Erster spanischer Satellit beim Start zerstört

Ingenio sollte Spanien hochauflösende Bilder aus dem erdnahen Orbit liefern. Foto: Efe

Ingenio sollte Spanien hochauflösende Bilder aus dem erdnahen Orbit liefern. Foto: Efe

Ingenio/SeoSat, der vollständig in Spanien entwickelt und gebaut wurde, ging durch eine Fehlfunktion der Trägerrakete Vega verloren

Madrid – Ingenio, der erste Erdbeobachtungssatellit, der vollständig in Spanien entwickelt und gebaut wurde, ist während des Raketenstarts, der ihn in die Erdumlaufbahn befördern sollte, zerstört worden. Die Trägerrakete Vega, die von dem italienischen Raumfahrtunternehmen Avio für die Europäische Weltraumorganisation (ESA) gebaut wurde, war am 17. November 2020 vom Raumfahrtzentrum Kourou in Französisch-Guayana gestartet. Die Zündung der drei Antriebsstufen verlief problemlos, doch in der vierten Phase, in der Ingenio und der französische Satellit Taranis in ihre erdnahen Umlaufbahnen gebracht werden sollten, gab es Probleme. Die Rakete verlor an Höhe und stürzte acht Minuten nach dem Start über einem unbewohnten Gebiet in der Arktis ab.
Für die junge, aufstrebende spanische Raumfahrt ist damit eine Mission gescheitert, in die zehn Jahre Arbeit und rund 200 Millionen Euro investiert wurden. Eine erste Analyse der verfügbaren Daten ergab, dass das Versagen des AVUM-Antriebes, der für die Positionierung in der richtigen Umlaufbahn eingesetzt wird, auf menschliches Versagen zurückzuführen sein könnte. Bei der Montage sind möglicherweise Kabelanschlüsse verkehrt herum angeschlossen worden. Der Raketenbetreiber Arianespace hat eine Kommission zur Untersuchung der genauen Ursachen eingerichtet. „Ich möchte unseren Kunden unser tief empfundenes Bedauern aussprechen“, erklärte Arianespace-Chef Stéphane Israël.
Der spanische Wissenschaftsminister Pedro Duque veröffentlichte auf Twitter folgendes Statement: „Wir bedauern den Verlust der Mission #VV17, die #SEOSATIngenio in seinen Orbit bringen sollte. Dennoch haben die spanischen Unternehmen durch die dafür entwickelten Technologien Kompetenzen erworben, die den Abschluss neuer Verträge, wie die kürzlich unterschriebene Mission LSTM für @CopernicusEU, ermöglichen.“ Im Rahmen der in diesem Tweet genannten Mission wird Spanien ein Projekt anführen, das mit einem Budget von 380 Millionen Euro einen Satelliten zur Beobachtung der Temperatur der Erdoberfläche entwickelt.
Ob ein neuer Ingenio-Satellit gebaut oder die durch das Projekt angestrebten Bilddaten auf anderem Weg beschafft werden sollen, ist noch nicht entschieden. Der Bau eines zweiten Ingenio wäre kostengünstiger als der des ersten, da die gesamte Entwicklungsarbeit bereits geleistet wurde.
Die leichten Trägerraketen des Typs Vega, der bald durch ein neues Modell, die Vega-C, ersetzt werden soll, haben bisher siebzehn Starts absolviert, fünfzehn davon waren erfolgreich. Im Juli 2019 stürzte schon einmal eine dieser Raketen ab. Damals sollte der Aufklärungssatellit Falcon Eye 1 der Vereinigten Arabischen Emirate ins All gebracht werden. Bei diesem Start hatte die zweite Raketenstufe versagt.

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