Europapreis für Angela Merkel

König Felipe überreichte Angela Merkel den Preis für ihre Verdienste um die europäische Einigung im Beisein von Präsident Pedro Sánchez (l.) und dem Präsidenten der Regionalregierung von Extremadura, Guillermo Fernández Vara. Foto: EFE

König Felipe überreichte Angela Merkel den Preis für ihre Verdienste um die europäische Einigung im Beisein von Präsident Pedro Sánchez (l.) und dem Präsidenten der Regionalregierung von Extremadura, Guillermo Fernández Vara. Foto: EFE

Die deutsche Bundeskanzlerin ist von König Felipe VI. mit dem diesjährigen Europapreis Karl V. ausgezeichnet worden

Yuste – Kurz vor dem Ende ihrer 16-jährigen Kanzlerschaft an der Spitze der deutschen Regierung hat Angela Merkel im königlichen Kloster Yuste in der Nähe von Cáceres aus den Händen des spanischen Königs den „Premio Europeo Carlos V.“, den Europapreis Karl V., entgegengenommen. In ihrer Rede verzichtete die Kanzlerin darauf, eine Bilanz ihres langjährigen Mandats an der Spitze der größten Wirtschaftsmacht Europas zu ziehen. Vielmehr hat sie sich auf die Aufgaben und Ziele bezogen, denen sich das Projekt Europa heute gegenübersieht. Es müssen äußerst schwierige Abkommen in so komplexen Problemen wie beispielsweise die Migration erreicht werden, doch sie könne dabei nun nicht mehr eine Wortführerin sein. „Doch nur ein Europa, das im Innern einig ist, kann ein Europa sein, das nach außen stark ist“, erklärte sie unter anderem. Europa müsse souverän, innovativ und handlungsfähig sein, damit es seine Werte und Interessen in der Welt behaupten könne, betonte sie.

Dafür müsse es mit einer Stimme sprechen. Was geschehe, wenn Europa dies nicht oder unzureichend tue, sehe man bei der Migration. „Deshalb dürfen wir nicht ruhen, bis uns ein Durchbruch gelingt“, forderte sie. Merkel erwähnte auch den sogenannten „Green Deal“ der Europäischen Kommission. Er sehe Klimaneutralität für Europa vor, das „nicht trotzdem, sondern gerade deshalb innovations- und wettbewerbsstark bleibt“. Es sei ein hartes Stück Arbeit, den Green Deal zu verabschieden. Man müsse aber auch die Chancen für Verdienste um die europäische Einigung dieses Transformationsprozesses sehen. „Sie überwiegen die Risiken bei Weitem, nicht nur weil sich mit ihm neue Marktchancen, neue Technologien, neue Beschäftigungsmöglichkeiten ergeben, sondern auch, weil viel zu oft über die Kosten des Klimaschutzes gesprochen wird und viel zu wenig über die Kosten unterlassenen Klimaschutzes“, legte sie unter anderem dar.
Seit einiger Zeit wirkten Fliehkräfte in der Europäischen Union: Gemeinsame Werte würden brüchig, die Erwartungen an die Institutionen erfüllten sich nicht, gesellschaftliche Entwicklungen erfolgten mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. „Wenn dann kurz- oder mittelfristige nationale Interessen über den Nutzen des gemeinsamen europäischen Projekts und die rechtliche Grundlage gestellt werden, dann kommen wir in eine Schieflage“, so Merkel.

Ausschnitt aus dem Gruppenfoto, das in Yuste aufgenommen wurde. Im Hintergrund der deutsche Botschafter in Spanien, Wolfgang Dold. Foto: efe
Ausschnitt aus dem Gruppenfoto, das in Yuste aufgenommen wurde. Im Hintergrund der deutsche Botschafter in Spanien, Wolfgang Dold. Foto: efe

König Felipe unterstrich in seiner Begrüßung die Fähigkeiten von Angela Merkel, Konsens und ausgewogene Lösungen zu finden. Er erinnerte daran, dass sie sich selbst als „Angestellte des Staates“ bezeichnet hat und lobte Beharrlichkeit und Ausdauer, Pragmatismus und Glaubwürdigkeit als ihre herausragenden Eigenschaften. Sie habe stets den Kompromiss einer Konfrontation vorgezogen, erklärte er. Angela Merkel repräsentiere den guten Geist des vereinten Europas, und er schloss seine Ansprache mit dem Aufruf: „Lasst uns Europa weiter konstruieren – unser bestes gemeinsames Projekt“.

Der Europapreis Karl V. wird durch die Europäische und Iberoamerikanische Akademie der Stiftung Yuste für außerordentliches europäisches Engagement vergeben. Sie verleiht den Preis seit 1995. Die Auszeichnung wird jeweils vom spanischen König überreicht. Angela Merkel wurde der Preis für ihre Verdienste um die europäische Einigung verliehen.

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