ETA bricht mit Terroranschlag die Waffenruhe


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Alle Hoffnung auf Frieden zunichte gemacht

Um genau 09.01 Uhr explodierte am 30. Dezember auf einem der meist benutzten Parkdecks des neuen Terminals T4 des Madrider Flughafens Barajas eine Autobombe mit etwa 200 Kilo Sprengstoff. Die Erschütterung war so stark, dass fast das gesamte fünfstöckige Parkhaus einstürzte.

Madrid – Etwa eine Stunde zuvor hatte ein anonymer Anrufer mehrmals im Namen der baskischen Terrororganisation ETA den Anschlag angekündigt und genaue Angaben zum Modell des Bombenautos sowie dessen ungefähren Standort gemacht. Die Zeit reichte gerade noch aus, um die etwa 20.000 Menschen, die sich zu dem Zeitpunkt im Terminal befanden, weitgehend zu evakuieren. Dennoch erlitten 19 Personen Verletzungen. Zwei weitere wurden kurz darauf als vermisst gemeldet.

Die Befürchtung, dass sich die beiden Personen zum Zeitpunkt der Explosion in ihren Fahrzeugen im Parkhaus befanden, bestätigten sich erst Tage nach dem Anschlag. Die Leiche eines 34-jährigen Ecuadorianers wurde vier Tage nach dem Attentat aus den Trümmern geborgen. Der zweite Vermisste, ebenfalls ein aus Ecuador stammender Hilfsarbeiter, konnte erst weiter zwei Tage später unter den Trümmern entdeckt werden.

Aus für Friedensprozess

Obwohl in den letzten Wochen vor dem Anschlag die Gewaltbereitschaft der Radikalen im Baskenland spürbar gestiegen war, hatte auf politischer Ebene niemand damit gerechnet, dass die ETA die von ihr am 22. März 2006 ausgerufene Waffenruhe so schnell brechen würde.

Knapp 20 Stunden zuvor hatte Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero in seiner Rede zum Jahresabschluss sich noch äußerst positiv über den Verlauf des Friedensprozesses geäußert. Dieser ist nun jedoch endgültig vorbei. Bei einer ersten Pressekonferenz am Tag nach dem Anschlag erklärte Zapatero die Friedensverhandlungen zuerst für „außer Kraft gesetzt“. Nachdem die konservative Opposition (PP) darauf heftigst protestierte, präzisierten mehrere hohe Führungskräfte der sozialistischen Regierung, es gäbe keine Chance mehr für den Friedensprozess. „Mit Gewalt gibt es keine Chance auf Verhandlungen, es gibt keinen Prozess mehr“, so Staatssekretär José Blanco eindringlich.

Für viel Aufsehen sorgten in diesem Zusammenhang auch die Aussagen der radikalen Basken-Partei Batasuna, die als politischer Arm der ETA gilt und seit Jahren verboten ist. Verschiedene Sprecher zeigten sich überrascht und beteuerten, der Friedensprozess sei nicht beendet. Diese Diskrepanz deuten Kenner der spanischen Politszene als Anzeichen dafür, dass es interne Unstimmigkeiten in der Terrororganisation geben könnte.

Erschütternd ist die Tatsache, dass die konservative Opposition weiter ihren Konfrontationskurs gegen die Regierung beibehält und sich mehr damit beschäftigt, Zapateros Antiterrorpolitik aufs Schärfste zu kritisieren, als die wirklichen Täter des Terroranschlages zu verurteilen.

So nahmen auch wieder zahlreiche führende PP-Politiker an einem Protestzug in Madrid teil, zu dem die rechtsorientierte Terroropfervereinigung ATV aufgerufen hatte. Auch hier waren mehr Schimpfworte gegen Ministerpräsident Zapatero und seine Regierung zu hören, als gegen die ETA, die den Anschlag ausgeübt hatte.

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