Einschulung in Ceuta

Im Mai waren bei dem Ansturm auf Ceuta auch Kinder und Jugendliche in Scharen über die Grenze in die spanische Exklave gekommen. Foto: efe

Im Mai waren bei dem Ansturm auf Ceuta auch Kinder und Jugendliche in Scharen über die Grenze in die spanische Exklave gekommen. Foto: efe

Die Schulbehörde sieht sich vor der schwierigen Aufgabe, rund Tausend illegal eingewanderte minderjährige Marokkaner einzuschulen

Ceuta – Sie waren am 17. und 18. Mai mit dem Strom von mehr als 10.000 Migranten in die spanische Exklave Ceuta gekommen, als Marokko aus politischen Gründen die Bewachung der Grenzen unerwartet außer Kraft gesetzt hatte. Nachdem kürzlich die Rückführung der Jugendlichen, die zwischen der Regionalregierung von Ceuta und den marokkanischen Behörden vereinbart worden war, durch die spanische Justiz verhindert wurde, steht die Schulbehörde von Ceuta vor einer sehr schwierigen Aufgabe. Sie muss für die Kinder und Jugendlichen bis zum 18.Lebensjahr den Schulbesuch garantieren. Mindestens 260 Minderjährige, die jünger als 16 Jahre sind, werden auf die fünf Schulzentren der ersten und zweiten Bildungsstufe der Stadt verteilt. Mehr als 750 Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren sollen in den provisorischen Unterkünften unterrichtet werden, in denen sie noch immer leben müssen. Das hat das Erziehungsministerium mitgeteilt, das für diese Aufgabe 47 Lehrer und etwa 20 Betreuer verpflichtet hat. Der Plan, an dem die zuständigen Behörden längere Zeit gearbeitet haben, ist für das gesamte Schuljahr ausgelegt, und zwar unabhängig davon, ob die umstrittene Rückführungsaktion wieder aufgenommen wird. Zwischen 10 und 12 kleinere Kinder sollen in Kindergärten oder Vorschulklassen integriert werden. Für die rund 250 Schüler, die in die Sekundarstufe gehören, sollen sogenannte Erstaufnahmeklassen geschaffen werden, in denen ein Team, das 27 Mitarbeiter umfasst, ihren Bildungsstand bewerten soll, um sie dann auf die entsprechenden Schulklassen zu verteilen und über die notwendige Einrichtung von Nachhilfegruppen zu entscheiden. Der Unterricht soll für diese Gruppen zunächst nachmittags stattfinden, um die Zahl der Schüler in den Klassen nicht zu verdoppeln.

Es sei wichtig, dass die Einschulung in den jeweiligen Schulzentren erfolge, erklärte eine Sprecherin der NGO „Save the Children“. Das sei zwar keine ideale Lösung könnte aber als eine erste Brücke für die stufenweise Eingliederung dienen. Der Plan sei außerdem als Pilotprogramm zu bewerten, um einen Mechanismus für eine langfristige Lösung zu schaffen, unabhängig von der Ausnahmesituation, in die Ceuta zwischen dem 17. und 19. Mai geraten ist. Seinerzeit befanden sich unter den eingedrungenen Migranten zwischen 1.500 und 3.000 unbegleitete Minderjährige. Etwa 1.000 von ihnen blieben in der 85.000 Einwohner umfassenden Stadt, die auf ihren 19 Quadratkilometern nicht über die Möglichkeit verfügt, diese entsprechend unterzubringen. Seit Kurzem führt die Polizei in den Zonen Kontrollen durch, die den Jugendlichen als Versteck dienen, wie in Lagerhäusern oder dem Schutzwall des Hafens. Viele von ihnen sind aus den Notunterkünften wie dem Sportstadion Santa Amalia geflüchtet, aus Furcht, nach Marokko ausgeliefert zu werden. Zuvor waren sie, wenn sie auf der Straße aufgegriffen wurden, immer wieder dorthin zurückgebracht worden, jetzt sind sie jedoch dort eingesperrt, klagt die NGO „No Name Kitchen“, die sich seit Monaten um die Jugendlichen gekümmert hat. Etwa 40 Kinder seien in diesem Zentrum untergebracht worden, obwohl es nicht annähernd die notwendigen Bedingungen aufweise, hatten selbst der Chef der Regionalregierung von Ceuta, Juan Jesús Vivas, und der zuständige Jugendrichter der Stadt zugegeben.

Mehrere Regionen haben sich schon vor Monaten bereit erklärt, jugendliche Migranten aus Ceuta aufzunehmen. Doch Innenminister Fernando Grande-Marlaska, der in dieser Angelegenheit das letzte Wort hat, lehnte entschieden ab. Das würde nur einen Rufeffekt bei den jungen Menschen in Marokko auslösen, die in Europa bessere Zukunftschancen suchen wollen, lautet das Argument für seine Ablehnung.

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