Fischzuchtanlagen sollen 1.600 Tonnen produzieren


© Moisés Pérez

Derzeit schwimmen 20 Zuchtkäfige vor Tazacorte – die Unternehmen haben Genehmigungen für weitere 16 beantragt

Frischer Fisch? Kein Problem, auch nicht bei starkem Seegang. Denn in fast allen Lokalen auf den Kanaren gehen die Köche mittlerweile auf Nummer Sicher und halten in ihren Kühlräumen frische Doraden aus den Fischzüchtungen bereit.

Dafür, dass die frischen Zuchtfische nie ausgehen, sorgen zahlreiche Unternehmen, drei davon auf der Insel La Palma. Acuibag, Acuipalma und Acuihope besitzen zusammen zwanzig Fischzuchtkäfige an der Küste von Tazacorte. Zu Millionen schwimmen in den runden Käfigen die Doraden herum und werden gemästet bis sie die ideale Größe für den Speiseteller erreicht haben.

Aufstrebender Industriezweig

Acuibag-Firmenchef Roberto García freut sich über den großen Erfolg dieser Alternative zur traditionellen Fischerei auf den Inseln. „Wir werden dieses Jahr mit den neuen Käfigen schätzungsweise eine Gesamtproduktion von 1.600 Tonnen erreichen“, prognostiziert er. „Das wäre ein echter Rekord für die Insel La Palma, die sich immer mehr auf einem Markt behaupten kann, auf dem die Kanarischen Inseln mit einer jährlichen Produktion von etwa 5.000 Tonnen (in 2006) spanienweit führend sind“.

Die ersten marinen Fischzüchtungen wurden auf La Palma vor fünf Jahren eingerichtet. Seither hat sich dieser Industriezweig steil entwickelt. Anfangs wurden 125 Tonnen jährlich produziert, heute sollen es bis zu 1.600 sein. Für Roberto García steht fest, dass die Zukunft dieses Marktes auf La Palma gut aussieht, denn die Insel soll die größte Fischproduktion des gesamten Archipels erreichen. Die Bedingungen auf La Palma sind so gut, dass in Kürze eine Gesamtproduktion von bis zu 8.000 Tonnen erzielt werden könnte, meint García.

80% der Fische werden auf dem spanischen Markt verkauft, der Rest an Länder wie die USA, Kanada, Frankreich und Russland geliefert.

Ein zweischneidiges Schwert

Doch die „Hühnerbatterien unter Wasser“, wie die Fischzuchtanlagen einmal von einem deutschen Magazin genannt wurden, haben ihre Vor- und Nachteile. Marode Netze haben bereits mehrmals zu einer Massenflucht von Fischen geführt, die dann die Gewässer um die Insel bevölkerten. Experten schätzen die Überbevölkerung mit einer einzigen Fischsorte als große Gefahr für die Biodiversität in diesem Gebiet des Atlantiks ein.

Vor einigen Jahren noch hielt sich das Problem in Grenzen. Doch heute, so versichern Fachleute, bevölkern immer mehr und immer größere Doraden die Küsten von La Palma, was eindeutig durch die Fischzuchtanlagen bedingt ist. Diese „Invasion“ gefährdet das Ökosystem, soviel steht fest. Doch genaue Untersuchungen über die tatsächlichen Auswirkungen wurden noch nicht durchgeführt.

Der Biologe Iñigo La Varga hält die Gefahr für gering, wenn die Unternehmen ihre Anlagen korrekt instandhalten und in die Sicherheit der Netze investieren. Das Problem tauche erst auf, wenn an der falschen Stelle gespart wird, und Netze nicht erneuert werden, bevor sie brüchig sind. Unter normalen Bedingungen haben die Doraden sowieso keine lange Lebenserwartung, und die Zuchtexemplare können sich nicht fortpflanzen. „Trotzdem“, so La Varga, „stellen sie bei einer Massenflucht von tausenden oder millionen von Exemplaren das marine Ökosystem der Insel auf den Kopf und treten in direkten Wettbewerb mit endemischen Arten“.

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