Ferien alle zwei Monate


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Kantabrien nimmt eine tiefgreifende Neugestaltung des Schulkalenders vor

Der kantabrische Bildungsrat, bestehend aus dem regionalen Bildungsressort und den vier Lehrergewerkschaften, hat für das kommende Schuljahr einen neuen, fast revolutionären Schulkalender aufgestellt, der alle zwei Monate eine unterrichtsfreie Woche vorsieht.

Die Schüler Kantabriens werden sich auf eine Woche Ferien Anfang November, Anfang Januar und Ende April, abgesehen von den üblichen Weihnachtsferien, freuen dürfen. Dagegen werden die Sommer- ­ferien um einen Monat – den Juni – gekürzt.  

Alle Bildungszentren, vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe, öffentlicher oder privater Natur, sind betroffen. Die Maßnahme, die bei den Schülern natürlich große Freude erweckt, ist jedoch auch auf Kritik und Widerstand seitens der Eltern und Pädagogen gestoßen. 

Ramón Ruiz, Leiter des regionalen Bildungsressorts, gab gegenüber der Nachrichtenagentur Efe an, das neue Schuljahr werde nicht mehr in drei Quartale sondern in fünf Unterrichtsperioden aufgeteilt, um die untergliedernden Zeitabschnitte zu verkürzen, und die Kinder nicht bis Schuljahresende im Juni vollkommen zu erschöpfen. 

Javier Ramírez von der Gewerkschaft CC.OO. erklärte: „Dieser Schulkalender stellt den Schüler in den Mittelpunkt mit Ferien, die ihm Zeit zum Abschalten geben und eine bessere Organisation der Zentren ermöglichen“. Dabei handelt es sich nicht um eine neue Idee, denn beispielsweise die Schweiz unterteilt das Schuljahr üblicherweise in fünf Quintale. 

Doch beim Elternverband Ceapa ist der neue Schulkalender auf Widerstand gestoßen. Zum einen wurde bemängelt, dass die Entscheidung ohne Hinzuziehung der Elternvertreter getroffen wurde, zum anderen infrage gestellt, wie die Eltern ihr Arbeitsleben mit den häufigeren Ferien in Einklang bringen sollen.

Ceapa-Präsident Jesús Salido äußerte: „Die Eltern hatten um eine ausführliche Diskussion gebeten und nicht erwartet, dass diese Maßnahme ohne ihre Einbeziehung getroffen und bereits im nächsten Schuljahr umgesetzt wird.“ Trotzdem unterzeichneten die Vertreter ein Abkommen mit der Region. 

Der Leiter des kantabrischen Bildungsressorts stellte klar, der einzige Unterschied zu früher seien die zusätzlichen Ferien im November, weil es die Weihnachts-, Karnevals- und Osterferien bereits gegeben habe. Auch sei geplant, während der unterrichtsfreien Zeit in den Schulen Aktivitäten für die Kinder anzubieten. Ramón Ruiz verwies auf die Vielzahl an Schulen, die während der Sommerferien über ein Ferienprogramm verfügen und dieses Angebot nun ausbauen werden. 

Auch der Rat der Pädagogen stellte die Maßnahme infrage und äußerte Zweifel daran, ob häufigere Ferien vorteilhaft seien. Für den Präsidenten Enrique Castillejo gibt es keine Vergleichsstudien darüber, welches Kalendermodell die Leistungsfähigkeit der Schüler verbessert. 

Castillejo kritisierte, dass nicht geklärt sei, wer die Schulen während der unterrichtsfreien Zeit öffne, wer das Ferienprogramm ausführe – denn Lehrer seien keine Animateure – oder wie die Familien die Betreuung ihrer Kinder organisieren sollten. Bislang sei noch nicht erwiesen, dass die Schüler zum Jahresende schlechtere Leistungen erbringen  würden.

José Carlos Tobalina von der Bewegung für eine Erneuerung der Pädagogik bezeichnete den Schritt dagegen als „mutig“. „Wir müssen landesweit den Schulkalender rationalisieren. Bislang wurden weder die Einheit der Lehrstoffe noch die Lernzyklen, geschweige denn die Bedürfnisse der Kinder und der Gesellschaft mit einbezogen. Vielmehr wurde der Schulkalender nach den kirchlichen Feiertagen aufgestellt.“ 

Tobalina plädierte jedoch weniger für das kantabrische Modell als vielmehr für einen Wandel innerhalb der Gesellschaft, für weniger Unterbringung der Kinder in Schulen und Zentren und mehr Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben zugunsten der Kinder.

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