Ein halbes Jahrhundert nachhaltiger Tourismus


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Das ****Hotel Tigaiga in Puerto de la Cruz wird 50

Das Hotel Tigaiga in Puerto de la Cruz feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen – ein halbes Jahrhundert Hoteltradition der Familie Talg. Aus diesem besonderen Anlass wurde ein Jubiläumsprogramm zusammengestellt, das kürzlich von Enrique Talg, der zusammen mit seinen Schwestern Ursula und Irene das Hotel führt, vorgestellt wurde.

Die Betonung bei der Ankündigung der Jubiläumsfeier lag auf dem Dank an die Gäste, die es über die Jahre ermöglicht haben, dass das Ferienhotel heute auf 50 Jahre Erfolg zurückblicken kann. Das Geheimnis dieses Erfolgs? Solides, professionelles Management eines hervorragend gepflegten Hauses gepaart mit viel familiärem Flair. Nicht zu vergessen das umweltschonende Hotelmanagement, von dem zahlreiche Umweltpreise der TUI zeugen. Ebenso stehen für die Zufriedenheit der Gäste die vielen „Hollys“, die das Tigaiga über die Jahre eingeheimst hat. 1995 wählten die TUI-Gäste das Hotel Tigaiga gar zum weltweit beliebtesten Ferienhotel.

Das goldene Jubiläum des traditionsreichen Hotels im Taoro Park wird das ganze Jahr 2009 über mit verschiedenen Veranstaltungen gefeiert, in die sowohl Hausgäste als auch Reiseveranstalter, Nachbarn und das Personal des Hotels einbezogen werden. Das Programm startete bereits am 18. Januar mit einem Ausflug für Hotelgäste zu dem Trachtenumzug „Romería“ im Ortsteil Tigaiga in Los Realejos. Am Freitag, dem 27. Februar findet unter dem Motto „Sehnsucht Süden“ ein Lyrik-Abend mit Heinz-Josef Delissen statt, und am Sonntag dem 15. Februar (11.00 Uhr) werden typische kanarische Volkstänze und kanarischer Ringkampf im Hotelgarten aufgeführt. Dies soll nach Angaben von Enrique Talg nur der Anfang einer umfangreichen Eventreihe sein. Da jedoch auch die Tourismusbranche nicht von der Krise verschont bleibt, wird das Programm sich je nach Entwicklung der Lage gestalten und über einen speziell für das Jubiläum geschaffenen Blog (de.tigaiga50.com) ständig aktualisiert werden. In dem umfangreichen Internet-Tagebuch kann man sich über die nächsten Events informieren, über die Geschichte des Hotels und der Familie Talg lesen, in Erinnerungen stöbern und im Gästebuch nachlesen, warum das Tigaiga so beliebt ist. Der Blog wurde übrigens mit viel Fleiß und Liebe zum Detail von der Familie Talg im Sinne eines Andenkens für alle Gäste und Freunde des Hotels erstellt.

Und so fing alles an…

Im Jahre 1958 wurde der Bau des Hotels Tigaiga fertig, damals ein Hotel mit 12 Zimmern – heute sind es 80. Aber eigentlich fing die Geschichte viel, viel früher an. Nämlich mit dem Ende des Ersten Weltkrieges. Damals machte sich Heinrich Talg aus Lüneburg auf den Weg gen Süden, um dort sein Glück zu schmieden. Das Hotel Palace in Madrid war die erste Station auf diesem neuen Lebensweg. Mondariz, ein vor der Entwicklung des Insulin sehr beliebtes Heilbad für Diabetiker in der Nähe des nordspanischen Vigo, war sein nächstes Ziel. Hier kam dann das Angebot, auf Teneriffa das Hotel Quisisana zu leiten – damals ein weiter Weg über den Atlantik. Doch Talg machte die Reise nicht nur einmal, sondern Jahr für Jahr immer wieder, denn in der Sommersaison arbeitete er nun in Mondariz und im Winter auf Teneriffa. Deshalb war es auch ein reiner Zufall, daß Sohn Enrique nicht auf Teneriffa, sondern in Vigo zur Welt kam. Im übrigen war aus Heinrich Talg inzwischen längst „Enrique“ Talg Schulz geworden, denn kein Spanier  konnte und wollte sich die Zunge an diesem unaussprechlichen deutschen Vornamen verrenken, und außerdem hat in Spanien jeder Mensch auch den Nachnamen seiner Mutter zu führen.

Im Jahr 1922 bekam Talg dann ein Angebot des Schweizers Gustavo Wildpret, der das einstige Hotel Taoro gepachtet hatte, in die Hoteldirektion einzutreten. Als Wildpret dann Jahre später aus dem Berufsleben ausscheiden wollte und mit leisem Bedauern sah, dass seine Kinder in der Pharmazie und Biologie Karriere machten und keinerlei Neigung zeigten, ins Hotelgeschäft einzusteigen, lag nichts näher, als Enrique Talg die Übernahme des Pacht­vertrags anzubieten. Der griff mit beiden Händen zu. Doch hatte er sich mit diesem Pachtvertrag magere Jahre eingehandelt.

Durch den Bürgerkrieg blieben die Gäste aus, die Lebensmittel waren knapp. Schlechte Zeiten auf der ganzen Linie. Und billig war das Nobelhotel Taoro nun wirklich nicht. Die Vollpension kostete immerhin 12,50 Peseten pro Tag. Und als dieser Preis auf 13 Peseten erhöht wurde, monierte ein Stammgast empört, das sei ihm nun aber wirklich zu teuer. Dafür könnte er sich ja glatt ein Haus auf Teneriffa bauen. Was er dann auch tat. Das Haus steht heute noch, übrigens ein Prachtbau im Taoro-Park. Jahrelang war darin das Evangelische Gemeindezentrum untergebracht.

