Erste Homo-Hochzeit von PP-Politiker sorgt für Aufsehen


Katholische Kirche protestiert

Wer hätte das gedacht. Monate, nachdem die konservative Volkspartei (PP) als einzige im Parlament vertretene Partei einstimmig gegen die Verabschiedung des spanischen Gesetzes zur Legalisierung der Eheschließung gleichgeschlechtlicher Partner stimmte, wurde ausgerechnet im seit Jahren PP-regierten galicischen Ourense das erste konservative Schwulenpaar getraut.

Santiago – Die Trauung des Ratsherrn für Kultur, José Araújo, und seines langjährigen Lebensgefährten Nino Crespo, wurde noch dazu von dem ebenfalls der PP angehörenden Bürgermeister von Ourense, Manuel Cabeza, vorgenommen. Und unter den 350 geladenen Hochzeitsgästen befanden sich zahlreiche Parteimitglieder, ja sogar Parlamentsabgeordnete, die einst gegen das Gesetz stimmten und vehement protestierten, als es schließlich verabschiedet wurde.

Die Nachricht sorgte spanienweit für großes Aufsehen. Kein Wunder angesichts der Vehemenz, mit welcher die PP das Gesetz bekämpfte und immer noch bekämpft. Denn nachdem das Gesetz trotz allen Widerstands der Volkspartei verabschiedet wurde und im Juli 2005 in Kraft trat, legte die Volkspartei Einspruch beim Verfassungsgericht ein. Das diesbezügliche Verfahren läuft noch.

Im Rahmen der Debatte, die im Vorfeld zur Verabschiedung des progressiven Gesetzes stattfand, hatten die Konservativen außerdem einen Psychiater als so genannten Sachverständigen ins Parlament gebeten, wo er zur großen Empörung eines Großteils der spanischen Bevölkerung unter anderem Homosexualität als eine Krankheit bezeichnete.

Außerdem hatten zahlreiche PP-Spitzenpolitiker an Demonstrationen gegen die Homo-Ehe teilgenommen, zu denen die katholische Kirche aufgerufen hatte. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich nach der nicht gerade diskreten Hochzeit des PP-Ratsherrn auch gleich ein Kirchenmitglied zu Wort meldete.

Luis Quintero, Bischof von Ourense, monierte unter anderem das große Aufsehen in der Öffentlichkeit, das die Eheschließung nach sich zog und die „katholische Gemeinde erschüttert und traurig gemacht hat“. Wer sich als Christ ausgibt, müsse sich auch an die Doktrin der Kirche halten, empörte sich der Bischof weiter. „Eine Zuwiderhandlung kann dann auch unter anderem als ein schwerer Skandal angesehen werden.“

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