Ehrliche Finderin


Auf Ihrer Leserbriefe-Seite, die ich immer mit großem Interesse lese, bringen Ihre Leser meistens Beschwerden und Kritik vor. Nur in seltenen Fällen wird Positives geschrieben. Deshalb möchte ich Ihnen von einem Erlebnis berichten, das zwar schon einige Wochen zurückliegt, jedoch beweist, dass es auch noch ehrliche Menschen gibt und die auch erhebliche Mühen auf sich nehmen, um Gefundenes an den Verlierer zurückzugeben.

Ich hatte mein Auto beim Hotel Parque San Antonio geparkt. Als ich, es war bereits dunkel, wieder einstieg, muss mir die Geldbörse aus der Hosentasche gefallen sein. Erst zu Hause bemerkte ich den Verlust – fast 300 Euro Bargeld aber vor allem die wichtigen Kärtchen – Führerschein, Scheckkarten etc., die man immer bei sich hat. Am nächsten Morgen führte mich mein erster Weg zum Fundbüro der Stadtpolizei in Puerto de la Cruz. Dort musste ich wie üblich warten, um meine Verlustanzeige aufzugeben, die mir ohnehin zwecklos erschien.

Doch noch am selben Tag erhielt ich einen Anruf von der Polizei. Eine Finderin hatte sich gemeldet und die Börse – übrigens mit dem gesamten Inhalt – abgegeben. Glücklicherweise hatte sie ihre Telefonnummer hinterlassen, und so konnte ich mit ihr reden, meinen Dank abstatten und die Geschichte vom Fund meiner Börse erfahren.

Die ehrliche Finderin arbeitet als Putzfrau im Hotel Parque San Antonio und hatte am frühen Morgen auf dem Weg zu ihrer Arbeit meine Börse auf der Straße liegen sehen und sie mitgenommen. Gleich nach Dienstschluss ging sie damit zur Guardia Civil, um ihren Fund abzuliefern. Als sie nach stundenlangem Warten endlich an der Reihe war, sagte man ihr: „Dafür ist die Stadtpolizei unten im Rathaus zuständig“. Die ehrliche Frau ließ sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen, dem Verlierer sein Eigentum zurückzugeben und begab sich zur Stadtpolizei. Hier das gleiche Prozedere: Abwarten bis ein Protokoll aufgenommen wurde. Einen großen Teil ihres Feierabends hatte sie in Polizeibüros verbracht, weil sie ehrlich sein wollte. Bestimmt erhält sie nur einen kleinen Lohn und hätte das Geld, das in der Börse war, sehr gut gebrauchen können.

Also, liebes Wochenblatt, es gibt auch noch ehrliche Menschen – nicht alles ist negativ.

W.D.B.

Puerto de la Cruz

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