Nach dem Bürgerkrieg

Nach dem Bürgerkrieg war General García Escamez obers­ter militärischer Befehlshaber auf den Kanarischen Inseln, und diese Befehlsgewalt erstreckte sich in der damaligen Militärdiktatur Spaniens auch auf zivile Bereiche des Lebens. So fungierte der General auch als eine Art kanarischer Wirtschaftsminister, der von den Lebensmittelkarten bis hin zu Verwaltungsgebühren alles in der Hand hatte.

Enrique Talg Wyss sagte einmal über García Escamez: „Er war ein großer Mann. Die Gelder, die über sein Amt eingenommen wurden, hat er in öffentliche Projekte investiert und beispielsweise auch die ers­ten sozialen Wohnblocks in Santa Cruz gebaut. Gestorben ist er arm wie eine Kirchenmaus. Seine Witwe bekam von der damaligen Regierung einen Lotteriekiosk, mit dem sie ihren Lebensunterhalt verdienen konnte.“

Selbiger García Escamez war offensichtlich ein weit in die Zukunft blickender Mann, denn eines seiner vorrangigen Projekte war die Förderung des Tourismus auf der Insel. Und in diesem Zusammenhang wollte er gern den damaligen Staatschef Francisco Franco fürstlich auf Teneriffa bewirten. Leider aber war in Santa Cruz kein standesgemäßes Hotel vorhanden. Also ließ der General eins bauen: das Hotel Mencey. Als der Bau fertig war, wandte García Escamez sich an die damals führende spanische Hotelkette HUSA und bot ihr die Verwaltung des neuen Hotels an.

Die HUSA-Leute waren schon interessiert. Allerdings, so schränkten sie ein, würde sich für sie der Aufwand nicht lohnen, ein einziges Hotel so weitab vom Schuss auf den Kanarischen Inseln zu bewirtschaften. Wenn es drei Hotels wären, so sagten sie, sähe die Sache schon ganz anders aus. Als Zugabe zum Mencey forderten sie deshalb noch das Taoro in Puerto de la Cruz und das Santa Catalina in Las Palmas. Froh, dass das Verwaltungsproblem des Mencey von seinen Schultern genommen war, stimmte der General zu.

Enrique Talg jedoch war keineswegs glücklich über diesen Entschluss. Denn nun stand er auf der Straße – zwar mit einer ausgesprochen groß­zügigen Abfindung und einem Sack voller Tafelsilber mit „HT“-Gravur, das er selbst für das Hotel Taoro gekauft hatte und daher sein Privatbesitz war – aber ohne Hotel. Also sah man ab 1953 Enrique Talg für einige Jahre im Hotel  Martiánez, als Nachfolger der deutschen Familie Trenkel.

Wie das Tigaiga zu seinem Namen kam

In der Zwischenzeit erwarb er ein recht umfangreiches Grundstück im Taoro Park, wo er als großer Blumenliebhaber zunächst Blumen und Pflanzen züchtete, dann aber Bananen anpflanzen ließ, weil das Ge­lände für einen Hobbygarten doch ein wenig zu groß geraten war. Nachdem ihm dann zweimal hintereinander Hurrikane die Ernte verwüsteten, hatte er die Faxen jedoch dicke und beschloss, dass nun der rechte Zeitpunkt gekommen war, ein Hotel zu bauen.

Sohn Enrique Talg Wyss kam auch just zu diesem Zeitpunkt als voll ausgebildeter Hotelfachmann von seinen Lehr- und Wanderjahren in Madrid (Hotel Palace, was sonst?), Stockholm, London, Suvretta St. Moritz, Grand Hotel Montrieux und Reina Cristina auf seine Heimatinsel zurück, und der Vater ließ ihm völlig freie Hand, um das künftige Hotel nach seinen Wünschen und Vorstellungen zu bauen. Vater Talg machte den Finanzminister des Unternehmens und beschaffte zwei Dinge, die damals rar auf der Insel waren: Geld und Baustoffe.

Und dann steckten die beiden die Köpfe zusammen und überlegten, welchen Namen sie dem Hotel geben sollten. Sie erinnern sich? Das Silber war ja schon vorhanden. HT – das konnte Hotel Tenerife heißen. Oder Hotel Teide. Warum nicht Hotel Talg? Oder besser Hotel Tigaiga? Hotel Turístico klang dann doch ein bisschen zu trocken. Aber Tigaiga – das war schön. Der Name hatte Klang und Musik. Und dabei blieb es dann.

Eröffnet wurde das Tigaiga mit 12 Doppelzimmern im Jahr 1959. Weil die Hotelküche jedoch noch nicht fertig war, gingen die ersten Tigaiga-Gäste zum Essen rüber ins Hotel Martiánez. Erst ab der Wintersaison 60/61 konnte das Tigaiga seinen Gästen dann auch Vollpension bieten. Anfang 1963 waren dann auch die weiteren 48 Doppel- und acht Einzelzimmer und der Speisesaal fertig. Vater Talg selbst hat die Fertigstellung seines Hotels nicht mehr erlebt. 1962 starb er an einem Herzschlag.

Enrique Talg Wyss führte die Hoteltradition der Familie bis zu seinem Tod im September 2006 weiter. Nun steht bereits die dritte Talg-Generation im Tigaiga. Sohn Enrique Talg III und Töchter Ursula und Irene leiten das Hotel im Sinne ihres Vaters und ihres Großvaters mit der gewohnten Tradition weiter.

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