Flughafen Ciudad Real – ein Beispiel für Realitätsfremde und Verschwendungswahn
Spaniens erster privater Flughafen, der „Aeropuerto de Ciudad Real“, steht nach nur fünf Jahren vor dem Aus. Weil der Betreiber noch nicht einmal mehr für den Unterhalt aufkommen kann, hat das Handelsgericht nach dreijährigem Insolvenzverfahren nun die Zwangsveräußerung angekündigt.
Madrid -Nach der Jahrtausendwende entstand die Idee eines Flughafens für die 200 km südlich von Madrid gelegene, 70.000-Einwohner-Stadt Ciudad Real (Kastilien-La Mancha). Die Initiatoren ließen sich vom Wirtschaftswachstum mitreißen und planten ein 28.000 qm großes Passagierterminal, die mit 4 km längste Start- und Landebahn Europas und einen Hochgeschwindigkeitsbahnhof, um durch eine AVE-Anbindung in Konkurrenz mit dem Hauptstadtflughafen Barajas treten zu können. Eine Milliarde Euro kostete das von der pleite gegangenen Sparkasse Castilla-La Mancha finanzierte Mega-Aerodrom, das 2008 eingeweiht wurde. Man prophezeite 2,5 Millionen Passagiere im Jahr, versprach über 300 Arbeitsplätze.
Doch bis auf die Billig-Airline Vueling interessierte sich keine Fluggesellschaft für das mitten auf dem Land gelegene Kleinstadtziel und noch weniger in Krisenzeiten. Selbst Vueling konnte nur durch eine öffentliche Subvention eine Zeit lang gehalten werden und verschwand unmittelbar nach Auslauf des Vertrages im Jahr 2011 aus Ciudad Real. Zwischen 2012 und 2013 wurden lediglich 407 Privatflüge registriert, darüber hinaus nur noch Werbespots und ein Film hier abgedreht.
Der moderne Flughafen bietet heute ein trauriges Bild. Das riesige Passagierterminal ist menschenleer, wären da nicht die Reinigungskräfte und das Sicherheitspersonal. Auf dem Parkplatz steht nicht ein einziger Wagen, auf dem Flugfeld kein Flugzeug. Leere Zufahrtsstraßen prägen die nähere Umgebung. Eine halbfertige Passage, die einst das Terminal mit dem nie begonnenen Bahnhof verbinden sollte, hängt frei in der Luft. Dort, wo nicht gebaut wurde, was geplant war, holt sich bereits die Natur zurück, was ihr genommen wurde.
Fast alle der 71 Angestellten wurden bereits entlassen. Weil das Betreiberunternehmen nur noch über ein Guthaben von 176.000 Euro verfügt und die monatlichen Betriebskosten von 130.000 Euro nicht mehr aufbringen kann, hat das Handelsgericht nun nach dreijährigem Insolvenzverfahren den Verkauf angeordnet. Angesetzt ist ein Preis von 100 Millionen Euro. Meldet sich kein Interessent, soll der Flughafen zwangsversteigert werden.
Beim Flughafen Ciudad Real handelt es sich nicht um das einzige, vollkommen an der Realität vorbei geplante, absolut verschwenderische Flughafenprojekt. Im November empfingen zehn spanische Airports weniger als 1.000 Passagiere, darunter Huesca-Pirineos mit rekordverdächtigen fünf Fluggästen (2013: 268) und Albacete mit 118 (2013: 1.112).[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]