Ein Fall aktiver Sterbehilfe lässt die Polemik wieder aufflammen


Ángel Hernández half seiner schwer kranken Frau beim Sterben. Foto: EFE

Mitten im Wahlkampf wird ein Euthanasie-Gesetz zum politischen Thema

Madrid – Die Tatsache, dass Ángel Hernández seiner Frau, die sich nach vielen Jahren schwerer Krankheit im Endstadium befand, zum Sterben verholfen hat, löste unter den politischen Parteien erneut heftige Debatten über eine Legalisierung der Euthanasie aus.

Die Ruhe und Gelassenheit, welche Hernández ausstrahlte, nachdem er nach kurzer Untersuchungshaft wieder freigelassen wurde, steht im Kontrast zu den heftigen Diskussionen auf der politischen Bühne, in die auch die Kirche involviert ist. „Ich bin jetzt ganz ruhig, nachdem meine Frau nun nicht mehr leiden muss“, hatte er immer wieder den Medienvertretern erklärt, die ihn bereits erwarteten.

Nachdem seine Frau María José Carrasco „entschlafen“ war, hatte er bei der Polizei angerufen und erklärt, er habe seiner Frau beim Sterben geholfen. Zahlreiche Gespräche, die er und seine Frau mit großer Mühe Wochen und Tage zuvor führten, hatte er mit dem Handy aufgezeichnet. Die Polizisten, die ihn aufgrund dessen wegen Beihilfe zum Selbstmord in Haft nehmen mussten, hätten ihm erklärt, sie sähen sich gezwungen, das Gesetz zu erfüllen, aber sie hätten bestimmt das Gleiche getan wie er.

Er werde weiter um eine Regulierung der Euthanasie kämpfen, damit nicht noch mehr Menschen so schwere Schmerzen erleiden müssten, wie María José sie seit vielen Monaten wegen ihrer Multiple Sklerose-Erkrankung erlitten hat. Àngel Hernández verlangt die Verabschiedung eines entsprechenden Gesetzes, das die Sterbehilfe reguliert und bereits im Parlament zur Abstimmung vorliegt, das jedoch von PP und Ciudadanos blockiert werde.

Er versteht die Hilfe für seine Frau als Akt der Solidarität. „Sie konnte es selbst nicht tun, und ich musste ihr meine Hand leihen. Sie wollte es tun, aber konnte es nicht, und so habe ich ihr meine Hand geliehen“, sagte er immer wieder.

Seine Verteidigung versucht zu verhindern, dass er in Untersuchungshaft muss und wird auf jeden Fall ein Gnadengesuch einreichen, falls er verurteilt werden sollte. Das würde dann in den Händen der Regierung liegen. Justizministerin Isabel Celáa wollte in diesem Moment noch keine Stellung beziehen, versicherte jedoch, ihre Regierung werde auf jeden Fall um eine schnelle Entscheidung des Parlaments über das vorliegende Gesetz bemüht sein.

Der tragische Fall von María José Carrasco wird nun im ganzen Land leidenschaftlich diskutiert. Nach und nach bringen die Medien immer neue unglaubliche Schwierigkeiten ans Tageslicht, mit denen die Eheleute zu kämpfen hatten. Die schwer kranke Frau stand zehn Jahre lang vergeblich auf der Warteliste für einen Platz im Pflegeheim. Ihr Mann musste dreimal eine dringende Bandscheiben-Operation verschieben lassen, weil sich niemand fand, der sich währenddessen um seine Frau kümmern konnte.

Zuvor hatte die Mutter von María José ihre Tochter gepflegt. Doch 2009 verstarb sie nach einer Parkinson-Erkrankung, und Ángel Hernández musste mit 61 Jahren in Frührente gehen, um selbst die Pflege seiner Frau zu übernehmen. Im vergangenen Jahr, inzwischen 69-jährig, erlitt er aufgrund der ständigen Anstrengung einen schweren Bandscheibenschaden, der eine dringende Operation erforderlich machte. Doch die musste, wie bereits erwähnt, immer wieder verschoben werden, weil sich aufgrund bürokratischer Hürden keine Pflegemöglichkeit für seine Frau fand. Schließlich erhielt er den Bescheid, dass eine weitere Verschiebung nicht mehr möglich und der Operationstermin daher gestrichen worden sei.

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