Enttäuschung nach Beratung der EU-Tourismusminister

Jorge Marichal ist Vorsitzender des Hotelverbands der Inseln Teneriffa, La Palma, La Gomera und El Hierro. Foto: efe

Jorge Marichal ist Vorsitzender des Hotelverbands der Inseln Teneriffa, La Palma, La Gomera und El Hierro. Foto: efe

Statt konkreter Maßnahmen blieb es bei Absichtserklärungen

Kanarische Inseln – Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, leitete am 28. September den informellen Austausch der EU-Tourismusminister. Im Mittelpunkt der Videokonferenz stand der Erfahrungsaustausch zu den Auswirkungen der Pandemie auf die Tourismuswirtschaft und die damit verbundenen Herausforderungen für die europäische Tourismuspolitik. „Unser Ziel ist es, den Menschen wieder eine möglichst große Reisefreiheit zu ermöglichen, ohne dabei den Gesundheitsschutz zu vernachlässigen“, erklärte Thomas Bareiß bei der Pressekonferenz im Anschluss. Konkrete Maßnahmen, wie die von der kanarischen Regierung geforderten „sicheren Reisekorridore“ oder die Testung von Urlaubern vor Abflug wurden nicht vereinbart.
Für die Tourismusverantwortlichen der Region ist das Ergebnis der über dreistündigen Sitzung eine Enttäuschung. Sowohl von der kanarischen Regierung, als auch von den Hotelverbänden der beiden kanarischen Provinzen wurde bedauert, dass nur neun Länder die von der spanischen Ministerin vorgeschlagene Absichtserklärung unterzeichneten, die jedoch keine konkreten Maßnahmen bedeutet.
Die Leiterin des kanarischen Tourismusamtes, Yaiza Castilla, äußerte sich sehr enttäuscht über die Beratung, die keine einzige konkrete Maßnahme für die Rettung der touristischen Wintersaison ergab. Außerdem seien die zwei wichtigsten Urlaubermärkte aus der Besprechung ausgeschlossen gewesen; Deutschland, das wegen des Vorsitzes im Rat der Europäischen Union nicht mit abstimmen konnte, und Großbritannien, das nach dem Brexit nicht mehr mit von der Partie war.
Thomas Bareiß fasst das Ergebnis der Beratung, bei der nach seinen Worten eine „positive und konstruktive Atmosphäre“ geherrscht habe, und zielorientiert an die Themen herangegangen wurde, in drei Punkten zusammen. Erstens habe es Einigkeit darüber gegeben, dass das Reisen in Europa wieder sicher möglich gemacht werden muss, dort wo die Infektionszahlen niedrig sind. Schließungen von Grenzen sollen vermieden werden. Zweitens solle es in Zukunft eine engere Abstimmung zwischen den europäischen Partnern in Sachen Reisewarnungen, Quarantänevorschriften und Tests geben. Das Vertrauen solle durch gemeinsame Kriterien gestärkt werden. Und drittens müsse im Hinblick auf die Zukunft durch staatliche Unterstützung die Struktur gestärkt und die Tourismusbranche im anstehenden Strukturwandel aktiv begleitet werden.

„Keine großen Erwartungen an die EU gehabt“

Der Vorsitzende des Hotelverbands der Provinz Teneriffa (Ashotel), Jorge Marichal, der auch Präsident des spanischen Hotel-Dachverbands Cehat ist, äußerte niedergeschlagen, dass er ohnehin keine großen Erwartungen an die EU gehabt hätte, da sämtliche Übereinstimmungen und Einigungen nicht über Empfehlungen und Absichtserklärungen hinausgingen. Am Tag nach dem Treffen der EU-Minister forderte Marichal die spanische Regierung auf, sich um bilaterale Abkommen mit den Herkunftsländern der Touristen zu bemühen, um „sichere Reisekorridore“ zu schaffen und die Durchführung von Tests vor Abflug durchzusetzen. Angesichts der Unmöglichkeit, ein EU-Rahmenabkommen in dieser Angelegenheit zu erzielen, müssten Abkommen einzeln geschlossen werden. Die diesbezüglichen Verhandlungen seien nun Sache der spanischen Außenministerin Arancha González Laya.

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