Fischsterben auf amtliche Anordnung


Die Wasserzufuhr, die die Forellen mit Sauerstoff versorgte, wurde abgestellt. Foto: Lola Schoon

Die Forellenzucht in La Orotava wurde überraschend geschlossen

Teneriffa – Am 22. September wurde die Forellenzuchtanlage (Piscifactoría) in Aguamansa, La Orotava, überraschend stillgelegt. Die Frischwasserzufuhr wurde nach einem Besuch der kanarischen Gesundheitsbehörde abgestellt und rund 12.000 Forellen erstickten innerhalb der folgenden Stunden in den Becken.

Nachdem die Wasserzufuhr, die die Forellen mit Sauerstoff versorgte, abgestellt wurde, verendeten die Fische. Anwohner, die das Geschehen beobachteten, reagierten mit Empörung. Foto: NOTICIA

Der Grund für die abrupte Schließung der Anlage, die seit 1971 besteht und ein beliebtes Ausflugsziel für Schulklassen, Familien und Urlauber war, ist unklar. Kurz vor der Schließung waren Vorwürfe laut geworden, dass Antibiotika, mit denen die Fische jedes Jahr zu Beginn des Sommers behandelt wurden, in den Wasserkanal „Canal del Norte“ gelangt sei, der mehrere Gemeinden auf dem Weg nach Santa Cruz, die Hauptstadt selbst sowie Teile La Lagunas mit Trinkwasser versorgt.

Die Inselregierung, der die Forellenzucht gehört, verlautbarte, dass schon im vergangenen Dezember geprüft worden sei, die Anlage zu schließen, da sie ihren kommerziellen Zweck, zu dem sie gegründet worden war, nicht mehr erfüllte und nur noch als Ausflugsziel diente. Deshalb habe man in Absprache mit der Kanarenregierung die Stilllegung angeordnet.

Bezüglich des für Menschen nicht zugelassenen Antibiotikums Chloramphenicol erklärte die Inselregierung, eine Behandlung von Fischbeständen im Juni, um Krankheiten, die mit der im Sommer steigenden Wassertemperatur einhergehen, vorzubeugen, sei in Spanien allgemein üblich, und das Medikament ordnungsgemäß von einem Veterinärmediziner verschrieben worden. Warum Wasser aus den Forellenbecken offenbar seit Jahrzehnten zurück in einen Trinkwasserkanal geleitet wird, wurde bisher nicht erklärt. Der für die Piscifactoría zuständige Umweltbeauftragte der Inselregierung, José Antonio Valbuena, äußerte jedoch, das Wasser werde, bevor es an die Haushalte gehe, aufbereitet, gefiltert und geprüft, sodass keine Verschmutzung des Trinkwassers zu befürchten gewesen sei. Dass dabei chemische Substanzen, wie das Antibiotkum, das allsommerlich ins Trinkwasser gelangt sein könnte, bei diesen Verfahren nicht ausgefiltert werden können, ließ er in seiner Stellungnahme unberücksichtigt.

Nachbarn verärgert

Als die Wasserzu- und -abfuhr der Forellenbecken abgestellt wurde, fanden sich mehrere Anwohner, denen aufgefallen war, dass kein Wasser mehr floss, in der Fischzuchtanlage ein. Als sie die toten und sterbenden Forellen in den Becken sahen, riefen sie die Polizei, die den Sachverhalt aufnahm und mit Fotos dokumentierte.

Die Nachbarn zeigten sich verärgert über die Art, wie man die Fische umkommen ließ. Auch die Verschwendung von Lebensmitteln wurde heftig kritisiert. Es herrschte allgemeines Unverständnis darüber, dass man eine Anlage, die seit 42 Jahren existiert, Knall auf Fall abgestellt hat, statt sich ein paar Tage Zeit zu nehmen, um die Fische einer Nutzung zuzuführen.

Auch in den sozialen Medien, auf Twitter und Facebook, gab es Kritik an der Vorgehensweise der Inselregierung sowie Fotos und Filme, welche die Vorgänge bei der Schließung der Zuchtanlage dokumentieren. Die toten Fische wurden mittlerweile abtransportiert und entsorgt.

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