El Hierro kämpft


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Unternehmen und Familien in Not

Die vulkanologische Aktivität gehört mittlerweile zum Alltag der Herreños. Während der Vulkan weiterhin Lava spuckt, aber kaum mehr Erdstöße gemessen werden, ist die wirtschaftliche Lage der Bevölkerung kritisch.

Die Unternehmen kämpfen ums Überleben; viele Familien haben kaum genügend Geld für Lebensmittel. Die wenigen finanziellen Hilfen reichen nicht weit. Bürger und Unternehmer fordern mehr Unterstützung vom Staat und mehr behördliche Initiative zur wirtschaftlichen Rettung der Inselbevölkerung.

Vulkanologische Aktivität ist stabil

Die seismische Aktivität, die sich in letzter Zeit auf den Norden der Insel konzentrierte, hat deutlich abgenommen. Zwar werden immer wieder vereinzelte Erdstöße nördlich von La Frontera gemessen, doch am 10. Dezember wurde sogar zum ersten Mal seit Mitte Juli kein einziger verzeichnet.

Der südlich von La Restinga gelegene Vulkan ist jedoch weiterhin aktiv. Wissenschaftler des Nationalen Geographischen Instituts (IGN) konnten an Bord des Forschungsschiffs „Ramón Margalef“ weitere Informationen über den Vulkan sammeln und bestätigten, es gäbe drei Magmaaustritte auf dem südwestlichen Inselabhang, die sich in Tiefen zwischen 160 und 180 Metern aneinanderreihten. Die Lava würde weiterhin abwärts zum Meeresgrund fließen. An Bord des Forschungsschiffes „Sarmiento de Gamboa“ wurde bestätigt, dass der Gipfel des Hauptvulkans 150 Meter unter der Meeresoberfläche läge. Alle paar Tage blubbert es an der Oberfläche und aufgestiegene dampfende Pyroklasten zeugen von der vulkanischen Aktivität unter Wasser. Auch der grün-braune Fleck vor La Restinga gehört zum Alltagsbild.

Die weiteren für einen Ausbruch charakteristischen Anzeichen Tremor, Geländeverformung und CO2-Ausstoß haben sich stabilisiert.

Am 7. Dezember wurde die rote Warnstufe für La Restinga aufgehoben. Nun besteht diese nur noch direkt über dem Vulkan, auf der Insel gilt die gelbe Warnstufe. Des Weiteren wurde nordöstlich von La Restinga ein Schiffskorridor eingerichtet.

Kaum finanzielle Hilfen

Die wirtschaftliche Lage dagegen spitzt sich weiterhin zu. Einige Unternehmen haben kein Einkommen, andere erleiden erhebliche Verluste. Täglich sprechen Bürger bei den Behörden vor und bitten um Hilfe und Lebensmittel.

Fernando Gutiérrez, Präsident der Plattform vom Vulkan Betroffener, erklärte am 7. Dezember gegenüber einer Tageszeitung, zwar würden langsam finanzielle Mittel ankommen, doch sei man weiterhin auf die Pakete der Lebensmittelbank von Santa Cruz de Tenerife angewiesen.

Francisco Armas, Vizepräsident der Plattform, äußerte ein paar Tage später ebenfalls gegenüber einer Tageszeitung, die ausgezahlten 1.000 Euro pro Unternehmer und 500 Euro pro Angestellter reichten bei Weitem nicht aus und würden sofort von Sozialversicherung, Wasser- oder Elektrizitätsrechnung verschlungen.

Von verschiedenen Bürgern und Politikern wurden die von der kanarischen Regierung geflossenen Gelder als unzureichend bezeichnet; der Zentralregierung und auch der Inselregierung wurde vorgeworfen, noch gar keine finanzielle Hilfe geleistet zu haben. Senator Narvay Quintero forderte die umgehende Erstellung eines konkreten Plans zur wirtschaftlichen Rettung der Insel.

Initiativen

Derweil haben einige Behörden und viele private Unternehmen Initiative gezeigt:

Die Inselregierung hat die 1. Kunstmesse der Insel organisiert. Die im Cabildo-Gebäude in Valverde ausgestellten Werke einheimischer Künstler sollen Besucher anziehen.

Die Gemeinde von El Pinar hat 80.000 Euro Soforthilfe bereitgestellt und arbeitet an der Öffnung eines dem Vulkan gewidmeten Museums, um Urlauber anzulocken.

La Restinga selbst hat am 10. Dezember einen Autokorso ins Örtchen organisiert und auf einer Großleinwand das Fußballspiel Barcelona – Real Madrid übertragen, um Restaurants und Bars mit Kundschaft zu versorgen.

Die Vereinigung „Asociación Volcanes de Canarias“ hat die Initiative „Ayuda a El Hierro“ (Hilfe für El Hierro) ins Leben gerufen. Auf der Internetseite www.volcanesdecanarias.com sollen alle Hilfsprojekte zusammengefasst und verbreitet sowie Ideen aufgenommen und an die Behörden weitergeleitet werden. 

Die Supermarktkette Terencio Supermercados hat 4.200 Kilogramm Lebensmittel verteilen lassen.

Der Bevölkerung muss dringend geholfen und die Wirtschaft – insbesondere der Tourismus, von dem alles abzuhängen scheint – wieder in Gang gebracht werden.

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