Tourismusministerin Reyes Maroto räumt ein: „Es stimmt, dass wir spät dran sind“
Kanarische Inseln/Madrid – Am 14. Oktober räumte Spaniens Tourismusministerin Reyes Maroto im Interview mit dem Fernsehsender canal 24h ein, dass Spanien mit der Einrichtung der sogenannten sicheren Reisekorridore spät dran sei. Das frühe Auftreten der zweiten Corona-Welle in Spanien habe die spezifischen Maßnahmen für den Tourismus und die Mobilität verzögert, erklärte sie. „Die epidemiologische Lage in Spanien und die zweite Welle, die jetzt auch Europa erreicht hat, haben es uns schwer gemacht, diese Korridore vorzustellen. Wir sind deshalb spät dran, weil die Maßnahmen durch die epidemiologische Lage verzögert wurden“, rechtfertigte sich die Ministerin.
Am 9. Oktober waren die spanische Regierung und die Regionalregierungen der Kanaren und der Balearen endlich zu einer Einigung über die Schaffung der Reisekorridore gekommen, um den Tourismus ohne Gesundheitsrisiko wieder zu ermöglichen. Der wichtigste Punkt der Verhandlungen war dabei die Testpflicht für Reisende aus dem Ausland, wobei man sich zuletzt darauf einigte, dass Reisende, die aus Gebieten kommen, in denen die 14-Tage-Inzidenz bei 50 oder mehr Fällen pro 100.000 Einwohner liegt, bei der Einreise einen negativen Corona-Test vorweisen müssen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Urlauber, die aus Gebieten einreisen, in denen die Inzidenz während der letzten 14 Tage unter dem Grenzwert von 50-Fällen liegt, müssen keinen Test vorweisen.
Für die Sicherheit der Reise-rückkehrer soll eine Testpflicht bei der Ausreise sorgen. Alle Urlauber sollen sich frühestens 48 Stunden vor dem Rückflug einem weiteren Corona-Test unterziehen, der für sie kostenlos sein wird. Sollte der Test positiv sein, kann die Rückreise nicht angetreten und es muss Quarantäne – auf Kosten des Urlaubsgebiets – in dafür vorgesehenen Unterkünften eingehalten werden. Sollte ein stationärer Krankenhausaufenthalt notwendig sein, werden auch diese Kosten von der jeweiligen Regionalregierung übernommen.
Durch diese Maßnahmen soll eine Quarantänepflicht überflüssig gemacht werden, die auf Urlauber abschreckend wirkt. Doch nun gilt es erst einmal, europäische Partner davon zu überzeugen. Außenministerin Arancha González Laya kündigte diesbezügliche Verhandlungen an.
Wo die Tests erfolgen werden ist noch unklar
Die geplante Einführung der Tests für Urlauber vor der Abreise wirft auch die Frage auf, wo diese Tests durchgeführt werden. Die kanarische Regierung hatte gefordert, die Tests an den Flughäfen durchzuführen, was jedoch vom staatlichen Flughafenbetreiber Aena zunächst abgelehnt wurde. Tage später räumte Aena dann ein, es bestehe durchaus „Kooperationsbereitschaft“ bezüglich Maßnahmen, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern.
Unterdessen haben die Hotelverbände der Inseln, allen voran Ashotel, erneut gefordert, die „sicheren Reisekorridore“ so schnell wie möglich einzurichten. Die Verbände riefen die Regierung in Madrid und die kanarische Regierung auf, „keine Minute mehr zu verlieren“. In diesem Sinne forderten sie den kanarischen Regionalpräsidenten Torres auf, die Angelegenheit der Corona-Touristentests zur Chefsache zu machen.
Forderung nach Tests für Reisende vom Festland
Eine weitere kanarische Forderung, die Unternehmer des Tourismussektors und das regionale Tourismusamt gleichermaßen stellen, ist die Testpflicht auf Reisende aus-
zuweiten, die vom spanischen Festland auf die Inseln kommen. Es sei unsinnig, „grüne Korridore“ mit anderen Ländern zu schaffen, während Reisende aus Spanien ohne Kontrolle einreisen könnten, erklärte die regionale Tourismusministerin Yaiza Castilla, die auch hofft, dass wichtige Urlaubermärkte wie Deutschland die für die Kanarischen Inseln geltende Reisewarnung baldmöglichst aufheben.
Der Unternehmerkreis des Südens von Teneriffa (CEST) hält ebenfalls die Forderung aufrecht, die Tests auf Reisende vom spanischen Festland auszuweiten. Am 30. Oktober, einen Monat nach der ersten Protestaktion, will der CEST erneut mit einem Autokorso vom Süden bis nach Santa Cruz auf diese Forderung aufmerksam machen.
Pedro Sánchez drängt auf ein Abkommen für einheitliche Reise- und Quarantänestandards
Präsident Pedro Sánchez hat indessen die EU dazu aufgerufen, einheitliche Standards für Reisende festzulegen sowie die Quarantänevorschriften zu vereinheitlichen. Nachdem die Europaminister die Corona-Ampel beschlossen, aber keine einheitlichen Kriterien für Reisende, die aus Gebieten mit den Farben Orange und Rot kommen, festgelegt haben, hält Sánchez es für notwendig, einen weiteren Schritt zu gehen und eine gemeinschaftliche Grundlage zu schaffen.