algerien bei der Kontrolle der illegalen Einwanderung etwas weniger kooperiert und auch keine Verträge mehr mit spanischen Ölgesellschaften abschließt.

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