El Hierro könnte Meeres-Nationalpark bekommen


© Cab. El Hierro

Cabildo reagiert auf die Nachricht mit Entrüstung, weil die diesbezüglichen Pläne vom Ministerium bislang „geheimgehalten“ wurden

Die Kanarischen Inseln könnten bald um einen Nationalpark reicher werden. So sieht es das spanische Umweltministerium vor, das an der Erklärung eines großen Gebietes der Südküste El Hierros zum Meeres-Nationalpark arbeitet.

Öffentlich bekannt wurde diese Absicht des Ministeriums vor einigen Tagen durch eine Äußerung des Vizepräsidenten der kanarischen Regierung, José Miguel Pérez, der sich nach einer Ratssitzung über den „Ob­s­ku­ran­tis­mus“ des Umweltministeriums aufregte, sowohl die von Repsol geplanten Probe-Ölbohrungen betreffend als auch den vermeintlichen neuen Meeres-Nationalpark bei El Hierro.

Der Cabildo-Präsident der kleinen Inseln reagierte auf diese Neuigkeit mit Überraschung. Alpidio Armas versicherte, dass er vom Umweltministerium bislang nicht zur Informationsrunde zu diesem Thema eingeladen worden sei.

Dass es die Pläne im zuständigen Madrider Ministerium tatsächlich gibt, bestätigt allerdings ein Treffen von drei Ingenieuren mit Vertretern der Fischereibranche El Hierros, das bereits vor einigen Monaten stattfand. Einer der Teilnehmer an diesem Treffen erklärte einer lokalen Zeitung gegenüber, dass die Ingeni­eure aus Madrid die Einstellung der Fischer gegenüber einer möglichen Erklärung eines großflächigen Meeresgebietes zum Nationalpark ausloten wollten. In Galicien, Andalusien und auf den Balearen stieß das Umweltministerium bislang mit ähnlichen Plänen auf den Widerstand der Fischer, doch auf El Hierro wissen sie, dass eine Unterschutzstellung nicht nur Nachteile mit sich bringt. Die an Einschränkungen gewohnten Fischfänger der kleinen Kanareninsel, die durch den submarinen Vulkanausbruch 2011 ihre Existenz gefährdet sahen und zeitweise auf Hilfsgelder angewiesen waren, sind es gewohnt, Hürden zu nehmen. Sie stehen dem Vorhaben der spanischen Regierung aufgeschlossen gegenüber, denn es wurde ihnen versichert, dass sie in abgegrenzten Gebieten weiter Fischfang betreiben können.

Dass der Präsident der Inselverwaltung noch nicht offiziell von den Plänen in Kenntnis gesetzt wurde, macht deutlich, dass die Planung des zukünftigen Nationalparks noch in der Entwurf-Phase steckt. „Es scheint so, als gebe es schon ein recht fortgeschrittenes Dokument, doch das Cabildo kennt es nicht“, bemerkte der brüskierte Cabildo-Präsident. Er hoffe nun, dass er bald in dieser Angelegenheit unterrichtet werde, um entscheiden zu können, ob diese Pläne für die Insel von Vorteil sind oder nicht.

Offenbar soll der geplante Nationalpark das Gebiet vom Felsen Roque de Bonanza bis zur Spitze von La Dehesa umfassen und damit auch das Meeresgebiet Mar de las Calmas miteinbeziehen. Außerhalb des Meeres-Nationalparks würde das Gebiet des Atlantiks an der Küste des Tals El Golfo und der Gemeinde Valverde bis Temijiraque liegen.

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